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Der globale Eingriff

Der globale Eingriff

Titel: Der globale Eingriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Ihrer Eignung ausgehen“, sagte Lukas, während er die Akte ins Archiv zurückgehen ließ. „Aber geeignet oder nicht, Sie haben weder eine Lukas- noch eine Johannes-Schulung zum örtlichen Wächterstatus mitgemacht. Ihre nicht erfolgte Reaktion mir und meinem Titel gegenüber macht deutlich, daß Ihr Unwissen in diesen Dingen vollständig ist. Wir werden Sie als wissenden Helfer ausbilden, weil Sie von der Veranlagung und von der Lebenseinstellung her nicht für die aktive Arbeit geeignet sind. Wenn man Sie für annehmbar hält, dann werden Ihre Aufgaben…“
    „Was geschieht“, fragte Malcolm mit möglichst gleichmütiger Stimme, „wenn man mich nicht für annehmbar hält?“
    „Ich heiße Lukas.“
    Der mißbilligende Gesichtsausdruck des anderen machte deutlich, daß ,Lukas’ viel mehr als nur ein Name war, aber bevor Malcolm die Frage umformuliert wiederholen konnte, redete Lukas schon wieder.
    „Machen Sie sich selbst nicht unnötig Angst“, sagte er. „Das ist eine verschwenderische Geisteshaltung, die einzig den Effekt hat, Ihre Fähigkeit, wichtige Daten aufzunehmen, zu vermindern. Ich kann Ihre Fragen nicht beantworten, da es zu viele davon gibt. Ich würde Ihnen außerdem sowieso Dinge berichten, die Ihnen in Kürze während des Schulungsprozesses weitaus genauer dargelegt werden. Folgen Sie bitte unterdessen dem Kurprogramm, das Ihnen verschrieben wurde. Es besteht aus Ruhe, leichten körperlichen Übungen und dem Betrachten von ausgewähltem Filmmaterial, das gegenwärtiges Geschehen sowie in der Vergangenheit aufgezeichnetes enthält. Aufmerksames Beobachten dieses Filmmaterials sollte einen Großteil Ihrer Fragen beantworten.“
    „Wir sind uns der Schäden bewußt, die ein plötzlicher und einschneidender Umgebungswechsel hervorrufen kann“, sagte Lukas weiterhin, „also werden wir anfangs nur bekannte Dinge zeigen. In den Schulungspausen werden Sie Gelegenheit bekommen, sich zu bewegen und zu essen. Der Eingang der Zelle wird sich öffnen, wenn Sie sich auf sie zubewegen. Verirren Sie sich nicht. Ihren Bewegungen werden keine Beschränkungen auferlegt, aber Sie müssen sich vernünftig verhalten. Was wir für vernünftig halten.“
    Er hob seine Hand zum Abschied oder zur Segnung und wandte sich der Tür zu. Malcolm richtete sich auf und schwang seine Beine über die Kante der Liege.
    „Bitte, Lukas“, sagte er dringlich. „Könnten Sie mir sagen, was mit meiner Frau geschehen ist?“
    „Das kann ich“, erwiderte der andere gewichtig. „Wir haben weder die Möglichkeiten noch das Bedürfnis, weibliche Ortsansässige hier auszubilden. Sie wurde deshalb in die Johannes-Abteilung gebracht. Damit Sie das schon einmal wissen: Die Johannes-Seite hat einen milderen, weniger logischen Weg gewählt, um unser Hauptproblem anzugehen. Der Gebrauch von Frauen, sowohl örtlichen als auch zu uns gehörenden, ist zum Beispiel eine ihrer merkwürdigen Einfalle. Für den Augenblick ist Ihre Frau in Sicherheit, und wir werden eine Verbindung zwischen Ihren Zellen herstellen. Das kann allerdings seine Zeit dauern, da Johannes ja an sich unser Feind ist.“
    „Vielen Dank, Lukas“, sagte Malcolm gleichermaßen gewichtig. „Dürfte ich Ihnen eine Beobachtung mitteilen und dann vielleicht noch eine Frage stellen? Ihre Abteilung scheint nach viel strengeren Regeln als die andere geführt zu werden, und die Überführung meiner Frau… nun ja, ich frage mich, ob Sie hier eine Art Zölibat haben, das den Kontakt zu…“
    „… den örtlichen Frauen verbietet“, vervollständigte Lukas den Satz. „Nur zu den örtlichen.“
    „Was bedeutet örtlich…“
    „Ich lüge nie“, Lukas sprach mit ruhiger Stimme, „also gebe ich Ihnen diesmal keine Antwort.“ Er wandte sich wieder zum Gehen.
    „Warten Sie bitte“, rief Malcolm aus. „Lukas, könnten Sie mir sagen, ob ich rasiert worden bin?“
    Einige Sekunden lang schaute Lukas ihn mit so wissenden Augen an, daß man den Eindruck bekam, dieses Wissen werde ihm durch Gedankenlesen verschafft, dann lächelte er leicht. Malcolm hatte das Gefühl, daß der ehrenwerte Oberst des Regiments seinem ungehobeltsten Soldaten ein winziges Zeichen seiner Anerkennung gab, als er sagte: „Seitdem Sie aus dem Krankenhaus entfernt worden sind, sind Sie nicht rasiert worden. Das ist alles, was ich Ihnen sagen werde. Nur eines noch: Ihre Ausbildung beginnt sofort. Und ich hoffe, daß Sie und Ihre Frau überleben.“
    „Die Ausbildung überleben?“
    „Die auch“,

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