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Der goldene Buddha

Der goldene Buddha

Titel: Der goldene Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Craig Dirgo
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heulendem Wind und tiefen Wolken. Der Dalai-Lama, dem die anstrengende Reise und das Wissen um den Tod zahlloser Landsleute zugesetzt hatten, wurde krank. Seine letzte Nacht in der Heimat verlief qualvoll.
    Um ihm den weiteren Verlauf etwas zu erleichtern, setzte man ihn auf den Rücken eines Dzomo, eines Mischlings aus Yak und Rind. Während des Aufstiegs zum Pass wandte der Dalai-Lama sich ein letztes Mal zu seinem geliebten Tibet um.
    Overholt ritt näher heran und wartete, bis der Blick des Dalai-Lama auf ihn fiel. »Mein Land vergisst nie«, versprach er.
    »Eines Tages bringen wir Euch zurück nach Hause.«
    Der Dalai-Lama nickte, tätschelte den Hals des Dzomo und ritt voran ins Exil. Am Ende der Kolonne überquerte der Mönch mit dem Handkarren die Passhöhe und musste beim Abstieg Acht geben. Das kostbare, fünf Zentner schwere Artefakt hatte sich auf dem Weg nach oben kaum von der Stelle rühren wollen, und nun machte es sich beinahe selbständig. Der Mann stemmte sich gegen die Last.

1
    Gegenwart
    Zwanzig Uhr. Gleich einem dunklen Insekt, das gemächlich über eine gekräuselte blaue Tischdecke krabbelte, stampfte aus Süden ein rostiges altes Frachtschiff durch die karibische Dünung auf die Hafeneinfahrt der kubanischen Stadt Santiago zu. Aus seinem einzelnen Schornstein stiegen bläuliche Rauchschwaden empor und wurden von einer leichten Brise nach Osten verweht, während die sinkende Sonne sich dicht über dem westlichen Horizont in einen großen orangefarbenen Glutball verwandelte.
    Es war eines der letzten dampfbetriebenen Trampschiffe, kreuzte unauffällig auf allen Weltmeeren und steuerte exotische Ziele auf dem gesamten Globus an. Schiffe dieser Art waren selten geworden. Sie wurden nicht im Linienverkehr eingesetzt, sondern transportierten ihre wechselnden Frachten je nach Auftrag zu immer neuen Bestimmungsorten. Sie liefen einen Hafen an, löschten ihre Ladung und verschwanden wieder wie Gespenster in der Nacht.
    Drei Kilometer vor der Küste näherte sich dem Schiff ein kleines Motorboot und ging auf parallelen Kurs. Als es neben dem verrosteten Rumpf längsseits kam, wurde aus einer offenen Luke ein Fallreep herabgelassen.
    Der Lotse, ein Mittfünfziger mit brauner Haut und dichtem grauem Haar, blickte an dem uralten Schiff hinauf. Der schwarze Anstrich war verblichen und hätte dringend abgeschliffen und erneuert werden müssen. Von jeder Öffnung im Rumpf verliefen breite Rostspuren nach unten. Der riesige Anker, der oben in seiner Klüse hing, war vollständig korrodiert.
    Die Aufschrift am oberen Bug ließ sich kaum noch entziffern.
    Der müde alte Frachter hieß
Oregon
.
    Jesus Morales schüttelte verblüfft den Kopf. Es kam ihm wie ein Wunder vor, dass man dieses Schiff nicht schon vor zwanzig Jahren verschrottet hatte. Die
Oregon
wirkte eher wie ein Wrack als wie ein Frachter im aktiven Dienst. Er fragte sich, ob die Parteibürokraten im Transportministerium überhaupt wussten, in welchem Zustand sich das Schiff befand, das ihnen laut Vertrag eine Ladung Kunstdünger für die Zuckerrohr- und Tabakfelder liefern sollte. Kaum zu glauben, dass es die Inspektion der Seeversicherung bestanden hatte.
    Als das Schiff nun fast vollständig zum Stillstand kam, ging Morales zur Reling und sah, wie die Stoßfänger des Lotsenboots sich an den Rumpf des Frachters quetschten. Er wartete ab, bis eine Woge das Boot anhob, sprang vom nassen Deck flink auf das Fallreep und kletterte zur Luke empor. So etwas machte er bis zu zehnmal am Tag. Oben am Einstieg warteten zwei Besatzungsmitglieder und halfen ihm an Bord. Die beiden waren auffallend stämmig und hatten zur Begrüßung nicht mal ein Lächeln für ihn übrig. Stattdessen deutete einer der Männer lediglich auf die Leiter, die zur Brücke führte. Dann gingen die beiden weg und ließen Morales allein zurück. Er schaute ihnen hinterher und hoffte, er müsse ihnen nie in einer dunklen Gasse begegnen.
    Morales blieb kurz stehen und ließ den Blick über die Aufbauten des Schiffes schweifen.
    Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung und umfassenden Fachkenntnisse schätzte er die Länge der
Oregon
auf hundertsiebzig Meter – bei etwa dreiundzwanzig Metern Breite.
    Somit ergab sich ein ungefährer Bruttotonnengehalt von 11000.
    Fünf Auslegerkräne, zwei hinter dem Schornstein und den Aufbauten sowie drei auf dem Vorderdeck, standen zur Entladung der Fracht bereit. Morales zählte sechs Laderäume mit zwölf Luken. In ihrer Blütezeit hätte man

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