Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)
von Radio Bremen war »Studio Hamburg Distribution und Marketing« zuständig, mit denen auch Warner verhandelt hatte. Doch die Kunde von der geplanten Loriot-Edition sprach sich schnell herum, und schon bald meldete sich der SWR mit der Bemerkung, dass für eine eventuelle Verwertung des Stuttgarter »Cartoon«-Materials ausschließlich mit deren Verwertungsfirma »SWR Media« zu verhandeln sei.
Die Braut war einfach zu schön, als dass nicht mehrere Bewerber nach ihr schielten. Und wie so oft im Leben sind Geschwister die härtesten Konkurrenten. Die Verhandlungen waren zäh. Am Ende half wohl wieder nur das Zauberwort Loriot. Der Meister selbst mischte sich ein. Er drohte scherzhaft damit, vorzeitig zu sterben, und bat höflich um eine zügige Lösung des Konflikts, um das Erscheinen der Box noch zu erleben.
Im Mai 2007 war es dann so weit, von der vereinigten ARD kam das »Go!«. Loriot war gerade in Berlin. Wir gingen zum Italiener und stießen mit Champagner auf den Durchbruch an. Endlich konnten wir ungebremst loslegen. Es war höchste Zeit, denn zu Weihnachten sollte die DVD-Box unterm Baum liegen.
Die Verhandlungen zwischen Studio Hamburg und dem ZDF erwiesen sich übrigens als völlig unkompliziert. Aus Mainz wollten wir in erster Linie Trickfilme von Wum und Wendelin haben. Aber von den beiden waren in den Archiven des Senders nur noch wenige kurze Bruchstücke vorhanden. Die vielen alten Bänder vom »Großen Preis« waren gelöscht worden oder nicht mehr auffindbar. Die 35mm-Trickfilm-Originale sind nie archiviert worden, ein Trauerspiel. Glücklicherweise hatte ein früherer Trick-Kameramann von Loriot für persönliche Werbezwecke ein »Showreel« zusammengeschnitten, in bester 35mm-Qualität. Diese private Filmrolle wurde letztlich die Basis für unsere leider viel zu kleine Abteilung »Wum und Wendelin«.
Schon vor dem Startschuss aus Hamburg hatten wir mit dem systematischen Erfassen des Materials begonnen. In einem übervollen Regal in Loriots Keller standen zig Kassetten mit Interviews, aktuellen Berichten und privaten Aufnahmen. Das alles musste gesichtet, auf DVDs überspielt und katalogisiert werden. Die Listen wurden immer länger.
Wir recherchierten indes nicht nur beim Fernsehen. Schon vor »Cartoon« hatte Loriot Werbefilme für »Scharlachberg Weinbrand« gezeichnet, hergestellt von der Firma Kruse-Film, die auch das »HB-Männchen« produziert hatte. Kruse-Film wurde leider 1990 aufgelöst und die kostbaren Originalfilme alle entsorgt. Loriots 48 Scharlachberg-Spots schienen auf ewig verloren zu sein.
Da erinnerte sich Loriot daran, dass für die Fernsehsendung zu seinem 80. Geburtstag ein alte Spule mit 8mm-Filmen gesichtet worden war. Nach einigem Suchen fanden wir in Loriots Arbeitszimmer – ganz oben im Regal, zwischen alten Familienfilmen – die angestaubte originale 8mm-Spule. Bingo! So wie heute der Regisseur von der Produktionsfirma eine DVD seines Films als Belegexemplar bekommt, so bekam Loriot in den 1960er Jahren von Scharlachberg als Belegexemplar eine Spule 8mm-Film – leider ohne Ton. Schade, denn zu jedem Spot gehörte ein kleines ironisches Loriot-Gedicht.
Wir suchten weiter und fanden mit viel Glück einen Sammler alter Werbefilme, der immerhin neun frühe Loriot-Werbespots in bester Qualität in seiner Sammlung hatte – mit Ton!
Aber was sollte man mit den restlichen über dreißig stummen Filmchen machen? An einem verregneten Wochenende in Berlin probierte ich, einen der Spots mit Archiv-Geräuschen zu vertonen, und siehe da, es funktionierte. Nun war klar, dass alle stummen Werbefilme vertont und als Bonusmaterial in die DVD-Box aufgenommen werden würden.
Außer dem Regal mit den VHS-Kassetten gab es in Loriots Keller noch einen grauen Stahlschrank, hinter dessen Türen Kopien aller seiner Trickfilme (außer Wum und Wendelin) lagerten. Intakte 35mm-Kopien, die für unser Vorhaben ideal waren, denn auf den DVDs sollte nur digital restauriertes Material in bestmöglicher Qualität erscheinen.
Die meisten Filmschachteln und -dosen, die wir im Stahlschrank fanden, waren leicht eingestaubt, aber ordentlich beschriftet. Es gab aber auch eine Anzahl unbeschrifteter kleiner Filmröllchen, die wir keinem der uns bekannten Trickfilme zuordnen konnten.
Loriots Studio mit dem dazugehörigen Schneideraum existierte zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr, der Schneidetisch war längst verschrottet. Wir packten also all die Dosen und Schachteln, die wir nicht
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