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Der Glucksbringer

Der Glucksbringer

Titel: Der Glucksbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilding Lynne
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hatte. Laut Aussage der Stallknechte war er gar nicht dort gewesen.
    »Macht mir rasch einen Wagen fertig, Leute!« Sie entschied, selber nach Bonham Hall zu fahren und den
Earl, wenn nötig, aus dem Bett zu holen. Während sie den Einspänner über die menschenleere Landstraße lenkte, kämpfte sie dagegen an, nicht immer gleich schwarzzusehen. Sie kannte diese tiefe Depression, in die sie noch stets gefallen war, wenn sie jemanden, der ihr sehr nahestand, in Gefahr wähnte. Ihrem einzigen Sohn, ihrem geliebten Jungen war bestimmt etwas zugestoßen, und ob O’Mara dabei seine Finger im Spiel hatte, würde sie bald feststellen. O ja, ihre dunklen Augen verengten sich zu Schlitzen. Und dann gnade ihm Gott.
     
    Im Laufe seines Lebens hatte Patrick O’Mara die Kunst der Verstellung perfektioniert und wusste sich geschickt aus heiklen Situationen herauszulavieren. Folglich lieferte er Corinne und Rosemary Westaway, die ihn mit bedrückten Mienen fixierten, eine wahrhaft bühnenreife Darbietung.
    »Mrs. Westaway, ich versichere Ihnen, ich habe nichts mit Liams... äh... Verschwinden zu tun«, betonte der Earl nachdrücklich. Sein Blick glitt von Rosemary zu seiner Tochter. »Es macht mich tief betroffen, dass du mir so etwas zutraust!«
    »Ich weiß nur, dass mein Sohn verschwunden ist und dass er Sie gegen Abend aufsuchen wollte.«
    »Corinne, geh und frag bei sämtlichen Dienern und bei der Köchin nach, ob Liam gestern am frühen Abend hier gewesen ist. Wir müssen darüber Klarheit gewinnen. Und informiere Constable Dowd.« Unter Rosemarys stechendem Blick stapfte der Adlige nervös über das geflieste Bodenmosaik in der Eingangshalle. »Eine schlimme Geschichte, wahrlich, eine schlimme Geschichte.«

    »Mein Sohn wollte Sie aufsuchen und um die Hand Ihrer Tochter anhalten, Mylord.« Rosemary verschluckte sich fast an dem Adelstitel. O’Mara war bestens informiert. Dieser Halunke wusste genau, was mit ihrem Sohn passiert war. Das las sie aus seinen hektischen Blicken und den zusammengekniffenen Lippen, gleichsam als könnte er sich verplappern.
    »Also wirklich! Ich hatte ja keine Ahnung!« Patrick stellte sich überrascht. »Meine Tochter und... Liam.« Er nötigte sich ein amüsiertes Schmunzeln ab. »Die Vorstellung ist einfach grotesk.«
    »So, so«, ihre dunklen Augen bohrten sich in seine, »demnach hätten Sie Nein gesagt, wenn Sie ihn getroffen hätten?«
    »Das hätte ich in der Tat, ja. Aber«, seine Augen wurden schmal, »ich habe ihn nicht getroffen, weil er nicht hier war.«
    »Vater.« Corinne war zurückgekehrt und hatte den letzten Teil ihres Gesprächs aufgeschnappt. »Ich liebe Liam. Ich möchte ihn heiraten. Er ist ein sehr netter junger Mann und...«
    »Da bin ich mir sogar sicher, Corinne. Ich bezweifle auch nicht, dass dieser Liam Westaway ein begabter Goldschmied und ein tüchtiger Händler ist. Trotzdem ist eine solche Partie, nun ja, indiskutabel für eine Dame deines Standes. Das leuchtet dir doch sicher ein, oder?«
    Corinne warf widerspenstig ihre Lockenmähne zurück und reckte trotzig ihr Kinn. »Nie im Leben, das könnte dir so passen, Vater! Ich liebe ihn und möchte mit ihm zusammen sein.«
    Patrick verzog grimmig die Mundwinkel und wechselte hastig das Thema. »Was sagt denn unsere Dienerschaft? War er hier?«

    Corinne schüttelte den Kopf. »Nein, niemand hat Liam gesehen«, meinte sie mehr an Rosemary gewandt.
    »Da haben Sie’s«, plusterte der Earl sich auf. »Hab ich Ihnen das nicht gleich gesagt, Mistress Westaway?«
    Rosemary murmelte irgendetwas auf Gälisch, das die O’Maras natürlich nicht verstanden. Sie konnte sich an fünf Fingern einer Hand abzählen, dass der Graf kein Unschuldslamm war. Sie beschloss, Nachforschungen anzustellen, einerlei, wie lange es dauern mochte. Irgendwann würde sie ihren Sohn aufspüren und herausfinden, was der Earl mit ihm angestellt hatte. Und von diesem Tag an würde Bonham Hall und seinen Bewohnern der Spaß vergehen. Der Landsitz sollte allmählich verfallen, das Adelsgeschlecht ausgelöscht werden, beschwor sie ihre magischen Kräfte. Der Earl sollte büßen, indem er am eigenen Leib erführe, was er ihr angetan hatte.
     
    Was war das für ein grässliches Geräusch, und wieso bekam er so schlecht Luft?, überlegte Liam. Allmählich verzog sich die watteweiche Nebelwolke, die seinen Verstand einhüllte, er kam wieder zu Bewusstsein. Und sein Kopf dröhnte von einem dumpfen, wiederkehrenden Hämmern, das durch seinen Schädel

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