Der glueckliche Manager
macht jedoch eindeutig unglücklich, wenn zu wenig Geld vorhanden ist.
N. Wright und U. Larsen fanden 1993 heraus: Menschen, die (verbissen) materialistische Lebensziele verfolgen, sind weniger glücklich.
Und es gibt noch andere Aussagen, die nur auf den ersten Blick erstaunen: Personen, die das Doppelte des Durchschnitts verdienen, machen sich in unserer Gesellschaft mehr Sorgen als früher, denn: Wer oben angekommen ist, orientiert sich nicht mehr nach unten, sondern an anderen Reichen. Die Wirtschaftskrise hat aber gezeigt, dass auch Reiche »abstürzen« können. Daher sehen viele die Zukunft mit Sorge. Dieser Zusammenhang hat sogar einen Namen: Schickedanz-Effekt, benannt nach Madeleine Schickedanz, der Quelle -Erbin, die mit dem Untergang von Arcandor einen Großteil ihres Vermögens verlor.
Die Meinung eines Mannes, den ich zu diesem Thema befragte, zeigt das sehr deutlich: »Ich fühle mich in unserem Gesellschaftssystem wohl. Wir genießen viel Sicherheit. Ich denke dabei an die Krankenkassen, an die Rentenversicherung, an die Pflegeversicherung, selbst an Hartz IV. Manchmal mache ich mir Sorgen, ob wir dieses System noch lange finanzieren können. Ich glaube nicht, dass Armut und Reichtum (wie immer definiert) zu einem Unterschied im »Glücklichsein« führen. Ich würde in erster Linie behaupten, glücklich ist derjenige, der nicht Tag für Tag Angst haben muss, ins soziale Abseits zu geraten. Viel Geld macht die Menschen auf Dauer nicht glücklich. Man kann sich an einem neuen Auto freuen, aber das macht doch nicht glücklich. Und wie ist es mit dem zweiten Auto? Braucht man das wirklich? Ich glaube, das soziale Netzwerk, staatlich und privat, ist extrem wichtig, um sich glücklich zu fühlen.«
Ein anderer Befragter äußerte sich folgendermaßen dazu: »Ich glaube schon, dass Geld bis zu einem gewissen Grad glücklich macht. Ein gutes Einkommen befriedigt jedenfalls, macht auch sicher. Ein eigenes Häuschen bietet Unabhängigkeit und macht zufrieden. Besonders glücklich aber macht es mich, wenn ich sehe, wie unsere Kinder und Enkelkinder heranwachsen können. Um deren Leben und Zukunft abzusichern, benötige ich wiederum Geld – privat, aber auch vom Staat.«
Die Glücksforschung hat eine interessante Korrelation herausgearbeitet: Personen, die sehr materiell orientiert sind, die zum Beispiel einen Lottogewinn als Glück sehen, befinden sich besonders häufig in der Personengruppe, die sich als »nur selten glücklich« beschreibt. Umgekehrt definieren Menschen, die häufig Glück empfinden, Glück als Ergebnis von Persönlichkeitsmerkmalen oder persönlicher Leistung. Sie empfinden Glück als einen längerfristigen Zustand, als ein Synonym für Zufriedenheit und ein positives Lebensgefühl.
Was bedeuten diese Ausführungen nun für ein Unternehmen?
Das Gehalt kann sehr wohl unglücklich machen, insbesondere dann, wenn man glaubt, zu wenig zu verdienen, wenn man sich mit anderen vergleicht. Aber eine Gehaltserhöhung muss nicht zwingend glücklich machen.
Ich habe einmal erst von einer Gehaltserhöhung erfahren, als ich sie auf meiner Gehaltsabrechnung las. Ich war überrascht, aber nicht glücklich. Ich ärgerte mich sogar über meinen Vorgesetzten, denn ich hätte mir gewünscht, dass er mir die Gehaltserhöhung mit ein paar lobenden Worten persönlich bekannt gegeben hätte. Ich nehme an, ich habe die Gehaltserhöhung erhalten, weil ich gut oder sogar sehr gut gearbeitet habe. Aber das hat mir niemand mitgeteilt. Vielleicht war das Ganze nur ein Versehen?
Meine Tochter hat neulich von ihrer Chefin die Nachricht erhalten, sie solle auf ihrer Gehaltsabrechnung nachsehen, ob eine Gehaltserhöhung verbucht wurde (es handelte sich um eine tariflich geregelte Gehaltserhöhung, keine individuelle Erhöhung als Dank für ihre erbrachte Leistung). Meine Tochter war erstaunt und bedankte sich. Auf der Gehaltsabrechnung konnte sie jedoch keine Veränderung feststellen. Daraufhin beauftragte ihre Chefin sie, dies selbst direkt mit der Lohnbuchhaltung zu klären, die vor ein paar Jahren nach Ungarn ausgelagert worden war. Dort wiederum befand sich niemand, der richtig Auskunft geben konnte. Meine Tochter überlegte schon, ob sie auf die Gehaltserhöhung verzichten sollte. Das machte sie natürlich nicht, aber von einem Glücksgefühl konnte sie auch nicht berichten. Im Gegenteil, das Prozedere verärgerte sie eher.
Was für eine vergeudete Chance für das Unternehmen! Es ist doch ganz egal, ob es
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