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Der globale Eingriff

Der globale Eingriff

Titel: Der globale Eingriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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ärztliche Behandlung?“
    „Der Verband versteckt mein Gesicht, Alter“, sagte eine neue Stimme, die, wenn man von der geringen Lautstärke ausging, vom anderen Ende des Raumes kommen mußte. „Eine Maske hätte Verdacht erregt, aber ein Verband ist in diesen gewalttätigen Zeiten ein ziemlich gewöhnlicher Anblick. Ich brauche deinen Doktor nicht, und du verhältst dich still und hältst den Mund. Für ein paar Minuten habe ich jetzt viel zu tun.“
    „Was … was machen Sie mit den Luftaufnahmeklappen?“ sagte Hesketh scharf. „Mr. Holden hat gesagt, sie sollen nur geschlossen werden, wenn ein Feuer eintritt oder ein Stockwerk entlaust werden soll.“
    „Ich weiß“, sagte der Fremde, „aber man könnte sagen, daß ich mit der Vernichtung von Ungeziefer beschäftigt bin … Setz dich hin, Alter!“
    „Aber … aber das ist kein Ungeziefer“, protestierte Hesketh. „Es sind Menschen wie Sie und ich, und sie werden ersticken, wenn …“
    „Wenn Käfer unter sich sind, halten sie sich vielleicht für normale Leute so wie du. Aber nicht wie ich. Ich habe gelernt, einen unabhängigeren Standpunkt zu beziehen, was Menschen und Ungeziefer angeht.“
    „Ich verstehe Sie nicht“, sagte Hesketh. Es war ein verzweifelter Unterton in seiner Stimme.
    „Das verlangt auch niemand“, erwiderte der andere. „Sagen wir, daß es notwendig ist, daß künftige Generationen unseren Mut, unsere Selbstbeherrschung und unsere Charakterstärke bewundern werden, die es uns ermöglichen, rücksichtslos zu sein, damit in Zukunft größerer Wohlstand herrscht. Wenn die sich klarmachen würden, daß nur eine Handvoll von uns für die Auslöschung dieses Wohnblocks verantwortlich ist und daß wir das überall und jederzeit wiederholen können. Bist du, Alter, dir über die Planung, die gemeinsame Arbeit und die haargenaue Zeitaufteilung im klaren, die dieses Unternehmen möglich machen?“
    „Nein“, sagte Hesketh.
    Ein innerer Zwang schien den Mann zum Sprechen zu bringen. Seine Stimme schwoll an und hatte einen Klang von religiöser Hingabe, als er fortfuhr: „Weißt du, daß wir drei den ganzen Tag über die Türen verschlossen haben, die zu den Feuertreppen führen? Zwanzig verschiedene Treppen, und auf jede Treppe kommen über vierzig Türen. Und unter jede Tür kam ein kleiner Keil. Kein Mensch hat uns gestört, weil diese Treppen steil und gefährlich und außerdem nicht beleuchtet sind, wenn kein Notfall eintritt. Wenn heute nacht der Notfall eintritt, werden die Treppen natürlich notbeleuchtet bleiben. Aber das wird erst in ungefähr zehn Minuten geschehen“, fuhr er stolz fort. „Jetzt, da die Frischluftversorgung unterbunden ist, wird es langsam stickig in den Zimmern. Die Menschen sind kleine Unannehmlichkeiten wie schlechte Luft und verlöschendes Licht gewöhnt, also werden sie sich zuerst keine Sorgen machen. In fünf Minuten werden sie sich wirklich schlecht und verängstigt fühlen, besonders dann, wenn sie ihre Zimmer verlassen und bemerken, daß die Luft in den Korridoren und aus den Frischluftklappen viel schlechter ist als die in ihren Zimmern. Sie werden sich dann langsam um die Aufzüge versammeln, weil sie hierherkommen wollen, um sich zu beschweren. Sie werden geduldig warten, weil man auf Aufzüge immer geduldig warten muß, und während sie warten, verbrauchen sie noch mehr von dem verbleibenden Sauerstoff. Wenn ich alle Beleuchtungsstromkreise unterbreche und gleichzeitig den Feueralarm in jedem Korridor auslöse, dann gibt es eine allgemeine Panik, viel Herumgelaufe und Kämpfe in der Dunkelheit, und dann kommt natürlich schnelles Ersticken und damit der Tod.
    Die Energietreter stellen ein anders gelagertes Problem dar“, führte er in einer ruhigeren, besonneneren Stimme weiter aus, „weil sie körperlich sehr stark und außerdem beinahe auf gleicher Höhe mit der Straße sind. Sie verbrauchen sehr schnell Sauerstoff, und die Auswirkungen einer Luftzufuhrunterbrechung sind für sie wahrscheinlich sofort bemerkbar. Aber die Luft dort unten ist wegen des Körpergeruchs so schlecht, daß sie nicht bemerken werden, wie stickig sie ist, bis es zu spät dafür ist, eine geordnete Evakuierung vorzunehmen. Meine Kollegen haben die Ausgangskammern mit Kampfgas verseucht, so daß die wenigen, die so weit gekommen sind …“
    „Kampfgas ist innerhalb von geschlossenen Räumen verboten“, sagte Hesketh dumpf. „Wenn es sich nicht schnell verbreiten kann, ist es tödlich.“
    „Sei nicht so dumm,

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