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Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Titel: Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Lukschy
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zuordnen konnten, in einen großen Wäschekorb und fuhren zu den Bavaria-Studios in München Geiselgasteig. Dort stand für filmhistorische Notfälle noch ein 35mm-Schneidetisch.
    Da wir gleich mit dem Material arbeiten wollten, hatte ich eine kleine Videokamera mitgenommen. Ich baute sie vor der Mattscheibe des Schneidetisches auf und lichtete die neu aufgetauchten Trickfilme ab. Die Qualität war für einen Offline-Schnitt ausreichend. Es sah etwa so aus wie heute manche You-Tube-Videos, und das Rattern des alten Tisches war auf der Tonspur deutlich zu hören.
    Unter den Fundstücken waren einige Filme, an die sich nicht einmal mehr Loriot erinnern konnte. Darunter frühe Werbespots für die vereinigte Oberbekleidungsindustrie (›Herr Adam‹ kommt, nur spärlich mit einer Blume bekleidet, auf eine feine Gesellschaft, eine Dame fällt bei seinem Anblick in Ohnmacht, daraufhin erscheint der gute Rat: »Erstmal ein neuer Anzug!«); ein absurd-satirischer Propagandafilm für den Aufbau der Sozialen Marktwirtschaft, gipfelnd in den Parolen »Der freien Wirtschaft erster Satz: selbst ist der Mann und frei der Platz!« (an der Werkbank) und »… schafft, was er will, aus eig’ner Kraft in der Sozialen Marktwirtschaft!« (wobei ihm eine Gattin und ein Auto in den Arm fallen). Schließlich fand sich noch ein kurzer stummer Streifen, der zwei Herren in einem Theater oder Kino zeigt. Der unvollendete Stummfilm, in dem der eine Herr den anderen mit einer permanent knisternden Bonbontüte ärgert, war vermutlich als Rahmenhandlung für Kino-Vorfilme geplant, kam aber wohl nie zum Einsatz.
    Gerade dieser letzte kleine Film hatte es Loriot angetan. Er liebte die Animation und die detailreiche Ausführung des Publikums um die zwei Herren herum. Am liebsten hätte er den Film komplett neu synchronisiert. Dazu hätte es aber eines Drehbuchs bedurft, und um das zu schreiben, war nicht genug Zeit.
    Auf dem Rückweg von Geiselgasteig belohnten wir Filmdetektive uns mit Kuchen, den wir im sonnigen Ammerländer Wohnzimmer verspeisten, während wir Romi stolz unsere Trouvaillen vorführten. Ja, auch atmosphärisch erinnerte alleswieder an die siebziger Jahre. Es war der gleiche Zauber, die gleiche permanente Mischung aus Arbeit und Lebensfreude, aus Musik, Kuchen, Schneiden, ein bisschen Sport und Ferien am schönen Starnberger See.
    Der nun anstehende Feinschnitt war mit den groben Mitteln eines DVD-Recorders nicht mehr zu machen. Also wurde das Material komplett in meinen Computer eingespeist und der Laptop mit einem langen Kabel an Loriots Fernseher angeschlossen. Bülows Wohnzimmertisch wurde zum Schnittplatz. Teekanne und Keksschale wichen meinem MacBook, und Loriot konnte bequem in seinem biedermeierlichen Fernsehsessel sitzen und das Geschnittene auf der Mattscheibe begutachten. Ich wollte Vicco die Mühen langwieriger Studiotage ersparen. Er sollte die Möglichkeit haben, sich zwischendurch auch mal für eine halbe Stunde aufs Ohr zu legen, um dann, durch etwas Musik und eine Tasse Tee gestärkt, eine weitere Sitzung anzugehen.
    Schnell stellte sich heraus, dass das Projekt gewaltige Dimensionen annehmen würde. Zu dem Arbeitstitel »MOPS 1« (alle bisher unveröffentlichten »Cartoon«-Beiträge) gesellte sich schnell »MOPS 2« (alle bereits veröffentlichten »Cartoon«-Beiträge in neuer Zusammenstellung), »MOPS 3« (eine Mischung aus Sketchen für »Report« und Werbefilmen für Stanwell-Tabak) sowie diverse zusätzliche Programmpunkte und Bonus-Tracks.
    Mit einem alternden Genie an einem hochkomplexen technischen Vorgang, den er nicht mehr bis ins letzte Detail nachvollziehen konnte, zusammenzuarbeiten war eine Herausforderung. Loriot war es zeitlebens gewohnt, nichts dem Zufall zu überlassen, er war ein Kontrollfreak. Insofern war der Zeichentrickfilm der ideale Tummelplatz für ihn. Hier hatte er alle Fäden in der Hand und konnte seine Werke bis zum letzten i-Tüpfelchen perfektionieren. Für manche Mitarbeiter mag das schwierig gewesen sein, für mich war es ein Geschenk, miteinem so radikalen Perfektionisten zusammenzuarbeiten. Die hohen Qualitätsmaßstäbe, die er immer an seine Arbeit angelegt hatte, galten auch für die DVD-Edition. Ich glaube, wir haben die Geduld und Belastbarkeit der Kollegen von Studio Hamburg, wo die Endfertigungsarbeiten an der Box stattfanden, bis an ihre Grenzen ausgereizt.
    Doch mit dem Betreten technischen Neulands wuchsen auch Loriots Zweifel. Ich bin mir nicht sicher, war es

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