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Der Glanz der Welt

Der Glanz der Welt

Titel: Der Glanz der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Amon
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deutete auf ihn, „gerade den Schnittling wieder einmal hoppgenommen hat?“
    „Woher soll ich das wissen, bin eben erst gekommen“, sagte ich.
    „Da hast du aber was versäumt“, lachte Himmel und drehte gedankenverloren seine kalte Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger.
    „Kann man sagen“, fügte der Kommerzialrat hinzu.
    „Wieso versäumt?“, fragte ich. „Dass der Schnittling verhaftet wird, hat nun wirklich keinen Neuigkeitswert. Das ist kein Vorgang mehr, das ist ein Zustand. Außerdem haben ihn seine Anwälte spätestens morgen wieder herausgeholt. Ist doch immer das Gleiche. Der Scheck ist sicher schon unterschrieben.“
    „Aber er muss nochmals 20 Millionen drauflegen, mindestens 20 Millionen“, sagte Pirchmoser und wirkte sehr zufrieden.
    „Womit hast du ihn diesmal am Schlafittchen erwischt, commissario ?“, fragte der Kommerzialrat.
    „Die Schnittling-Utopia-Land-Zertifikate, die der Grapschmann noch dazu bei euch im Blatt ganzseitig beworben hat, klarer Betrugsverdacht“, antwortete Pirchmoser nach kurzem Zögern.
    „Und warum wird allein der Schnittling eingelocht und nicht auch der Grapschmann?“, wollte Himmel wissen.
    „Wenn du eine Zeile drüber schreibst, die ich dir nicht erlaubt habe, dreh’ ich dir den Hals um“, sagte Pirchmoser ernst. „Ich habe so schon genug Schwierigkeiten mit dem Ministerbüro. Also, drei Mal darfst du raten, warum der Grapschmann nicht einsitzen darf.“
    „Ich schweige wie ein Grab, so wahr ich sensazione heiße“, setzte Himmel an, aber Pirchmoser fiel ihm sofort ins Wort: „Du vielleicht, aber deine Schlagzeilen sind recht geschwätzig.“
    „Du kränkst mich“, sagte Himmel, „ich habe dich noch nie wo reingeritten. Was du nicht freigibst, darüber schreibe ich nicht.“
    „Gut“, nickte Pirchmoser und legte los. „Die haben den Anlegern um 500 Millionen völlig wertlose Aktien angedreht. 50 Mille hat die Schnittling-Bank vor zwei Jahren gleich als Ausgabespesen kassiert, noch einmal 150 Millionen bis Jahresschluss als Verwaltungsgebühr. Und voriges Jahr haben sie nochmals 200 Millionen Verwaltungsgebühren abgegriffen. In Summe sind nur mehr 100 Millionen in bar da, der Rest schlummert irgendwo auf Cayman Islands oder so. Und ein paar Millionen hat der Grapschmann sich als Vorstandsgage der Schnittling-Utopia auszahlen lassen. Über 400 Millionen sind weg, ohne dass die auch nur ein einziges Geschäft getätigt, irgendein Grundstück gekauft oder sonst etwas getan hätten.“
    „Das hat er doch bei der Schnittling-Utopia-Air auch schon getan. Wie der Name sagt: nicht einmal Luftgeschäfte, nur Luft, sonst nichts“, sagte ich.
    „Aber diesmal ist ein paar Anlegern der Kragen geplatzt“, sagte Pirchmoser, „die wollen ihr Geld wieder zurückhaben.“
    „Viel Glück“, sagte Himmel, „das Geld liegt bei Gericht als Kaution.“
    „Nur 100 Mille“, sagte Pirchmoser, „bald 120.“
    „Da bleibt noch immer genug über fürs tägliche Leben“, meinte der Kommerzialrat.
    „Das Ärgste ist“, sagte Pirchmoser und senkte die Stimme, wir rückten mit den Köpfen zusammen, „aber das ist jetzt wirklich total vertraulich: Wir haben die 100 Mille Kaution gar nicht. Der Staatsanwalt hat die umgehend auf ein Konto bei der Schnittling-Bank rücküberwiesen.“
    „Das gibt’s nicht“, sagte Himmel. Pirchmoser nickte: „Doch, das gibt es. Der Haftrichter hat so die Hosen voll, die Anwälte vom Schnittling haben dem mit allem und jedem gedroht, deshalb hat er das Geld auf ein Konto bei der Schnittling-Bank gelegt. Da jetzt sozusagen der Schnittling sich selbst um die Veranlagung kümmern muss, kann er nachher schwer einen Zinsverlust geltend machen. Es liegt jetzt an ihm, wie gut das Geld angelegt ist.“
    „Wahrscheinlich hat der damit Utopia-Land gekauft“, scherzte Himmel und sah dann etwas verzweifelt auf seine kalte Zigarette: „Scheißrauchverbot.“
    „Da müsste er schön blöd sein“, erwiderte Pirchmoser, „da wäre er dann wirklich erledigt, wenn er auf seine eigenen Schmähs hereinfällt.“
    „Erledigt? In einem anderen Land wäre er das sowieso längst“, sagte ich, „gemeinsam mit dem Grapschmann.“
    „Für den bekomme ich einfach keinen Haftbefehl“, sagte Pirchmoser bedauernd und seufzte, „der hat ein paar Schutzengel auf höchster Ebene, knapp unter dem lieben Gott. Seit zwei Jahren lehnen sie mir jeden Antrag auf Hausdurchsuchung ab. Wenn der irgendetwas Verdächtiges in seiner Villa hatte, dann hat

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