Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)
Flachbildschirmen hat sich Loriot glücklicherweise geirrt. Ich besuchte einige Wochenspäter noch einmal das Museum und betrat die Galerie, wo sich mir ein ungewöhnliches Schauspiel bot: Die Besucher standen mit Kopfhörern an den Monitoren, nicht ein Platz war frei. Durch die Kopfhörer war der Ton der Sketche in der Galerie selbst nicht zu hören. Der Raum war nur angefüllt mit dem dezenten Gekicher und Gelächter der Besucher. Dieses wunderbare Geräusch wehte in den Nebenraum mit den »Nachtschattengewächsen« hinüber und erfüllte auch dieses Kabinett mit leiser Glückseligkeit.
2008 – Zumutungen & Glücksmomente
Von der gelungenen Ausstellung abgesehen, war das Jahr 2008 für Loriot ein Jahr der Zumutungen, aber auch einiger Glücksmomente.
Im Prinzip fing das Jahr gut an. An einem grauen Berliner Januartag fiel mir der im Jahr zuvor am Schneidetisch bei der Bavaria abgefilmte kleine Cartoon der beiden Herren im Theater wieder ein. Vicco hatte vor nicht allzu langer Zeit die Anfrage bekommen, ein Cover für eine Bendow-CD zu gestalten, was mir den alten deutschen Komiker wieder ins Gedächtnis zurückgerufen hatte. Vielleicht ließ sich ja, in Anlehnung an Loriots berühmten Cartoon »Auf der Rennbahn«, bei Bendow ein knisternder Audio-Track finden, der zu den beiden Männern im Theater passte. Ich nahm also meine gesammelten Bendow-Aufnahmen zur Hand, darunter interessante Alternativfassungen von »Auf der Rennbahn«, die Loriot von Bendow-Fans zugeschickt bekommen hatte, und hörte sie durch. Tatsächlich stieß ich auf einen alten Radio-Sketch von Wilhelm Bendow und Franz-Otto Krüger: »Mies und Munter im Theater«. Als ich den Sketch hörte, wusste ich, dass ich einen Weg gefunden hatte, den stummen Trickfilm zum Sprechen zu bringen.
Ich setzte mich an meinen Computer und machte mich an die Arbeit. Der Bendow-Sketch, der zu lang für den Film war, ließ sich gut schneiden. Als Musik legte ich die Ouvertüre zu Rossinis »Barbier von Sevilla« unter den Dialog. Es war eine Aufnahme von Toscanini, die ich als Schellackplatte besaß. DasRauschen der schwarzen Scheibe passte perfekt zu der akustisch flachen Bendow-Aufnahme. Nach drei Stunden war das Filmchen in einer halbwegs vorführbaren Fassung fertig.
Am selben Abend waren wir mit Bülows beim Italiener zum Essen verabredet. Enkel Leopold war mit seiner Band Good-Books, in der er Schlagzeug spielte, nach Berlin gekommen, um sich mit seinen Freunden in unserer Stadt für ein paar Wochen inspirieren zu lassen. Es war, wie immer, ein sehr anregender Abend. Irgendwann zog ich mein iPhone aus der Tasche und kündigte Vicco eine Überraschung an. Er war gespannt und noch gespannter, als ich ihn bat, die knubbeligen weißen Kopfhörer in seine Ohren zu stöpseln. Dann sah er zum ersten Mal seinen geliebten kleinen Trickfilm mit Ton. Er war vollkommen fassungslos: »Wie hast du denn das gemacht? Das ist ja fabelhaft!«
Während alle anderen den Film reihum ansahen und sehr lachten, erklärte ich ihm, wozu mich das trübe Winterwetter animiert hatte. Den Ton eines alten Bendow-Sketches auf den Computer zu überspielen und mit dem digitalisierten Filmschnipsel zu synchronisieren kam Vicco wie Zauberei vor. Begierig ließ er sich das Handy erneut geben und schaute sich den Film zum zweiten Mal an. Sofort stellte er fest, dass es hier und da noch ein paar kleine Mängel in der Synchronität gab und man vor einer eventuellen Veröffentlichung noch kleinere Änderungen würde vornehmen müssen. Tja, er stieg selbst im Kreise seiner Familie in einem italienischen Restaurant gleich in die Arbeit ein. Dass diese erste Version nur ein Rohschnitt sein sollte, beruhigte ihn. Aber es war klar, dass der Cartoon irgendwann das Licht der Welt erblicken würde.
Schade nur, dass die Fernseh-Edition gerade erschienen war. Ich weiß nicht, ob dieser Abend die Initialzündung war, zumindest hat wohl der Gedanke, Bendow nach »Auf der Rennbahn« auch »In der Oper« auftreten zu lassen, die Idee zu einer weiteren DVD-Box mit den gesammelten musikalischen Werken Loriots beflügelt.
Als nächster offizieller Termin stand die Verleihung des »Kulturellen Ehrenpreises der Stadt München« auf dem Programm. Wir setzten uns gemeinsam über die Dankesrede, und ich stellte ihm, wie schon öfters, eine DVD mit ausgewählten Sketchen zusammen, die seine Dankesrede audiovisuell flankieren sollten. Natürlich freute sich Vicco über jede Ehrung, die er bekam, aber jede dieser
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