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Der goldene Buddha

Der goldene Buddha

Titel: Der goldene Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Craig Dirgo
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Mönchsgewand und Umhang trug er eine Hose und einen schwarzen Wollmantel. Über seinem linken Arm hing ein Gewehr, und auf der rechten Schulter lag ein zusammengerolltes uraltes Thangka, ein besticktes zeremonielles Seidengemälde.
    »Ich bin so weit«, sagte er zu seinem Chikyah Kenpo, dem Stabschef. »Habt ihr die heilige Statue eingepackt?«
    »Sie befindet sich wohlbehalten in einer Kiste und wird bewacht. Die Männer werden sie unter allen Umständen beschützen, genau wie Ihr.«
    »So soll es sein«, sagte der Dalai-Lama sanft.
    Sie gingen los und durchschritten das Tor der gelben Mauer.
    Der Chikyah Kenpo hielt ein großes, mit Edelsteinen besetztes Krummschwert in der Hand. Er steckte es in die Lederscheide an seinem Gürtel und wandte sich an seinen Herrn. »Bleibt in meiner Nähe.«
    Dann ließen sie auch das äußere Tor hinter sich und verschwanden in der Menge, gefolgt von einer Abteilung Kusun Depon. Schnellen Schrittes bogen sie auf einen ausgetretenen Pfad ein. Zwei Kusun Depon blieben zurück und hielten nach etwaigen Verfolgern Ausschau. Als sie niemanden entdecken konnten, eilten sie den anderen hinterher und passierten ein weiteres Postenpaar, das den nächsten Abschnitt des Wegs sicherte. So wurde abwechselnd der Rückzug gedeckt, und auch die Vorhut der Gruppe arbeitete auf gleiche Weise. Den Abschluss des Zuges bildete ein Handkarren, auf dem sich die Statue befand. Ein kräftiger Mönch hatte beide Hände fest um die Stangen des Wagens geschlossen und lief flink voran, als wäre er ein säumiger Rikschafahrer.
    Alle verfielen in Laufschritt, und das Geräusch ihrer Füße glich gedämpftem Beifallklatschen.
    Dann hörte man Wasser rauschen und roch nasses Moos. Es war ein Seitenarm des Flusses Kyichu. Über einige Trittsteine gelangten alle ans andere Ufer und eilten sogleich weiter.
    Jenseits des Kyichu sah Overholt auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr und trat von einem Bein aufs andere. Einige Dutzend Kusun Depon, die man Stunden zuvor ausgesandt hatte, hielten Pferde und Maultiere bereit, die die weitere Flucht beschleunigen sollten. Wenn die Blicke der Männer auf den blonden Amerikaner fielen, lagen darin weder Zorn noch Angst, nur Schicksalsergebenheit.
    Mehrere große Fährkähne hatten sie alle ans diesseitige Ufer gebracht, und nun lagen die Boote wieder auf der anderen Seite bereit und erwarteten die Ankunft des Dalai-Lama. Overholt sah ein Licht aufblitzen, das die sichere Überfahrt ankündigte. Die Boote wurden im Mondschein hastig beladen, und wenige Minuten später hörte er, wie die Ruder ins Wasser eintauchten.
    Der erste Kahn glitt auf den Uferkies, und der Dalai-Lama stieg aus.
    »Langston«, sagte er. »Sind Sie unbemerkt aus der Hauptstadt entwischt?«
    »Ja, Euer Heiligkeit.«
    »Befinden sich all Ihre Leute bei Ihnen?«
    Overholt wies auf die sieben Angehörigen seines Teams. Sie standen abseits neben einigen Kisten mit Ausrüstungsgegenständen. Der Chikyah Kenpo erreichte ebenfalls das Ufer und ließ die Vorhut aufsitzen. Die Männer nahmen lange Lanzen mit seidenen Bannern. Ihre Pferde waren mit zeremoniellen Decken und prächtigem Zaumzeug geschmückt. Dann ertönte ein halblautes Trompetensignal, das wie der Ruf einer Gans auf dem Weg nach Süden klang. Es war Zeit für den Aufbruch.
    Man half Overholt und seinen Männern beim Aufsteigen. Dann reihten sie sich hinter dem Dalai-Lama ein. Als die Sonne am Morgen aufging, lag Lhasa bereits viele Kilometer hinter ihnen.
    Zwei Tage später. Der viertausendachthundert Meter hohe Pass namens Che-La sowie der Fluss Tsangpo lagen hinter den Reisenden, und die Gruppe schlug ihr Nachtlager im Kloster Rame auf. Berittene Boten brachten die Nachricht, dass die Chinesen den Norbulingka mit Artillerie beschossen und die wehrlose Menge unter Maschinengewehrfeuer genommen hatten. Es gab Tausende von Opfern zu beklagen. Der Dalai-Lama wurde leichenblass.
    Overholt hatte den Fortgang der Reise über Funk gemeldet und war erleichtert, dass sie bisher ohne Unterstützung zurechtkamen. Die Route war überaus geschickt gewählt worden und führte an den chinesischen Stellungen vorbei. Er und seine Männer waren erschöpft, aber die zähen Nepalesen drängten sie rastlos weiter, vorbei an dem Ort Lhuntse Dzong und dem Dorf Jhora.
    Der Karpo-Pass und die indische Grenze waren weniger als einen Tagesritt entfernt.
    Und dann fing es an zu schneien. Über Mangmang, der letzten tibetischen Stadt vor der Grenze, lauerte ein Schneesturm mit

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