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Der Glasmaler und die Hure

Der Glasmaler und die Hure

Titel: Der Glasmaler und die Hure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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strömte, den Poutiainen an der Wade trug.
    Der Finne drehte seinen Kopf in Martins Richtung. Seine Augen wirkten müde, und auf seiner Stirn glänzte Schweiß. Auf eine gewisse Weise ähnelte er nun ein wenig seiner Frau im Kindbett.
    »Fellinger«, sagte Poutiainen matt. »Seid Ihr gekommen, um Euch mein Bein anzusehen?«
    Martin schüttelte den Kopf. »Meine medizinischen Fertigkeiten sind noch immer sehr gering. Ich würde Euch wohl eher schaden als nutzen. In diesen Dingen solltet Ihr Euch besser an Conrad wenden.«
    »Vielleicht.« Poutiainen richtete sich ein Stück auf und verzog bei der Bewegung das Gesicht. »Wie ich erfahren habe, ist Conrad nicht mehr gut auf Euch zu sprechen. Ihr liegt im Streit miteinander.«
    »Woher wißt Ihr davon?«
    »Conrad hat in den letzten Tagen des öfteren mein Bein behandelt, obwohl seine Finger so versteift waren, daß er kaum die Salbentöpfe halten konnte. Thea oder auch Conrads gräßliche Schwester mußten die Verbände wechseln, weil er nicht mehr dazu in der Lage war. Ich habe mich darüber gewundert, daß Ihr ihm nicht zur Hand gegangen seid, doch Conrad schwieg beharrlich, als ich ihn auf Euch angesprochen habe. Thea hingegen hat mir auf meine Fragen hin anvertraut, daß es einen Streit gab.«
    »Das ist richtig.«
    »Es interessiert mich nicht, welchen Hader Ihr mit Conrad austragt, aber ich gestehe, ich bin sehr neugierig, aus welchem Grund Ihr mich nun aufsucht.«
    »Ich werde den Troß verlassen und für lange Zeit fortgehen.«
    Poutiainen stutzte und grinste schief. »Ich kann Euch schwerlich daran hindern, falls Euch das Sorge bereiten sollte.«
    Ein Moment des Schweigens breitete sich zwischen den beiden aus. Schließlich fragte Poutiainen: »Ihr braucht meine Hilfe?«
    Martin kam sich wie ein Bittsteller vor, der einen Kanten Brot erflehte. Er räusperte sich. »Nun, als ich Euren Sohn auf die Welt gebracht habe, habt Ihr mir eine Gefälligkeit versprochen.«
    »Und Ihr seid heute gekommen, um dieses Versprechen einzufordern?«
    »Ja.«
    »Dann sprecht frei heraus.«
    »Ein Pferd.«
    Poutiainen reagierte überrascht auf diese nicht unbedingt geringe Bitte. »Ein Pferd?«
    »Ich werde mich auf eine Reise in die böhmischen Lande begeben, und ich kann den Weg nicht zu Fuß zurücklegen. Meine Bitte mag vermessen erscheinen, aber sie ist dringlich. Und wenn es das Schicksal gut mit mir meinen sollte, werde ich Euch das Pferd eines Tages zurückbringen. Es wäre nur geliehen.«
    Der Finne kratzte sich nachdenklich an der Stirn. Martin befürchtete bereits, daß der Rittmeister seine Bitte ablehnen würde, doch da mischte sich Maija in ihr Gespräch ein. Sie wechselte einige finnische Worte mit Poutiainen, und Martin vermutete, daß sie sich erklären ließ, worüber ihr Ehemann mit seinem Gast gesprochen hatte. Auch wenn Martin ihre Sprache nicht verstand, konnte er am Klang der Stimme und an den Mienenspielen der beiden doch nachvollziehen, daß Poutiainens Frau mit der Meinung ihres Mannes ganz und gar nicht einverstanden schien. Ihre Stimme wurde lauter und energischer, während Jöran Poutiainen sich zurücknahm und ihr letztendlich mürrisch zuzustimmen schien. Als das Wortgefecht beendet war, schaute Martin den Finnen fragend an.
    »Ihr sollt Euer Pferd bekommen«, sagte Poutiainen.
    Martin war einen Moment lang sprachlos. Er hatte stark daran gezweifelt, daß Poutiainen seiner Bitte nachkommen würde. »Ich danke Euch«, brachte er hervor.
    »Dankt meiner Frau.« Der Rittmeister bedachte Maija mit einem Lächeln. »Sie hat sich für Euch eingesetzt. Ihr habt in der Nacht, in der mein Sohn geboren wurde, eine einflußreiche Verbündete gewonnen. Sie meint, in meiner Verfassung würde es ohnehin Monate dauern, bis ich wieder auf einem Pferd sitzen kann. Also hat sie mich überzeugt, Euch eines meiner verbliebenen Pferde zu überlassen. Ein Page wird Euch zudem morgen eine Karte bringen, damit Ihr an Euer Ziel gelangt, und auch genügend Geld,um mein Pferd anständig zu versorgen. Ich lege keinen Wert darauf, daß Ihr mein Eigentum zu Tode schindet, indem Ihr das Pferd in die falsche Richtung treibt oder es verhungern laßt.«
    Martin verbeugte sich tief. »Eure Großzügigkeit beschämt mich.«
    Maija nahm Martin an die Hand und führte ihn zu den beiden Pferdekoppeln, in denen die Hengste und Stuten getrennt voneinander grasten. Sie rief einen der Knechte herbei und sprach mit ihm. Der Mann deutete auf eines der Pferde. Maija nickte, woraufhin er in die

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