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Der Gluecksmacher

Der Gluecksmacher

Titel: Der Gluecksmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Sautner
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sondern sein ganzes Interesse ausschließlich auf Eva richtete. Er lächelte sie an wie frisch verliebt. »Ah, da du sein. Hallo. Ik feltig. Wenn du wollen, wil können gehen.«
    Eva lächelte nicht nur zurück, sie strahlte geradezu.
    »Fein!«, rief sie, »ich wollte mich ohnehin gerade verabschieden.« Sie sprang auf, zwinkerte Dimsch über ihre Brille hinweg zu, und im nächsten Moment waren sie und Peng draußen.
    Dimsch versank, die Arme schwer auf den Lehnen, in seinem Sessel und starrte die geschlossene Tür an. Hatten sich die beiden beim Hinausgehen an den Händen genommen? Er versuchte sich das Bild in Erinnerung zu rufen. Doch es wollte nicht und nicht gelingen. An konzentriertes Lesen jedenfalls war nicht mehr zu denken. Was verdammt, rätselte Dimsch, und ärgerte sich, dass er von diesem unnützen Gedanken nicht loskommen konnte, was, Herrgott Sakrament, findet Eva an diesem mondgesichtigen Peng?

    Als Dimsch an diesem Abend mit mürrischem Gesicht nach Hause kam, entschied Sophie, ihn besser nicht nach der Ursache seiner schlechten Stimmung zu fragen. Da sich seine Laune aber auch nicht bessern wollte, nachdem die beiden Kleinen kreischend auf seinen Rücken gesprungen waren, ihn zu Boden gezogen und auf dem Teppich unbarmherzig gekitzelt hatten, fragte sie doch, was denn mit ihm los sei. Schwer konnte Dimsch sagen, die schlechte Laune rühre daher, dass seine Büronachbarin auf den Hausboten abfuhr anstatt auf ihn. Ohne viel Überlegens brummte er: »Ich bin zum beliebtesten Mitarbeiter der Versicherung gewählt worden.«
    »Aber das ist doch toll!« Spontane Begeisterung war in ihrem Gesicht, doch nur kurz, dann sagte sie mit skeptischer Miene: »Wirklich?«, und meinte damit, das könne doch unmöglich die Ursache seiner schlechten Laune sein.
    Dimsch verstand es anders. »Was heißt
wirklich?
Kannst du dir nicht vorstellen, dass ich beliebt bin?«

    Tatsächlich hatte Peng etwas, das Dimsch nicht hatte. Und Eva Fischer war zuversichtlich, es von Peng zu bekommen. Was sie sich erhoffte, war ein möglichst großes Stück von der Wahrheit.
    Bei ihren Umfragen hatte Eva eine unorthodoxe Art, zu authentischen Ergebnissen zu kommen. Auf der Suche nach den Geheimnissen eines Unternehmens befragte sie nicht die Abteilungsleiter (zu gefallsüchtig, zudem meist gleichgeschaltet), die Sekretärinnen (verunsichert, zu allem scheu nickend oder haltlos Unsinn plappernd) und auch nicht die Mitarbeiter (allesamt verschlossen, gleichgültig oder schlicht ahnungslos). Vielmehr bat Eva Fischer jene Menschen um ein längeres Gespräch, die tatsächlich wussten, was im Unternehmen los war, und die auch keine Scheu hatten, es geradewegs auszusprechen.Für gewöhnlich waren das in allen Unternehmen dieselben Personen: der Portier, draußen an der Schranke, die Empfangsdamen und – der Hausbote. Kurzum, jene Menschen, die in der offiziellen Liste der Befragten nicht einmal aufschienen. Sie lud Eva Fischer in deren Freizeit auf ein ausgiebiges Essen in ein möglichst weit entferntes Lokal. Die Besprechungen dauerten zumeist mehrere Stunden.

    Als Peng an diesem Abend nach Hause kam, war er sturzbetrunken. Zudem hatte er das erhebende Gefühl, zum ersten Mal, seit er in der Versicherung arbeitete, ernst genommen worden zu sein.

28
    »Die ficken doch miteinander!« Irene Großburgs Empörung war ehrlich und abgrundtief. Knapp zehn Minuten war es her, dass ihr Eva Fischer ein schmales Kompendium überreicht hatte, den ersten Teilbericht ihrer Umfrage. Weil Großburg sicher gewesen war, dass der Bericht nichts Gutes enthalten würde, hatte sie ihn beiseitegelegt und um Zeit gebeten, um ihn später in Ruhe zu studieren. Dann hatte sie Fischer kurzerhand verabschiedet. Sie bitte um Verständnis, ein drängendes Projekt sei zu erledigen.
    Die angestrengt freundlichen Züge Großburgs hinterließen bei Eva das unbestimmte Gefühl, nicht angelächelt, sondern wie von einem Raubtier angefletscht worden zu sein.
    Sie wusste sich Großburgs bissige Art nicht zu erklären. Hatte sie etwas falsch gemacht, einen Fauxpas begangen? Der neue Ton der Vorstandsvorsitzenden verunsicherte sie zutiefst. Aber vielleicht war sie ja auch wieder einmal zu empfindlich, bezog schon wieder alles auf sich. Dabei war Irene Großburgwohl einfach aus härterem Holz geschnitzt, eine knallharte Geschäftsfrau und nun einmal grundsätzlich nicht so rührselig und gefühlsduselig wie sie selbst. Ja, von dieser Härte und Geradlinigkeit, die im

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