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Der Gluecksmacher

Der Gluecksmacher

Titel: Der Gluecksmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Sautner
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Lösungen präsentieren, es geht nur ums Kennenlernen.«
    Er grummelte etwas in den Hörer, und Lara war unsicher, ob sie Dimsch nicht verstanden oder er lediglich undefinierbare Laute von sich gegeben hatte. Sie lauschte, doch außer schwerem Atmen war nichts zu hören.
    »Sebastian«, entschied sie sich, »es sind nur Testkunden, sieh es als Training. Wenn es nicht gut läuft, können wir immer noch abbrechen.«
    »Ja?«
    »Ja. Und Sebastian, ich bin bei dir, du weißt schon, hinter dem falschen Spiegel. Du siehst mich nicht, aber ich habe die ganze Zeit ein Auge auf dich.«
    »Gut«, sagte er und legte abrupt auf.
    Lara wurde den Eindruck nicht los, dass das Gespräch gänzlich nutzlos gewesen war. Plötzlich fühlte auch sie sich fahrig, wie angesteckt von ihm. Und sie überlegte, ob sie die richtigen Worte gewählt hatte.

    Zwei Stockwerke unter ihr hatte sich der Projektleiter der Glücksversicherung eben unvermittelt zu Boden geworfen. Bäuchlings lag er da, starrte in das Mausloch.
    »Und wo bist
du
?«, schrie er ins Dunkel des Lochs. »Verkriechst dich einfach und lässt dich nicht mehr blicken. Ha!« Dimsch war richtig wütend. »Seit Wochen kein Zeichen mehr von dir! Du … Maus!«, setzte er nach. Ein schlimmeres Schimpfwort fiel ihm in der Sekunde nicht ein. Er lag gestreckt auf dem abgewetzten Filzboden, schob sich noch näher ans Loch heran, was schwierig war, der Heizkörper warim Weg. Dimsch presste die Wange gegen den Radiator, spähte mit einem Auge ins Loch.
    »Na, wo bist du?«, knurrte er und verspürte gleich danach Angst, denn was wäre, käme die Maus plötzlich herausgeschossen? Direkt ins Auge springen würde sie ihm. Womöglich mit den Zähnchen voran. Rasch wich er zurück, und da erst bemerkte er, wie sehr er sich gerade zum Narren gemacht hatte.
    »Kein Zeichen, auch gut«, sagte er in ironischem Ton, als sei die Kinderei gerade eben bloß spaßiges Schauspiel gewesen und er bei klarem Verstand und voll der Vernunft. Da klingelte eine E-Mail.
    Bisher,
schrieb Lara Lichtenfels,
hast stets du mir mit Lebensweisheiten ausgeholfen. Nun darf ich mich mit einem Zitat Rainer Maria Rilkes bedanken. Sinngemäß lautet es so: »Habe Geduld gegen alles Ungelöste in deinem Herzen. Lasse es zu und versuche, die Fragen selbst zu leben, vielleicht lebst du dann, allmählich, eines fernen Tages, in die Antworten hinein.«

8
    Lara Lichtenfels verspürte zwei Ängste, jene der Mutter und jene der Liebhaberin. Als Mutter zitterte sie mit Sebastian Dimsch, als Liebhaberin zitterte sie um ihn. Als Mutter hoffte sie, dass er seinen Auftritt meistern und alles gut ausgehen werde für ihn. Als Liebhaberin bangte sie um ihre eigenen Gefühle, um das Bild, das sie sich angefertigt hatte von ihm. Würde er versagen, würde er aufgelöst und chaotisch und stümperhaft agieren, fiele es ihr schwer, was heißt schwer, wäre es ihr unmöglich, weiterhin das in ihm zu sehen, weswegen sie ihn begehrte. Als Mutter freilich würde sie ihm alles verzeihen,ganz gleich, wie er sich anstellte. Als Liebhaberin aber könnte sie zwar einiges vergeben, er durfte, sollte sogar Schwächen haben, doch im entscheidenden Moment erwartete sie Stärke. Als Liebhaberin wollte sie zu ihm aufschauen können. Als Liebhaberin nämlich war er ihr Spiegelbild. Würde er sie enttäuschen, bliebe ihr nur noch die Rolle der Mutter, davor schauderte ihr am meisten.

    »So nervös habe ich dich ja noch nie gesehen«, sagte Irene Großburg, als sie neben Lara Lichtenfels Platz nahm.
    Gleich hinter ihr trat Rainer Torberg in das kleine, abgedunkelte Nebenzimmer, von dem aus man durch einen falschen Spiegel das Geschehen im Besprechungsraum beobachten konnte.
    »Es geht schließlich um unser Prestigeprojekt«, rechtfertigte sich Lara Lichtenfels, »und gänzlich entspannt wirkst du auch nicht.«
    »Ihr habt doch nicht etwa Zweifel an den Fähigkeiten unseres Projektleiters?« Torberg trat schwungvoll näher, und weil er merkte, dass allzu viel Ironie in seine Züge geraten war, ergänzte er: »Dimsch wird das Baby schon schaukeln.« Dabei rutschte ihm erneut eine unpassende Heiterkeit ins Gesicht, die abrupt erlosch, als er an den zusammengekniffenen Augen Großburgs erkannte, dass die Chefin seine Aussage als Gemeinheit ihr gegenüber missverstanden hatte, als Anspielung auf ihren unerfüllten Kinderwunsch.
    »Ihr werdet sehen«, sagte Torberg rasch, »alles wird gut laufen.« Sicherheitshalber umkreiste er Irene und nahm neben Lara

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