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Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Titel: Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Lukschy
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redaktionelle Sitzung an. Sie fand ausnahmsweise nicht im Wohnzimmer in Ammerland statt, sondern im lauschigen Seegasthof Huber in Ambach.
    Loriot ließ in der rustikalen Junior-Suite einen riesigen Fernseher installieren. Dann reisten drei Herren aus Hamburg an. Herr Marner von Warner Home sowie Herr Richter-Kiewning und Herr Bötticher von Studio Hamburg. Kai Marner brachte, wie immer, wenn er uns besuchte, eine große Packung mit kleinen Niederegger-Marzipanbroten mit, eine Süßigkeit, der weder Vicco noch wir anderen widerstehen konnten. Bei viel Marzipan betrachteten wir gemeinsam die Arbeitskopien unseres Werkes und befanden die Zusammenstellung für gut.
    Anschließend musste das 35mm-Originalmaterial nach Hamburg zur Restaurierung verschickt werden. Der Stahlschrank im Archivkeller wurde ausgeräumt, die gestapelten 55 Filmdosen und -schachteln fotografiert und aufgelistet, dann ging die gewaltige Lieferung ab nach Hamburg.
    Um die Überwachung der Postproduktion bei Studio Hamburg kümmerte ich mich. Dort ergaben sich kuriose Dinge. Der Trickfilm in »Loriots sauberer Bildschirm«, ein fiktives Studio-Interview über die »Pneumatische Plastologie«, existierte offenbar in zwei Versionen, die sich lediglich in dem Krawattenmuster des Plastologie-Professors unterschieden. In der Bremer Originalsendung, die nur noch als vergleichsweise unscharfes MAZ-Band vorhanden war, trug Professor Häubl einen gepunkteten Schlips, in dem 35mm-Film aus Loriots Stahlschrank – der der Restaurierung zu Grunde liegen sollte – hingegen einen gestreiften. Wir entschieden uns für die bessere, gestreifte Qualität des 35mm-Originals und pfiffen auf die gepunktete filmhistorische Korrektheit.
    Zum Schluss ging es um die Gestaltung des Booklets. Auch hier legte Loriot, was Inhalt und Grafik anbelangte, strengste Maßstäbe an. Und hier bewegte er sich auf gewohntem Terrain, es war ein Heimspiel für ihn. Inzwischen drängte die Zeit. Um die Sache zu beschleunigen, wurden die Entwürfe von Booklet-Artikeln und -Grafiken per E-Mail von Hamburg nach Berlin und Ammerland verschickt. Romi druckte alles aus und legte es Vicco vor, der die Begutachtung am Computerbildschirm verständlicherweise verweigerte. Für die endgültige Fassung des kleinen Heftchens bekam er die Andrucke dann per Post zugeschickt.
    Nachdem Studio Hamburg, Warner Home und Romi zu Höchstleistungen aufgelaufen waren, ohne dass wir auch nur einmal miteinander Krach gehabt hätten, präsentierten wir am 22. Oktober 2007 im Museum für Film und Fernsehen in Berlin der Presse die fertige Box. Die versammelten kritischen Journalisten spendeten nach jedem wiederentdeckten Sketch frenetisch Beifall. Vicco war erstaunt, dass seine Uraltfilmchen aus den sechziger Jahren junge Kritiker von heute derart amüsierten. Im Fernsehen wurde die Box in der Sendung »Beckmann« vorgestellt. Als Gäste wünschte sich Loriot neben Mops EmilOlli Dittrich und Max Raabe. Er war den beiden in gegenseitiger Bewunderung verbunden und teilte am Ende der Sendung gemeinsam mit ihnen einen Kosakenzipfel.
    Ich kam etwas später nach Hamburg und wurde von demselben netten Fahrer, der Romi, Vicco und Emil in einer Limousine von Berlin nach Hamburg gefahren hatte, am Flughafen abgeholt. Aus leidvoller Erfahrung wusste ich, wie mühsam es war, Mopshaare aus Autoteppichen zu entfernen. Deshalb fragte ich den Fahrer, ob Emil auf der Reise stark gehaart hätte. Er antwortete trocken: »Der Mops ging. Schlimmer waren die krümelnden Kekse von Herrn von Bülow.«
    Zwei Tage später starb Evelyn Hamann.

Evelyns Tod
    Evelyn hatte Krebs, das wussten wir schon länger. Ihre Familie hatte die Presse verständlicherweise nicht eingeweiht. Wie ernst ihr Zustand in den letzten Tagen war, ahnten wir jedoch nicht. Die Freundschaft zwischen Vicco und Evelyn war herzlich, aber eher professionell geprägt. Es war nicht so, dass sie täglich miteinander telefonierten. Und sicher wollte Evelyns Familie den alten Mann nicht mit permanenten Krankheitsmeldungen belasten.
    Montag früh, am Tag der Beckmann-Sendung, einen Tag vor Erscheinen der DVD-Box, klingelte mein Telefon. Am anderen Ende war Beckmanns Redaktionsleiter Olaf Köhne: »Wissen Sie schon, dass Evelyn Hamann gestern Abend gestorben ist?« Ich wusste es nicht. Bevor ich mit Köhne besprechen konnte, was am besten zu tun sei, musste ich Vicco und Romi die Nachricht überbringen. Sie waren, genau wie ich, erschüttert.
    Aber für Trauer blieb uns an diesem

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