Der globale Eingriff
acht Namen, deren Überreste am Ort der Explosion gefunden worden waren. Drei von ihnen gehörten zum Krankenhauspersonal, und die übrigen fünf waren jene, die heute morgen bereits in dem Verkehrsunfall umgekommen waren. Ein jung verheiratetes Paar mit Namen Braithwaite, der Polizeioffizier Nelson, ein Soziologieprofessor namens Crawford und Jennings, kein Geringerer als der Oberrat der Stadt!
„Warum“, sagte Malcolm, „sollte Ihr Inspektor Nelson einen berühmten Soziologen und den Ersten Bürger umbringen wollen?“
Reynolds antwortete nicht, da eine neue Liste auf dem Bildschirm erschienen war. „Schwerverletzt“ war sie überschrieben und viel länger als die vorhergehende. Hinter den Namen stand die Nummer der Station, in die die Verletzten gebracht worden waren, ferner gab es verschlüsselte Symbole, die über den Zustand und die Aussichten Aufschluß gaben. Es war alles Krankenhauspersonal, mit einer Ausnahme: Polizeisergeant J. S. Telford.
„Er ist nicht tot!“ brach es aus dem Inspektor mit Aufregung und Erleichterung in der Stimme heraus. „Kann ich mit ihm reden?“
Malcolm schaute sich die verschlüsselten Symbole hinter dem Namen des Sergeant an, dann sagte er bitter: „Sie meinen sicherlich, ob er mit Ihnen reden kann. Ich bezweifle es, aber ich kann fragen.“
Er schaltete das Bild aus und wählte Sichtkontakt zur Intensivstation. Ein paar Sekunden später erschienen die Gesichtszüge Chiaks. Er sagte: „Intensivstation, Monitorraum.“
„Eine Nachfrage über einen Patienten, Doktor“, sagte Malcolm. „Telford, J. S. ein Polizeisergeant. Könntest du mir sagen, ob …“
„Ich habe deinen Anruf erwartet, Doktor“, unterbrach Chiak. „Er hat eine Ükass an dich und deine Frau gerichtet. Sie müßte in Kürze bei euch sein.“
„Danke. Wird er überleben?“
„Urteile selbst.“
Chiaks Gesicht wurde von dem Monitor ersetzt, der die Fallstudie des Sergeants aufzeigte, den Pulsschlag, Blutdruck, die Herztätigkeit, genauere Informationen über seine Verletzungen sowie die Position der Metallstücke, die sich noch innerhalb seines Körpers befanden. Telfords Atmung wurde durch eine Maschine erledigt, die durch einen Schlauch in seiner Luftröhre Luft in die Lungen preßte. Andere Schläuche ringelten sich aus ihm heraus aufwärts in Salzlösungen, Medizinflaschen und Blutkonserven und abwärts aus den schwereren Wunden in wasserdichte Auffanggefäße. Die blutenden Wunden waren von leichten Verbänden bedeckt und diese wiederum von grünen Handtüchern, die für eventuelle Besucher und Verwandte aufgelegt worden waren, damit die Blutflecken nicht allzu entnervend wirkten. Die Entfernung aller vier Gliedmaßen war nötig, um die bereits durch die fliegenden Metallteile des Fahrzeugs unsauber ausgeführte Amputation zu vervollständigen. Metallteile hatten an zwei Stellen die Wirbelsäule gebrochen, die Niere war beschädigt, die Augen waren ebenso wie ein Teil des Unterkiefers fort, sonstige Schädelverletzungen waren nur oberflächlicher Art.
Die Schwester neben Telfords Bett hatten den allzu gefaßten Gesichtsausdruck von jemand, der das alles schon oft gesehen hatte und kannte, sich aber trotzdem nie so richtig daran gewöhnen konnte.
Das Bild verschwand und wurde wieder durch Chiaks Gesicht ersetzt. „Ist er verheiratet, Doktor? Hat er nahe Verwandte?“
Malcolm schaute rasch zum Inspektor rüber, der zweimal seinen Kopf schüttelte, dann sagte er: „Beides nein.“
„Das kann mich nicht überraschen, er wollte ja auch, daß du seine letzte Kassette bekommst“, sagte Chiak. „Wie dem auch sei, wir können ihn vielleicht am Leben halten, wenn … Ist er wirklich ein Freund von dir?“
Chiaks Augen starrten für die paar unendlich langen Sekunden, die Malcolm für seine Antwort brauchte, vom Bildschirm direkt in sein Gesicht.
„Ja, ein sehr guter Freund.“
Der andere Arzt seufzte, nickte und unterbrach die Verbindung.
Automatisch legte Ann ihre Hand auf Malcolms Schulter und sagte: „Er war ein netter, freundlicher Polizist.“
„Und immer noch ist er ein guter Polizist“, sagte Reynolds rauh. „Weil er gewußt hat, daß wir einigen Personen im Hauptquartier nicht vollständig vertrauen können, hat er die Ükass an Sie geschickt. Ihm war klar, daß sie mir auf diese Weise am schnellsten zugänglich gemacht werden würde …“ Der Inspektor zögerte, dann fuhr er in beruhigterem Ton fort. „Sie haben den Sergeant kaum gekannt, und doch haben Sie gesagt,
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