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Der goldene Buddha

Der goldene Buddha

Titel: Der goldene Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Craig Dirgo
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Metern Höhe die Mauern der alten Kolonialfestung Morro auf.
    Morales bemerkte, dass Smith und einige Mitglieder seiner schäbigen Besatzung sich für die Verteidigungsanlagen zu interessieren schienen, die Fidel Castro vor vielen Jahren auf den Hängen installiert hatte, um einem möglichen Angriff der Vereinigten Staaten vorzubeugen. Die Männer betrachteten die Geschütze und Raketenstellungen durch teure Ferngläser.
    Der Lotse lächelte. Sollten sie sich ruhig die Hälse verrenken – die meisten der Stellungen waren verlassen. Lediglich eine einzige Kompanie Soldaten blieb in zwei kleinen Bastionen stationiert, um die Raketenwerfer bemannen zu können, falls ein unerwünschtes Schiff sich Zutritt zum Hafen verschaffen wollte.
    Aber das war ziemlich unwahrscheinlich.
    Morales schlängelte die
Oregon
zwischen den Bojen hindurch und ließ sie geschickt den Windungen des Kanals folgen, der wenig später in den breiten runden Hafen mündete, hinter dem sich die Stadt Santiago erstreckte. Das Steuerrad fühlte sich irgendwie merkwürdig an. Die Veränderung war kaum merklich, aber sie war eindeutig da. Immer wenn er das Rad drehte, schien das Ruder etwas verspätet zu reagieren. Morales steuerte ein kleines Stück nach rechts und gleich wieder zurück.
    Da war es erneut, fast wie ein Echo, eine Verzögerung von zwei Sekunden. Es kam ihm nicht wie ein schwergängiges Rudergestänge, sondern eher wie eine Pause vor. Die Ursache musste eine andere sein. Sobald die Reaktion einsetzte, war sie flink und präzise. Aber wieso dieser Zeitunterschied?
    »Ihr Steuer verhält sich seltsam.«
    »Ja«, bestätigte Smith. »Das geht schon ein paar Tage so. Im nächsten Hafen mit Werft lasse ich die Ruderwelle überprüfen.«
    Das ergab für Morales noch immer keinen Sinn, aber das Schiff erreichte nun die Bucht, und so schob er den Gedanken beiseite. Er setzte sich über Funk mit der Hafenbehörde in Verbindung, gab einen kurzen Lagebericht durch und ließ sich einen Ankerplatz zuweisen.
    Morales zeigte Smith die Bojen, mit denen der Liegebereich markiert war, und ordnete langsame Fahrt an. Dann schwang er das Heck herum, bis der Bug auf die einlaufende Flut wies, und ließ die Maschine abschalten. Die
Oregon
kam zwischen einem kanadischen Containerschiff und einem libyschen Öltanker zum Stehen.
    »Sie können jetzt vor Anker gehen«, sagte der Lotse.
    Smith nickte und hob ein Mikrofon an den Mund. »Anker los!«
    Einige Sekunden später hörte man die Kettenglieder rasselnd durch die Klüse laufen, gefolgt von einem lauten Platschen, mit dem der Anker ins Wasser fiel. Der Bug des Schiffs wurde in eine Wolke aus Staub und Rostpartikeln gehüllt, die aus dem Windengehäuse der Ankerkette aufstob.
    Morales ließ das abgewetzte Steuerrad los und wandte sich zu Smith um. »Bitte entrichten Sie die Lotsengebühr, wenn Sie die Papiere bei der Hafenbehörde einreichen.«
    »Warum so lange warten?«, schnaubte Smith. Er griff in eine Tasche seines Overalls, holte ein Bündel zerknitterter Hundertdollarscheine daraus hervor, zählte fünfzehn Scheine ab, zögerte und sah Morales ins verblüffte Gesicht. »Ach, was soll’s. Ich würde sagen, wir einigen uns auf glatte zweitausend.«
    Morales zögerte keine Sekunde, nahm das Geld und verstaute es in seiner Brieftasche.
    »Sie sind überaus großzügig, Kapitän Smith. Ich werde der Behörde mitteilen, dass die Lotsengebühr in voller Höhe entrichtet wurde.«
    Smith unterzeichnete die erforderlichen Papiere und vermerkte den Liegeplatz im Logbuch. Dann legte er dem Kubaner einen massigen Arm um die Schultern. »Jetzt zu den Mädchen. Wo in Santiago werden wir am ehesten fündig?«
    »Ich empfehle Ihnen die Etablissements im Hafenviertel. Dort gibt es leichte Unterhaltung und billige Drinks.«
    »Ich richte es meiner Besatzung aus.«
    »Auf Wiedersehen, Kapitän.« Morales streckte nicht die Hand aus. Bereits die bloße Anwesenheit auf diesem Schiff ließ ihn sich besudelt fühlen, und er konnte sich einfach nicht überwinden, die schmierige Pranke dieses abscheulichen Kapitäns zu schütteln. Seine lockere und warmherzige kubanische Wesensart war in dieser Umgebung deutlich abgekühlt, und er wollte keine weitere Sekunde an Bord der
Oregon
verschwenden. Er verließ die Brücke, stieg die Leiter zum Deck hinunter und sogleich weiter in das wartende Lotsenboot. Noch immer kam er sich wie betäubt vor. Dies war das bei weitem ekelhafteste Schiff, das er je in den Hafen manövriert hatte. Was

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