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Der Gluecksmacher

Der Gluecksmacher

Titel: Der Gluecksmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Sautner
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teilhaben lassen. Und eben auch«, er spähte in Richtung Spiegel, »eben auch die da.«
    »Die da!«, empörte sich Torberg. »Wie redet der über uns?«
    »Er ist völlig größenwahnsinnig geworden.« Großburg saß da wie erschlagen.
    »Das geht in Ordnung«, sagte Harry Käfer.
    »Gut. Dann erzähl mir«, sagte Dimsch ohne Umschweife, »weshalb du nicht glücklich bist.«
    Käfers Augenlider verengten sich, als bliese ihm schneidender Wind ins Gesicht. Er legte den Kopf in den Nacken, atmete durch, und als er Dimsch wieder in die Augen sehen konnte, gab er sich Mühe zu lächeln. »Es gibt einige Gründe.«
    »Natürlich.« Kurz hob Dimsch die Augenbrauen. »Aber du weißt schon, welchen ich meine.«
    »Du meinst, es gibt immer einen ganz besondern?«
    Dimsch nickte sanft.
    »Einen«, fuhr Harry Käfer fort, »der alle anderen in den Schatten stellt?«
    Abermals eine leise Regung in Dimschs Gesicht.
    »Einen Grund, dem alle anderen als Ausrede dienen müssen, als Ablenkung vom eigentlichen Grund.«
    Dimsch lächelte.
    »Und wenn dieser Grund«, sagte sein erster Testkunde, beugte sich nach vorn und legte seine schweren Arme auf den Tisch, »wenn dieser eine Grund fürs Nicht-Glücklich-Sein beseitigt ist, verlieren all die anderen Gründe wie von selbst an Bedeutung.«
    Dimschs Augen funkelten. »Willst du mir deinen Grund verraten?«
    Harry Käfer hielt sich an Dimschs Blick fest. Er saß da wie ein Fels, und doch schien sein Körper in Bewegung zu sein. »Ich habe den Wunsch«, begann er, »es ist vielleicht lächerlich und kindisch …, aber ich habe den Wunsch … ein durch und durch anständiger und lässiger Mensch zu sein. Das Problem ist, ständig kommt mir das Leben dazwischen.«
    Dimsch entkam ein Grinsen.
    »Nein wirklich«, kurz lachte auch Harry Käfer, »immer kommt mir das Leben dazwischen: im Alltag, im Job, im Privatleben, beim Essen.« Er schlug auf seinen ausladenden Bauch. »Meine Willenskraft ist zu schwach. Meine hohen Ansprüche an mich selbst bekomme ich aber auch nicht weg. Es ist verflixt.«
    Hinterm falschen Spiegel bewegte Lara Lichtenfels tonlosdie Lippen. »Sag, dass das fürs erste Treffen vorerst genug ist. Besser wird’s nicht mehr, Sebastian. Vereinbare den nächsten Termin, nichts Neues jetzt mehr, nichts Neues.«
    Dimsch rührte sich nicht.
    »Jetzt weiß er nicht weiter«, flüsterte Torberg.
    »Wir hätten ihn mit einem Ohr-Mikro ausstatten sollen«, murmelte Großburg wie zu sich selbst und biss sich auf die Unterlippe.
    »Der Grund für dein Nicht-Glücklich-Sein ist leicht erklärt«, sagte Dimsch mit völlig ruhigem Gesichtsausdruck.
    »Oje«, flüsterte Lichtenfels.
    »Willst du ihn wissen?«
    Dimschs erster Testkunde hob das Kinn.
    »Der Grund für dein Nicht-Glücklich-Sein ist: Du denkst.«
    Harry Käfer erwiderte nichts, strich mit Daumen und Zeigefinger über seinen Schnauzbart.
    »Und weißt du was, Harry? Du teilst dieses Problem mit dem einen oder anderen Menschen auf diesem Planeten.«
    Käfer zeigte kurz die Zähne, konnte aber nicht herzhaft lachen.
    »Rasend glücklich sieht unser Glückskunde nicht gerade aus.« Torberg schlug ein Bein über das andere.
    »Jetzt fährt er den Karren in den Dreck«, sagte Irene Großburg, »wir hätten ihn nie und nimmer auf Kunden loslassen dürfen.«
    »Denkst du nicht, dass du dich mit deinen hohen Ansprüchen ein bisschen zu wichtig nimmst?«, fuhr Dimsch fort. »Findest du das nicht ziemlich anmaßend von dir?«
    Torberg wechselte die Position auf seinem Sessel. »Jetzt packt unser Projektleiter gleich den Strick aus, an dem sich unser Kunde an Ort und Stelle erhängen kann.«
    »Mein Gott«, auf Großburgs Wangen waren rote Fleckenentstanden, »wie konnten wir diesen Wahnsinnigen nur auf unsere Kunden loslassen?«
    Lara hielt den Atem an, hoffte auf eine positive Wendung.
    »In Wirklichkeit«, sagte Dimsch im Nebenraum, »in Wirklichkeit, Harry, bist du ein Nichts. Ein absolutes Nichts.«
    Harry Käfer reagierte nicht. Nur seine Augen blitzten neugierig, als wartete er auf die Pointe eines vielversprechenden Scherzes.
    »Ein Geheimnis des Glücks ist«, meinte Dimsch im Erzählton, »nicht über sich selbst zu grübeln, sich nicht so furchtbar wichtig zu nehmen.« Er blickte in Käfers Augen. »Mach dir nicht so einen Druck, Harry. Du bist nichts Besonderes, nichts Besseres und musst daher auch nichts Besseres leisten. Alle wollen gute Menschen sein, deshalb sieht die Welt auch so aus, wie sie aussieht. Derzeit,

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