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Der Glaspavillon

Titel: Der Glaspavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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goldenen Tagen gefühlt und getan? Ich blätterte ein paar Seiten zurück und las:

    24. Juli Theo Theodosius!! Mit Natalie ist es total öde, sie will nicht mit mir sprechen, Paul jammert die ganze Zeit, keine Ahnung, was mit ihm los ist, Fred und Jonah benehmen sich fürchterlich kindisch, Claud ist am Durchdrehen, weil er die ganze Party organisiert. Er sagt, daß er nicht weiß, wo das Zelt stehen soll und wer es aufbauen wird und wessen Idee es überhaupt gewesen sei, den Grillplatz – von dem alles abhängt – erst kurz vor der Party zu bauen, und ob irgend jemand Alan und Martha im Notfall erreichen kann. Er (Claud) sieht richtig krank aus.
    Luke hängt auch rum und sieht elend aus, und Mum und Dad sind auch nicht gerade in Hochform. In diesem ganzen Chaos, in dem jeder kurz vor dem Nervenzusammenbruch zu stehen scheint, fühle ich mich so wundervoll wie noch nie in meinem ganzen Leben. Es hat alles gerade erst angefangen, und es ist wundervoll. Während ich dies schreibe, ist es bereits tiefe Nacht (Natalie schläft schon –
    sie sah echt schrecklich aus heute abend, aber wenn sie nicht bald netter zu mir ist, höre ich wirklich auf, mir Sorgen um sie zu machen). Ich halte eine Taschenlampe über die Seite, während ich schreibe. Ich bin so aufgeregt, daß ich den Füller kaum ruhig halten kann. Tagsüber mußte ich mich um die Dinge kümmern, die Claud organisiert hat: Lebensmittel in Westbury abholen, aufräumen, austüfteln, wer wo schläft … Hab Theo also kaum gesehen. Dann, nach dem Abendessen, als es dunkel wurde, kreuzten sich unsere Blicke. Wir trafen uns draußen und nahmen uns wortlos bei der Hand, gingen über den Rasen und durch den Wald fast bis ganz zum Cree’s Top hinauf. Wir setzten uns nebeneinander und küßten und streichelten uns. Theo knöpfte mir mein Kleid auf und berührte seinen Körper durch die Wäsche hindurch, und ich berührte seinen Körper mit zitternden Händen und hoffte, daß er nicht merkt, wie sehr ich zitterte, aber eigentlich war es mir egal. Noch immer laufen Schauer durch meinen Körper, und wenn ich die Augen schließe, fühle ich genau, wo er mich berührt hat, jede noch so winzig kleine Stelle. Wir sagten einander, daß wir uns lieben. Eng umschlungen lagen wir da, und ich wollte weinen, aber ich tat es nicht. Dann gingen wir ganz langsam wieder zurück. Es war der letzte Tag des Halbmondes, die silberne Sichel war unglaublich schmal.
    Dann küßten wir uns ganz lange und sagten einander gute Nacht, und ich schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinauf und schreibe das jetzt und weiß, daß ich überhaupt nicht schlafen kann.

    25. Juli Stimmt nicht ganz. Ich lag stundenlang wach, bis ich schließlich doch einschlief. Ich wurde aber schon ganz früh, um halb fünf, von den Vögeln geweckt und fühlte mich den ganzen Tag über entweder müde oder träumte vor mich hin. Ein langweiliger, langweiliger, stinklang-weiliger Tag. Alan und Martha können von Glück sagen, daß sie bloß zur Pary kommen und sie nicht vorbereiten müssen. Jeder sieht noch schlechter aus als gestern. Ach ja, wir haben Zuwachs bekommen, Mr. Weston kam mit dem großen Zelt, den Backsteinen und anderen Sachen für den Grillplatz und war furchtbar mies gelaunt. Aber als Claud Mr. Weston erklärt hatte, was er tun sollte, waren beide mies gelaunt. Ich konnte nicht anders, ich mußte kichern. (Natalie ist das leibhaftige Elend, wirklich.) Erst meinte Claud, der Grill müsse gebaut werden, dann sollte plötzlich das Zelt aufgebaut werden, und am Abend stand der Grill noch immer nicht. Claud sagte, wenn wir uns morgen als erstes darum kümmern, würde alles noch klappen, Mr. Weston ist kurz vorm Durchdrehen und so weiter und so fort. Alle brüllen sich nur noch an. Morgen ist die Party, und es wird das totale Chaos geben, alle werden wie verrückt herumrennen, und ungefähr zehn Millionen Gäste werden eintreffen, die an verschiedenen Orten übernachten sollen. Erst mal werden wir morgen alle von Seiner Hoheit Claud von Martello bis in die hintersten Winkel von Shropshire gejagt werden. Aber das juckt mich nicht weiter. Theodore und ich haben heimlich darüber geredet, und wir werden überhaupt nicht zu der Party gehen (!!!). Sein Freund Pete Nichol kommt mit seinen Eltern, und sie werden bis zum Morgengrauen bleiben, bis Claud auch noch den letzten Hot dog vom el nouveau barbecudos serviert hat. Theo und ich werden uns heimlich davonschleichen und zu Pete fahren. Und dann werde ich mich ihm ganz

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