Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der goldene Buddha

Der goldene Buddha

Titel: Der goldene Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Craig Dirgo
Vom Netzwerk:
exakt dem Eindruck entsprach, den die Eigentümer der
Oregon
erwecken wollten.
    Falls Morales genauer hingesehen hätte, wäre ihm die Täuschung vielleicht bewusst geworden. Das Schiff lag nur deswegen so tief im Wasser, weil spezielle Ballasttanks geflutet worden waren, um volle Frachträume vorzugaukeln. Sogar die vermeintlichen Vibrationen des Motors wurden künstlich erzeugt. Die echten Maschinen der
Oregon
waren flüsterleise und vollkommen schwingungsfrei.
    Und die Rostschicht, die den gesamten Rumpf und die Aufbauten überzog? Die bestand aus kunstvoll angebrachter Farbe.
    Kapitän Smith verfolgte zufrieden, wie das Lotsenboot von der
Oregon
ablegte. Dann ging er zu einer Reling, die keinem bestimmten Zweck zu dienen schien, und betätigte einen verborgenen Schalter an der Unterseite. Ein quadratisches Stück des Decks sank mit dem Kapitän unvermittelt in den Rumpf hinab und kam in einem großen, hell erleuchteten Raum zum Stillstand. Hier gab es zahlreiche Computer, automatische Steuerungsvorrichtungen sowie mehrere große Schaltpulte, mittels derer die Kommunikations- und Waffensysteme kontrolliert wurden. Der Boden der Kommandozentrale war mit dickem Teppich ausgelegt, die Wände waren mit exotischen Hölzern vertäfelt, und das Mobiliar schien direkt aus dem Ausstellungsraum eines Designers zu stammen. Dieser Ort war das wahre Herz der
Oregon
.
    Sechs Personen – vier Männer und zwei Frauen –, adrett gekleidet in Shorts, geblümte Hemden und weiße Blusen, ließen die Systeme nicht aus den Augen. Eine Frau saß vor einer Reihe von Bildschirmen, auf denen die gesamte Bucht von Santiago zu sehen war, während ein Mann mit einer Kamera das Lotsenboot heranzoomte, das soeben wendete und die Fahrrinne ansteuerte.
    Niemand würdigte den fetten Kapitän auch nur eines Blickes.
    Nur ein Mann in khakifarbenen Shorts und grünem Golfhemd kam auf ihn zu.
    »Ging mit dem Lotsen alles glatt?«, fragte Max Hanley, der Direktor des Schiffes, der für die Einsatzfähigkeit sämtlicher Systeme verantwortlich zeichnete.
    »Ihm ist die Verzögerung beim Ruder aufgefallen.«
    Hanley grinste. »Wenn ihm bewusst gewesen wäre, dass er an einem nutzlosen Stück Holz herumgekurbelt hat … Dennoch müssen wir die Anlage ein wenig nachjustieren. Hast du dich mit ihm auf Spanisch unterhalten?«
    Smith lächelte. »Nein, in bestem Yankee-Englisch. Warum sollte ich ihn wissen lassen, dass ich seine Sprache beherrsche? Auf diese Weise konnte ich überprüfen, ob er beim Funkkontakt mit der Hafenbehörde irgendwelche Tricks versuchen würde.« Smith schob den Ärmel seines schmutzigen Overalls zurück und sah auf das Zifferblatt einer Armbanduhr Marke Timex mit stark zerkratztem Glas. »Noch eine halbe Stunde bis Sonnenuntergang.«
    »Am Tauchbecken ist alles bereit.«
    »Und das Landungsteam?«
    »Ebenfalls.«
    »Da bleibt mir gerade noch genug Zeit, um diese stinkende Kluft loszuwerden und mich hübsch zu machen«, sagte Cabrillo und bog in den Korridor zu seiner Kabine ein, an dessen Wänden Gemälde zeitgenössischer Künstler hingen.
    Die Unterkünfte der Besatzung waren in zwei der Frachträume verborgen und so komfortabel wie in einem Fünf-Sterne-Hotel eingerichtet. Auf der
Oregon
wurde nicht zwischen Offizieren und der Mannschaft unterschieden. Bei den Besatzungsmitgliedern handelte es sich durchweg um gebildete Männer und Frauen, die auf ihren jeweiligen Fachgebieten Höchstleistungen vollbrachten – Elitepersonal, das einst in den Streitkräften gedient hatte. Das Schiff gehörte seiner Mannschaft; alle waren Anteilseigner. Es gab keine Dienstränge. Cabrillo fungierte als Vorsitzender, Hanley als Direktor; die anderen hatten diverse weitere Positionen inne. Sie alle waren Söldner und wollten Geld verdienen, wenngleich das nicht unbedingt ausschloss, die eine oder andere gute Tat zu vollbringen. Ihre Auftraggeber waren Regierungen oder große Konzerne, und ihre geheimen und zumeist überaus riskanten Unternehmungen führten sie um die ganze Welt.
    Der Mann, der zwanzig Minuten später die Kabine verließ, sah nicht so aus wie der Mann, der sie betreten hatte. Die schmierige Perücke, der struppige Bart und der dreckige Overall waren verschwunden, desgleichen der unangenehme Geruch. Statt der Timex trug er nun einen stählernen Chronograph der Marke Concord. Zudem schien er mindestens fünfzig Kilo Gewicht verloren zu haben.
    Juan Rodriguez Cabrillo hatte sich von dem abstoßenden Kapitän Smith wieder in sein wahres

Weitere Kostenlose Bücher