Der Glaspavillon
bemerkt, daß ich ganz in der Nähe war.«
Er lachte. »Gut. Schön, dich zu sehen, Jane.«
»Kann ich dich irgendwohin mitnehmen?«
»Liegt Bush Home auf deinem Weg?«
»Nein, aber ich bringe dich gern hin.«
Theo sagte dem bereits wartenden Taxifahrer, er könne weiterfahren, und wir stiegen in meinen Wagen.
»Wie kommst du bloß mit einer so kleinen Aktentasche aus?«
»Ich bin immer mit Einkaufstüten voller Papiere in den Satteltaschen unterwegs.«
Theo schüttelte den Kopf. »Ich finde selbst die noch viel zu groß. In fünf Jahren habe ich eine von der Größe und dem Gewicht einer Kreditkarte.«
»Ich verliere meine Kreditkarte andauernd.«
»Ich fürchte, die Informationsrevolution hat noch nicht herausgefunden, wie man das Gehirn beeinflußt, meine Liebe. Da vorne mußt du links abbiegen und dann rechts.«
»Ich kenne den Weg«, entgegnete ich etwas gereizt. »Du bist nicht sehr nett mit unserer Polizeitruppe umgesprun-gen, findest du nicht auch?«
»Das ist genau das Thema, bei dem die Leute die Ohren spitzen, oder nicht?«
Eine kurze Stille trat ein, und ich wartete in der Hoffnung, Theo würde bei diesem Thema bleiben. Ich selbst hatte Angst, das anzusprechen, was mir auf den Nägeln brannte. Doch ich mußte es tun.
»Theo, was hast du mit Helen Auster im Sinn?«
Zunächst erfolgte keine Reaktion, aber die Pause war etwas zu lang.
»Was meinst du damit?«
»Ach komm schon, Theo, ich bin doch nicht blind.«
Ich sah, wie sich sein Griff fester um die Aktentasche schloß.
»Ach, weißt du, Frauen in Uniform haben irgendwas an sich, findest du nicht?«
»Helen Auster trägt keine Uniform.«
»Nicht wirklich, aber metaphorisch. Es ist irgendwie erotisch, wenn ein Symbol staatlicher Autorität schwach wird und sich erobern läßt.«
Ich wußte nicht, wie ich anfangen sollte.
»Theo, sie versucht den Mord an deiner Schwester aufzuklären.«
»Ach, laß doch, Jane. Kein Mensch wird den Mord an Natalie je aufklären. Die Ermittlungen sind eine Farce. Es gibt kein Beweismaterial. Letztlich wird alles im Sand verlaufen.«
»Hab ich da was verpaßt, Theo? Ich dachte, du bist verheiratet. Wie paßt Frances in die Geschichte?«
Mit einem selbstsicheren Lächeln wandte sich Theo zu mir um.
»Was soll ich dir denn sagen, Jane? Daß meine Frau mich nicht versteht? Wir sind hier nicht beim Debattier-klub.«
»Ist Helen Auster nicht auch verheiratet?«
»Mit dem Supermarktmanager, ja. Aber das scheint für Sie kein Hinderungsgrund zu sein.« Ich musterte ihn. Auf seinem Gesicht lag ein leichtes Lächeln, als wollte er mich ärgern oder sich über mich lustig machen. »Helen ist eine leidenschaftliche Frau, Jane. Und sehr freizügig, wenn sie ein wenig ermutigt wird.«
»Willst du Frances verlassen?«
»Nein, es ist nur ein bißchen Abwechslung.«
So schrecklich einfach war es also. Mir war übel, aber ich konnte mich nicht bremsen.
»Ich habe neulich Chrissie Pilkington gesehen. Na ja, sie heißt nicht mehr Pilkington.«
»Und?«
»Sie hat deinen Namen erwähnt.«
»Worum ging es denn?«
»Sie war mal eine Flamme von dir. Nachdem dein Vater mit ihr fertig war.«
»Sehr kurz.« Er schwieg. »Alles in Ordnung, Jane?«
fragte er schließlich.
»Wie meinst du das?«
»Möchtest du wirklich wissen, wie ich das meine?«
fragte Theo, zum erstenmal richtig wütend. »Ich versuche mich daran zu erinnern, wer vor Chrissie meine Flamme war, wie du es so schön ausdrückst. Wie hieß sie denn nur?« Hektisch blickte er um sich. Wir steckten im Stau, mitten in der Gower Street. »Ich gehe von hier lieber zu Fuß oder nehme mir ein Taxi. Danke fürs Mitnehmen.«
Damit öffnete er die Wagentür, stieg aus und ging mit raschen Schritten davon. Ich blieb im Wagen sitzen, mitten im Stau, wütend und beschämt.
24. KAPITEL
Ich nahm gerade ein Bad, als das Telefon klingelte. Mit dem großen Zeh drehte ich den Warmwasserhahn zu, ließ mich in den Schaum zurücksinken und horchte. Ich hatte vergessen, den Anrufbeantworter einzuschalten. Ob ich drangehen sollte? Wenn ich jetzt aus der Badewanne hüpfte, würde das Klingeln aufhören, ehe ich den Apparat erreichte. Aber es hörte nicht auf zu klingeln. Also hievte ich mich doch aus dem Wasser, wickelte mich in ein Handtuch und rannte ins Schlafzimmer.
»Hallo!«
»Jane, hier ist Fred.«
»Fred? Ich hab ewig nichts mehr von dir gehört …«
»Ich rufe an wegen Martha. Es geht zu Ende.«
»Zu Ende?«
»Sie liegt im Sterben, Jane. Es wird schnell
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