Der glueckliche Manager
Glück gewinnen. Er konnte sich alles leisten, aber es machte ihn nicht glücklich. Nun setzt er sein Geld für die Armen ein. Sollte seine Theorie stimmen, wird er jetzt sehr glücklich sein.
Einen ähnlichen Sinneswandel scheint auch Jürgen Todenhöfer, früher stellvertretender Burda -Chef, durchgemacht zu haben. Er hat 95 Prozent seines Vermögens in Stiftungen gegeben und es sich zur Aufgabe gemacht, »Antworten auf die Sinnfrage der Menschen zu geben«. Er schreibt in seinem Buch »Teile dein Glück und du veränderst die Welt«: »Die Welt ist so leicht zu verbessern. Die Welt, das sind wir, du und ich. Wir sollten bei uns anfangen.« Recht hat er und schön, dass er schon einen Anfang gemacht hat.
Auf der anderen Seite kann man sich die Frage stellen – die amerikanische Gesellschaft macht es bereits mit einigem Nachdruck – ob Reichtum nicht auch verpflichtet. Viele der Superreichen haben ihren Reichtum der kapitalistischen Wirtschaftsform zu verdanken. Sie hatten gute Ideen, haben viel gearbeitet und waren damit sehr erfolgreich. Das ist nicht verwerflich. Aber sie haben dies den Freiheiten des Wirtschaftssystems zu verdanken. Und manche haben das Wirtschaftssystem auch ausgenützt, in der Finanzkrise zum Beispiel. Eine Person steht besonders im Rampenlicht: Der Hedgefonds-Manager John Paulson hatte die grandiose Idee, auf den Zusammenbruch der US-Wirtschaft zu wetten und dies mit Tatkraft umzusetzen. Daraus ist ihm wahrscheinlich kein Vorwurf zu machen, denn es geschah im Einklang mit den Regeln unseres Wirtschaftssystems. Er erwarb aber seinen Reichtum, weil viele Hauseigentümer ihre Raten nicht mehr zahlen konnten, die Banken Verluste machten, usw. Sie kennen die Geschichte.
Ist in so einem Fall Geben nicht lediglich eine notwendige Wiedergutmachung? Für die Superreichen besteht durchaus die Gefahr, am eigenen Erfolg zugrunde zu gehen. Solches diskutiert man (überraschenderweise) zurzeit in den USA, wo doch die Ethik des Erfolgs das Bindemittel der Gesellschaft ist. Doch die Finanzkrise und die daraus folgende Rezession haben diese gesellschaftliche Übereinkunft ins Wanken gebracht. Die Superreichen werden beschimpft, besonders die, die in der Finanzindustrie arbeiteten. Die Amerikaner beschleicht ein Gefühl, dass es sich bei ihrer Oberschicht um gierige Menschen handelt, die sich an der Gesellschaft bereichern und ihr damit auch schaden. Deshalb sehen sie die Oberschicht eher in einer Bringschuld.
Erzeugt »erzwungenes« Geben noch Glück?
Es gibt Menschen, die jenseits dieser Diskussion stehen. Der Großinvestor und -spender Bill Gates will ein Vorbild sein. Der Milliardär zeigt sich gern mit afrikanischen Kindern; er kümmert sich zusammen mit seiner Frau Melinda um seine Hilfsprojekte. Bill Gates hat eine Aktion ins Rollen gebracht: Die Superreichen spenden die Hälfte ihre Vermögens. Menschen wie Warren Buffet, Robert Turner, David Rockefeller, Larry Ellison gehören dazu. Sie gehören zu den typisch amerikanischen Vorzeigemenschen, den Erfolgreichen. Nun stiften sie. Sie werden davon nicht arm, sie müssen nicht in Sack und Asche gehen; sie verpflichten sich auch nicht juristisch, sondern nur moralisch; und im Übrigen sparen sie durch eine Stiftung auch noch Steuern. Wie immer man das sieht – sie tun Gutes.
Auch in Deutschland gibt es Reiche, und auch sie stiften. Doch man hört nichts darüber. So kennt fast niemand das Engagement des Albrecht-Clans, der über eine Stiftung ganz verschiedene Bildungsprojekte unterstützt. Die Amerikaner reden über ihr Engagement, dann kann ihr Beispiel Schule machen. Zu bedenken ist aber auch, dass sich der Staat darauf verlässt, dass das, was er eigentlich leisten müsste, von den privaten Initiativen der Reichen geleistet wird.
Stiftungen sind keine neue Erfindung. Die ersten Armen- und Findelhäuser wurden von Stiftern erbaut. Im Mittelalter war die Stiftung allerdings auch ein nüchternes Geschäft. Denn die Kirche garantierte als Gegenleistung das Seelenheil. So wurde es spätestens kurz vor dem Ableben höchste Zeit, dass man sich einen Ablass verdiente und nicht wegen der Sünden der Geschäftemacherei in die Hölle kam.
Und wie wirkt das Schenken nun auf das Glück? Ist der glücklich, der im Fernsehen von seiner Stiftung erzählt oder ist der glücklich, der niemanden wissen lässt, was er gespendet hat? Ist der glücklich, der von seinem Überfluss abgibt, den er ohnehin nicht nutzen kann oder ist der glücklich, der bewusst auf
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