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Der Gluecksmacher

Der Gluecksmacher

Titel: Der Gluecksmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Sautner
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Kleinigkeit verderben, dass Sabrina vermutlich niemals schwimmen wird?«
    Vermutlich, Kleinigkeit,
wiederholte Dimsch in Gedanken und wollte einwenden, dass es bei einem Schiff keinesfalls eine
Kleinigkeit
sei, ob es jemals ins Wasser komme, entschied aber, nicht länger darauf herumzuhacken. Stattdessen fragte er, was Robert vom neuen Glücksprojekt hielt.
    »Die Glücksversicherung? Die finde ich genial! Aber ehrlichgesagt, ich würde mir das nie und nimmer zutrauen, ist ein Wahnsinnsprojekt. Respekt, Chef. Wenn du sie fertig hast«, er lächelte und klopfte auf die Planken, »dann feiern wir das bei mir an Bord.«

    Nachdem er sich von Robert verabschiedet hatte (eigentlich hatte Robert ihn verabschiedet, er müsse nun weitermachen, die Dichtungsmasse verliere andernfalls ihre Konsistenz), wusste Dimsch nicht recht, ob er sich wieder in sein Büro wagen konnte. Er stand unschlüssig im Gang, betrachtete Sabines Türschild.
Magazin C
. Und entschied zu klopfen. Als sie nach einigen Sekunden Verzögerung antwortete, trat er ein. Sabine hatte die Hände auf der Tastatur. Ihr Büro war säuberlich aufgeräumt. Aktenordner standen in Reih und Glied, Papier lag auf dem Tisch, und weit und breit war nichts zu sehen von Schiffen oder sonstigen raumgreifenden Konstruktionen.
    »Ach, du bist es.« Sie klang erleichtert, nahm die Hände von der Tastatur und ließ sie in den Schoß fallen.
    »Ja, ich wollte dich nur einmal besuchen. Einfach so.«
    In ihren Augen blinkten kleine Lichter. Plötzlich lachte sie. »Na schön, ich werde sie dir zeigen. Deswegen bist du doch gekommen, nicht wahr?«
    Dimsch überlegte, wovon sie sprach, versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
    »Na, komm schon her.« Sie winkte mit der Hand. »Aber du darfst es nicht weitererzählen. Ich geniere mich ein bisschen dafür.«
    »Versprochen.« Dimsch hob zwei Finger in die Höhe.
    Als seine Mitarbeiterin eine der Laden ihres Schreibtisches öffnete, sah Dimsch zwar, was darin lag, er erkannte auch, was es war, doch verstand er nichts.
    »Was sagst du?« Sie sah ihn besorgt von unten her an. »Du kannst ruhig ehrlich sein. Du sollst sogar ehrlich sein.«
    In der Lade lagen Fische. Auf Sperrholz gemalte Fische. Bunt gemalt, auf Sperrholz, das in Fischformen gesägt war. Ein ganzer Schwarm Fische, wohl an die dreißig, vierzig, tummelte sich da. Sabine zog eine weitere Lade auf. Mit Fischen darin. Bunt bemalt. Auf Sperrholz. Und gleich darauf noch eine Lade. Und noch eine. Fische, Fische, Fische.
    »Na, wie findest du sie? Sei bitte ehrlich!«
    »Ich bin«, Dimsch wusste noch nicht, was er gleich sagen würde, »wirklich überwältigt.« Und gerade noch rechtzeitig: »Sie sind schön.«
    Sabines Züge entspannten sich. »Das ist ein Karpfen.« Sie lachte, griff nach einem Exemplar mit großen Schuppen und aufgerissenem Maul. »Witzig, nicht?« Sie streckte Dimsch den Karpfen entgegen. »Und das ist ein Goldfisch.« Sie hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ist ja unschwer zu erkennen, oder?«
    Dimsch nickte.
    »Entschuldige«, sie ließ den Goldfisch sinken, »ich langweile dich.«
    »Nein, nein.« Rasch griff er nach einem Aal. Das wellig gesägte Sperrholzstück maß sicherlich fünfzig Zentimeter. »Ich frage mich nur die ganze Zeit, was du mit den Fischen bezweckst, was der Sinn dahinter ist.« Dimsch legte den Aal zurück.
    »Bezwecken?« Sabine blickte nachdenklich auf. »Nichts. Ich finde sie einfach schön.«
    »Okay.« Er zog das Wort in die Länge, ließ einen Zitterrochen, etwas unmotiviert, zwischen den Fingern auf und ab wippen.
    »Für mich«, fuhr Sabine fort, »sind Fische einfach Ausdruckvon Reinheit. Sie sind immer im Wasser. Und sie kennen kein Oben und kein Unten, kein Rechts oder Links, sind immer in ihrem Element, in der Ewigkeit des Meeres.«
    »Willst du sie verkaufen oder eine Ausstellung machen?«
    »Nein.« Sabine sah ihn verblüfft an. »Nein, sie sind nur für mich. Während ich sie ausschneide und male, bin ich selbst ein Fisch und fühle, dass alles passt.«
    »Und das genügt dir.« Dimsch nickte. Sabine sollte nicht glauben, er sei ein Ignorant.
    »Natürlich genügt mir das, was könnte es mehr geben als dieses Gefühl?«
    »Stimmt. Klar. Und was ist das da für ein kleines Kerlchen, der mit dem Schnorchel vorne drauf?«
    »Ein Elefantenrüssel, auch Tapirfisch genannt. Er hat nach dem Delphin im Verhältnis zu seiner Körpergröße das zweitgrößte Gehirn und ist daher sehr sensibel.«

    Was für ein

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