Der glueckliche Manager
mich die allerhöchste Befriedigung. Der Begriff Flow ist nach meiner Auffassung nicht ausreichend. Es ist noch mehr.«
Jeder Mensch hat den Wunsch, seine Arbeit als sinnvoll zu erleben, sich einzubringen und stolz auf das zu sein, was er gerade tut. Damit verbieten sich moralisch nicht einwandfreie Aktionen für jeden Menschen: Man soll doch nicht stolz darauf sein zu bestechen, zu betrügen, zu übervorteilen. Stolz kann man auf vieles sein: auf Produkte, auf Traditionen, auf die Unternehmenspolitik. Stolz ist man aber vor allem, wenn die eigene Arbeit für andere erlebbar ist. Wenn die Arbeit motivierend sein soll, braucht sie einen Adressaten, einen Empfänger, dessen Leben ein Produkt oder eine Dienstleistung besser macht. So kann man jede Tätigkeit mit einer ganz einfachen Frage auf den Prüfstand stellen: Trägt meine Arbeit dazu bei, die Welt im Kleinen oder auch im Großen zu verbessern, anderen Menschen das Leben angenehmer, einfacher, lebenswerter zu machen? Und kann ich das auch erkennen? Ist das für mich sichtbar?
Arbeit ist immer Arbeit für andere – sonst ist es Beschäftigung. Der Anspruch an die Arbeit ist, dass andere davon profitieren. Menschen reden selten über Glück und Zufriedenheit, insbesondere dann nicht, wenn sie glücklich und zufrieden sind . Erst wenn sie den Sinn in ihrer Arbeit nicht mehr sehen, sprechen sie von Motivation.
Ein Freund hat mir die Geschichte von Franky, dem Straßenkehrer vom Münchner Glockenbach-Viertel erzählt. Er war mit Überzeugung Straßenkehrer, denn der Job bestand für ihn nicht nur aus Straßenkehren, es ging ihm um die Menschen dort. Er beschäftigte sich mit den Kindern in dem Viertel, während er nebenbei kehrte. Vielleicht wurde er ein klein wenig auch zum Sozialarbeiter. Er hatte zwei große Lebensziele: Zum einen wollte er Fotograf werden, zum anderen wollte er einmal in Paris die Straßen kehren. Er war bereits am Glockenbach mit offenen Augen unterwegs und fotografierte, was ihm vor die Linse kam. Vor einiger Zeit nahm er an einem »Straßenkehrer-Austausch« teil. Die Stadt München schickte ihn für drei Monate zum Kehren nach Paris. In der französischen Metropole sorgte Franky aber nicht nur für saubere Straßen, er nutzte die Zeit auch, um seiner eigentlichen Passion, der Fotografie, zu folgen.
Aus diesen Fotos hat er ein Buch gemacht und in einer Ausstellung im Gasteig seine Bilder gezeigt. Danach kehrte er wieder die Wege am Glockenbach. Er ist mit seinem Leben sehr zufrieden. Nur eines ärgert ihn: Nun werden überall Kehrmaschinen eingesetzt. Er besteht auf seinen Besen.
Man könnte auch von Bayram, einem glücklichen Müllsammler in Istanbul, erzählen, der nebenher noch Theater spielt. Ich habe festgestellt, dass es viele solcher Menschen gibt. Sie werden vielleicht nicht in der Zeitung erwähnt, haben aber ihren Lebenssinn in ihrer Arbeit gefunden.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch die Entwicklung der Sparda-Bank München. Die Sparda-Bank hat vor der Wirtschaftskrise keine überdurchschnittlichen Gewinne eingefahren und auch danach keine großen Verluste verbucht. Trotzdem haben die Manager dort über die Krise nachgedacht und entsprechende Konsequenzen gezogen. Unter dem Vorstandchef Helmut Lind wurde von den Mitarbeitern ein Leitbild erarbeitet. Man nennt es die »Verfassung«. Sie soll die Werte und Grundprinzipien transportieren, nach der alle für die Bank arbeitenden Menschen denken und handeln. Die Schlagworte sind Zuverlässigkeit, Loyalität, Wertschätzung, Nachhaltigkeit, Freundlichkeit und Fairness. Der Vorstandsvorsitzende spricht davon, dass man auch in einer Bank über den Sinn nachdenkt, dass man klären müsse, was den Menschen, ja der ganzen Gesellschaft gut tue. Auch eine Bank habe sich damit zu beschäftigen. Und so ist es in ihrer Verfassung festgeschrieben. Die Personalabteilung wurde übrigens angewiesen, sich nicht mit den Schwächen der Mitarbeiter auseinanderzusetzen, sondern ihre Stärken zu entwickeln. Die Sparda-Bank versteht sich als »Bank von Menschen für Menschen«.
Die Geschichte von der Schnecke
Es war einmal ein ehrgeiziger Mann, der sehr unter seiner Erfolglosigkeit litt. Schließlich suchte er einen Meister auf und klagte ihm sein Leid. Er habe zwar viele gute Ideen, aber alle seine Bemühungen blieben am Ende doch fruchtlos, erzählte er ihm. Der Meister fragte ihn: »Was heißt: ›am Ende‹? Denk einmal nach. Ist es vielleicht nur das Ende deiner Geduld, das
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