Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Glücksritter

Der Glücksritter

Titel: Der Glücksritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Geröllwüste betreten. Und schon einige Augenblicke später hörten sie durch das Stöhnen und Keuchen der Flüchtlinge hinter ihnen das scharfe Klappern von Hufen auf hartem Sand. Sie blickten nach rechts.
    In der flirrenden Gluthitze, die jedes Bild zittern ließ, entdeckten sie die skurrilen Gestalten vieler Menschen auf Pferden und das gelegentliche Aufblitzen von Schmuck, Waffen oder Schilden.
    Congolf stieß erleichtert aus: »Dort sind Reiter. Sie werden uns Wasser geben.«
    Um ihn drängten sich die ersten Gruppen, und es wurden immer mehr. Schließlich versperrten mehr als tausend erschöpfte Flüchtlinge, die in ihrer Notlage zu allem fähig und entschlossen waren, die Karawanenstraße. Der kleine Zug der Händler kam näher. Schließlich hielt ein Mann in dunklem Umhang sein Pferd an und betrachtete schweigend aus einem Schlitz des Gesichtsschleiers hervor die zerlumpte Anhäufung des Elends und des Durstes.
    »Bei Sarphands Lichtfähren!« stieß er in kehliger Sprache hervor. »Ein Schrecken jagt den anderen. Wer seid ihr?«
    Der Schmied hob seinen Stab und rief: »Flüchtlinge aus Aspira! Helft uns! Gebt uns Wasser und Essen.«
    Mit einem schnellen Blick vergewisserte sich Abudirg, dass die Flüchtlinge unbewaffnet waren. Er blickte in leere Augen und ausgemergelte Gesichter. Einen Moment lang war Abudirg unschlüssig, dann nestelte er den halbleeren Wassersack von seinem Sattel und warf ihn dem Schmied zu.
    »Hier ist alles, was wir haben. Unsere Männer und Tiere können nicht verdursten. Ein langer Weg liegt vor uns, entlang dieser wasserlosen Straße. Wandert dorthin… dort liegt eine Stadt!«
    Der Schmied nahm einen tiefen Schluck und blickte über den runzligen Schlauch hinweg den Karawanenführer an. Die Augen des Mannes waren ohne Mitleid. Congolf gab den Schlauch weiter und merkte, dass sich hinter ihm die Flüchtlinge um das Wasser zu streiten anfingen.
    »Wir alle sterben, wenn ihr uns nicht helft!« sagte der Schmied und rammte den Stock hart in den Boden. »Mehr als tausend hungernde und verzweifelte Menschen.«
    »Ich kann euch nicht mehr geben!« sagte Abudirg. »Versteht es doch! Wir selbst müssen sterben, wenn wir kein Wasser haben.«
    Der Anführer der Karawane wurde unruhig. Seine Nervosität übertrug sich auf das Pferd, das zu tänzeln anfing.
    »Gibt es eine Oase entlang der Straße?« fragte Congolf.
    »Ich weiß von keiner Oase!«
    »Dann gebt uns eure Vorräte! Ihr seid zu Pferde. Seht die Kinder an! Sie schreien nach Essen und Schlaf.«
    Das Pferd des Anführers ging Schritt um Schritt zurück. Der Mann beriet sich mit drei anderen Reitern. Die Männer des Flüchtlingstrecks hoben drohend ihre Fäuste und reckten Knüppel in die Luft. Kinder fingen zu plärren an, Frauen schimpften keifend. Congolf wurde schwankend; die Reiter der Karawane würden seine ausgehungerten Flüchtlinge niederreiten. Er rief trotzdem, noch drängender und bittender: »Gebt uns, was ihr übrig habt! Ich bitte euch!«
    Drohend knurrten einige Reiter: »Wir haben nichts übrig, ohne uns selbst zu schaden. Geht aus dem Weg!«
    Krachend durchschnitt ein Peitschenknall das Schreien, Weinen und Klagen. Es war ein Signal. Die Reiter beugten sich in den Sätteln nach vorn, und plötzlich hatte jeder von ihnen eine funkelnde Waffe in der Hand. Pferde wieherten aufgeregt und galoppierten an. Aus dem Haufen der Flüchtlinge stieg ein lauter Schrei der Wut und Enttäuschung hoch. Ein Stein wirbelte durch die Luft und traf ein Pferd am Kopf. Trotzdem öffnete sich vor den ersten Reitern in der Menschenmasse ein schmaler Durchgang. In wenigen Augenblicken würde es Kampf geben, würde Blut fließen, und die Halbverhungerten hatten keine Chance.
    »Hört auf!« schrie er mit letzter Kraft. »Sie bringen uns alle um!«
    Sieben oder acht Reiter befanden sich in dem engen Streifen zwischen Hunderten aufgeregter Flüchtlinge. Wieder flogen Steine durch die Luft. Gierige Hände griffen nach den Stiefeln der Reiter. Pferde keilten wiehernd aus und wurden zur Seite gedrängt und geschoben.
    »Aufhören!«
    Als die nächste Gruppe von galoppierenden Pferden, von Lasttieren und Männern, die mit langen Peitschen um sich schlugen und deren Schwerter durch die Luft wirbelten, gegen die Menschenmasse anbrandete, brach der erste Reiter zusammen. Ein Stein hatte ihn an der Stirn getroffen und aus dem Sattel geschleudert. Ein Flüchtling packte das heruntergefallene Schwert und sprang einen Knecht an, der sich, drei Tiere an

Weitere Kostenlose Bücher