Der goldene Buddha
asphaltierten Straße etwa fünfzig Kilometer pro Stunde. Normal wäre eine Reisegeschwindigkeit von ungefähr dreißig Kilometern pro Stunde.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Kasim.
Der Funker lächelte, griff nach einer Packung Zigaretten, zündete sich mit seinem Zippo-Feuerzeug eine an und nahm einen tiefen Zug.
»Was ich sagen will, ist Folgendes«, fuhr er fort und atmete den Rauch aus. »Die Jungs fahren praktisch mit Vollgas und ohne Rücksicht auf den Spritverbrauch. Sie müssen in Amdo Halt machen und auftanken, sonst kommen sie nicht über den Pass. Dann geht es eine Weile bergab, so dass der nächste Stopp erst in Kekexili nötig ist.«
»Wenn sie also irgendwann am Morgen des Ostersonntag dort eintreffen, wird Lhasa sechshundertfünfzig Kilometer entfernt sein, mit einem mehr als sechstausend Meter hohen Pass zwischen denen und uns«, sagte Kasim.
»So in etwa«, erwiderte der Funker.
»Danke für die Hilfe«, sagte Kasim.
Ein Trupp vietnamesischer Luftwaffensoldaten verlud die letzten Kisten an Bord der C-130. Hanley stand ein Stück abseits und sprach mit dem befehlshabenden General. Kasim beobachtete, wie Hanley dem Mann einen Umschlag gab. Dann lachten die beiden. Hanley schüttelte dem General die Hand und kam zum Flugzeug.
»Max«, sagte Kasim, »ich habe einen Plan.«
Die Gulfstream G550 landete im indischen Amritsar. Mit einem Helikopter legten Cabrillo und der goldene Buddha den Rest des Weges nach Klein-Lhasa zurück, gelegen in der Nähe von Dharamsala im Bundesstaat Himachal Pradesh.
Ein Berater führte ihn eilig zu dem Treffen mit dem Dalai-Lama.
»Euer Heiligkeit«, sagte Cabrillo, trat vor und neigte leicht den Kopf.
Der Dalai-Lama verharrte schweigend und musterte Cabrillo eine volle Minute lang. Dann lächelte er.
»Sie sind ein guter Mensch«, erklärte er schließlich. »Langston hatte es mir bereits gesagt – aber ich musste mich selbst davon überzeugen.«
»Vielen Dank, Sir«, erklärte Cabrillo. »Dies sind die Papiere, die wir aus dem Innern des Buddha geborgen haben.«
Er überreichte sie dem Dalai-Lama. »Vor meinem Treffen mit den Russen benötige ich eine Abschrift.«
»Kopier sie, und übersetz sie ins Englische«, befahl der Dalai-Lama seinem Berater. »Mr. Cabrillo muss bald wieder aufbrechen.«
Der Dalai-Lama wies auf eine lange Couch, auf der bereits Overholt saß. Cabrillo nahm an einem Ende Platz, und der Dalai-Lama setzte sich zwischen die beiden Männer. »Bitte schildern Sie den Plan«, sagte er.
»Ich glaube, die Russen werden Sie bei dem Versuch unterstützen, Ihr Land zurückzugewinnen. Sie werden die Chinesen durch die Androhung einer Militäraktion davon abhalten, Lhasa anzugreifen, sobald es sich in unserer Hand befindet. Im Gegenzug werden Sie ihnen anbieten müssen, was diese Dokumente angeblich repräsentieren: die Erschließung der großen Ölvorkommen des Himalaja.«
»Die Lage dieser Vorkommen ist nur uns bekannt und in diesen Papieren verzeichnet«, sagte der Dalai-Lama. »Demnach hat die indirekte Wirtschaftshilfe des amerikanischen Präsidenten die Russen bis zur Grenze vorrücken lassen, aber falls es ernst wird, verlangen sie mehr.«
»Genau«, sagte Cabrillo.
»Und Sie?«, fragte der Dalai-Lama. »Ihre Firma? Zu welchem Zweck hat man Sie angeheuert?«
»Wir wurden damit beauftragt, den goldenen Buddha zu stehlen und Ihnen den Weg zurück nach Tibet zu ebnen. Sobald Sie sich wieder in Ihrer Heimat befinden, gilt unser Auftrag laut Vertragstext als erledigt.«
»Dann säße ich aber ziemlich auf dem Trockenen«, erwiderte der Dalai-Lama.
»Schwer zu sagen«, räumte Cabrillo ein. »Meine Mitarbeiter und ich haben uns deswegen viele Gedanken gemacht.«
»Warum?«, fragte der Dalai-Lama. »Sind Sie denn nicht Söldner? Erledigen Sie nicht einfach Ihren Auftrag und ziehen dann wieder Ihrer Wege?«
Cabrillo überlegte eine Weile, wie er auf diese Fragen antworten sollte. Der Dalai-Lama wartete geduldig.
»Es ist ein wenig komplizierter, Euer Heiligkeit«, sagte Cabrillo dann. »Falls wir nur auf das Geld aus wären, hätten wir uns alle längst zur Ruhe gesetzt. Es geht um mehr. Die meisten von uns haben früher für die unterschiedlichsten Regierungsbehörden gearbeitet und wurden durch den Kongress oder die öffentliche Meinung dazu gezwungen, etwas zu tun, das gegen unsere Überzeugungen verstieß. Das ist vorbei. Wir haben uns zusammengetan, um Geld zu verdienen, gar kein Zweifel – aber so sehr uns das Geld auch
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