Der glueckliche Manager

Ungleichheit der Einkommen tendenziell zu einer steigenden(!) Lebenszufriedenheit der Menschen. Eine mögliche Erklärung liegt darin, dass die Nivellierung von Einkommen nicht nur für die Wohlhabenden nachteilig ist, sondern auch die Anreize und Aufstiegschancen künftiger Leistungsträger reduziert. Wenn alle gleich viel verdienen würden, wären die Menschen also keineswegs besonders glücklich.
    Der Glücksindex im Business
    Eine gerade veröffentlichte Langzeitstudie der Universität von Michigan hat bewiesen, dass die Menschen immer glücklicher werden. Über einen Zeitraum von 26 Jahren wurden insgesamt 350.000 Menschen in 97 Ländern befragt. Die Teilnehmer sollten auf einer Skala von 1 (»sehr glücklich«) bis 5 (»sehr unglücklich«) einstufen, wie zufrieden sie mit ihrer Lebenssituation sind. Das Ergebnis zeigt: Das Glücksgefühl erlebt seit 1981 weltweit einen Aufschwung. Klimawandel, Energiekrise und Arbeitslosigkeit scheinen die Menschheit doch nicht so sehr zu beeindrucken, wie die Medien es uns immer suggerieren wollen. Doch es stellt sich natürlich die Frage nach den Konsequenzen. Was können wir mit den Ergebnissen einer solchen Studie wirklich anfangen? Es folgt sehr schnell die Überlegung, ob man »glückliche« Unternehmen nicht auch messen kann. Die Tatsache, dass es »Glücks-BIPs« für Staaten und Gesellschaften gibt und dass sich Politiker, Wissenschaftler und Bürger damit beschäftigen, ist durchaus bezeichnend für den Stand unserer heutigen gesellschaftlichen Diskussion. Die Menschen haben die Bedeutung des Glücks erkannt.
    Kann man diese Erkenntnis, diese Erfahrungen auch auf Unternehmen anwenden?
    Kann man für Unternehmen ein Glücks-BIP entwerfen?
    Selbstverständlich haben die drei Kennzahlen »Auftragseingang«, »Umsatz« und »Gewinn« für ein Unternehmen nach wie vor eine zentrale Bedeutung. Sie sagen etwas über den geschäftlichen Erfolg des Unternehmens aus. Es gibt noch weitere sinnvolle Kennzahlen für ein Unternehmen: »Cash Flow«, »Deckungsbeitrag«, »EBIT«, »Eigenkapitalrendite« oder »Return on Investment«. Sie alle sagen jedoch nichts über das Arbeitsglück der Mitarbeiter aus. Welche Kennzahlen könnten eine solche Information bieten?
    Gehen wir einmal von ausgewählten Glücksparametern aus, von denen wir behauptet haben, dass sie einen Zusammenhang oder eine Auswirkung auf die Arbeit und das Erbeitsergebnis haben. Wenn man davon ausgeht, dass der Zusammenhang plausibel ist, kann man daraus eine Kennzahl generieren. Der Nachteil liegt jedoch darin, dass die Auswirkungen nicht isoliert zu betrachten sind, denn es gibt natürlich auch andere Beeinflussungen der jeweiligen Kennzahlen. Die wären zu diskutieren.

    Behauptung: Lernen macht glücklich
    Hierfür könnten folgende Kennzahlen in Frage kommen:
    Ausbildungsquote, Weiterbildungsquote, Anzahl der Fortbildungstage pro Mitarbeiter, investierte Kosten in Ausbildung je Mitarbeiter. Weiterhin könnte man auch den Aufwand für Personalentwicklungsmaßnahmen pro Mitarbeiter als umfassende Kennzahl verstehen.
    Diskussion: Hier wird unterstellt, dass Fortbildung einen Einfluss auf das Glück des Mitarbeiters hat. Fortbildung fördert sehr wohl das Wissen und die Qualifikation der Mitarbeiter. Es gibt jedoch keinerlei Nachweis, dass Bildung glücklich macht. Es gibt jedoch einen anderen Zusammenhang: Glücksgefühle motivieren uns dazu, das zu lernen, was uns glücklich macht. Erfolgreiches Lernen macht wiederum glücklich. Es gibt jedoch keine Aussage darüber, ob ein Kurs über Buchhaltung oder das Erlernen eines DV-Programms glücklich macht.
    Behauptung: Glückliche Mitarbeiter sind gesund
    Im Falle dieser Abhängigkeit könnte man folgende Kennzahlen nutzen: Krankenstand, Fehlzeiten. Viele Unternehmen führen bei ihren Mitarbeitern Gesundheitsprogramme oder -trainings durch. Diesbezüglich könnten als Kennzahlen auch die Anzahl der Programme und die Anzahl der Teilnehmer dienen.
    Diskussion: Die Gesundheit spielt im Glücksempfinden der Mitarbeiter eine bedeutende Rolle. Jedoch nehmen gesunde Menschen ihre Gesundheit häufig nicht als Glücksfaktor wahr. Dennoch haben Mediziner festgestellt, dass glückliche Menschen seltener krank sind. Eine Studie von Wissenschaftlern der Harvard Public School of Health hat den Einfluss von emotionaler Anspannung am Arbeitsplatz auf die Gesundheit von 21.290 Krankenpflegerinnen in den USA gemessen und herausgefunden, dass jene Frauen das höchste Gesundheitsrisiko