Der glueckliche Manager

Anforderung und Eignung. Wenn ich jemandem bei seiner Entwicklung helfen will, dann verändere ich die Anforderungen und sorge dafür, beispielsweise durch Lehrgänge oder intensive Personalgespräche, dass er die entsprechende Eignung erreicht. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn ich einen Fachmann zum Manager entwickeln will. Ich teste das an typischen Teilaufgaben: Wie verhält er sich als informeller Führer in einer Gruppe? Wie kann er ein kleineres Projekt leiten? Dabei erkenne ich seine Führungsqualitäten. Und nur, wenn ich der Meinung bin, dass er über solche Managementqualitäten verfügt, setze ich ihn auch als Vorgesetzten ein. Durch intensive Gespräche erweist sich schnell, ob einem Menschen das Management auch wirklich Spaß macht.«
    Damit kann Karriere (sowohl die fachlich orientierte, wie auch die Management-Karriere) das Glücksempfinden fördern. Mit jedem Karriereschritt erhält man Aufgaben, die komplexer, herausfordernder, verantwortungsvoller sind. Wenn man sich solchen Herausforderungen gerne stellt, ist das für einen Menschen eine gute Entwicklung. Eine »behutsame« Karriere ist in den meisten Fällen auch von mehr Glücksempfinden begleitet.
    Studien bestätigen diese Ansicht: Mit steigender beruflicher Positionsteigt die Arbeitszufriedenheit signifikant an. Von den befragten Personen ohne Führungsfunktion sind 76 Prozent mit ihrer Arbeit insgesamt zufrieden, bei den Mitarbeitern der unteren und mittleren Führungsebene 81 Prozent, und in der oberen Führungsebene 90 Prozent. Die höhere Führungsebene weist auch einen überproportionalen Anteil sehr oder völlig zufriedener Mitarbeiter auf. 11
    Stimmen bei einem gerade beförderten Manager die Anforderung und die Eignung nicht mehr überein und kann er dies kurzfristig auch nicht ausgleichen, dann wird sich sein Glücksempfinden in vielen Fällen rasch verschlechtern. Meiner Meinung nach liegt hier einer der Hauptgründe für unglückliche Manager.
    Mit Karriere ist auch eine gewisse Macht verbunden. Glückliche Manager nutzen ihre Macht, um anderen einen Freiraum zu schaffen, um ihren Mitarbeitern Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
    Unglückliche Manager nutzen ihre Macht, um andere Manager zu terrorisieren, um ihre Mitarbeiter ihrer Menschlichkeit zu berauben, sie versuchen, nur ihren eigenen Posten zu festigen.
    Die Wahl von Managern, die ihre Macht verantwortungsvoll gebrauchen, liegt beim Vorstand. Es obliegt ihm, dafür zu sorgen, dass Eignung und Anforderung zusammenpassen.
    Die Geschichte von der kleinen und der großen Welle
    Es war einmal eine kleine Welle, die todunglücklich war. Sie fühlte sich so klein und schwach im Gegensatz zu den großen, mächtigen Wellen, die neben ihr dahin donnerten. Wie es der Zufall wollte, kam sie eines Tages mit einer großen Welle ins Gespräch und klagte ihr ihr Leid, so wenig wollte sie sich mit dem Schicksal, nur eine kleine Welle zu sein, abfinden. Die große Welle widersprach ihr jedoch: »Du erkennst deine wahre Natur nicht – deswegen geht es dir so schlecht. Du siehst nur, dass du eine kleine Welle bist, aber das ist nicht wahr.«
    Die kleine Welle protestierte: »Natürlich bin ich nur eine kleine Welle, sieh mich doch an! Und wie klein! Winzig!«
    Die große Welle lachte: »Was du als Welle bezeichnest, ist nur deine Form. Tatsächlich aber bist du Wasser. Schau mal: In Wahrheit bist du Wasser. Eine Welle ist nur eine Zeiterscheinung, die wieder vergeht.Wenn du dir das bewusst machst, wirst du nicht mehr unglücklich sein. Mal bist du eine kleine, mal eine große. Deine Form verändert sich ständig, doch du selbst bleibst, was du bist: Wasser.«
    Die kleine Welle sah die große Welle bewundernd an und fragte: »Aber wenn ich Wasser bin, was bist dann du?«
    »Auch ich bin Wasser«, antwortete die große Welle lächelnd. »Ich habe nur für kurze Zeit die Form einer großen Welle, aber mein Wesen ist Wasser. Ich bin wie du und du bist wie ich. Wir sind beide Teile eines großen Ganzen.«
    8 Welt am Sonntag vom 11.11.2010
    9 Csikszentmihalyi, Mihaly: Flow – das Geheimnis des Glücks, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2010, S. 106
    10 http://eu.gallup.com/Berlin/146030/Praesentation-zum-Gallup-EEI-200.aspx
    11 Unternehmenskultur, Arbeitsqualität und Mitarbeiterengagement in den Unternehmen in Deutschland, 2008

Das wahre Glück liegt im Sinn
    Wer ein Ziel hat, nimmt auch
schlechte Straßen in Kauf.
    Kyrilla Spiecker
    Die Suche nach dem inneren Antrieb
    Wie wir nun festgestellt