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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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ihr Trost zu.
    »Seien Sie ruhig,« sagten sie, »Sie dürfen bei uns weder für Ihr Leben noch für Ihre Ehre besorgt sein. Haben Sie nur kurze Zeit Geduld, daß wir ein Stück Geld mit Ihnen verdienen können, weiter geht unsre Absicht nicht. Wir können uns nicht helfen, aus Not und Armut müssen wir einmal schon dies Handwerk treiben; aber Ihre Eltern, die so überschwengliche Reichtümer besitzen, werden Sie nicht lange bei uns lassen. Bei der Ranzion ihrer einzigen Tochter werden sie gewiß nicht knausern, und wenn sie auch sonst noch so geizig wären!«
    Mit diesem und ähnlichem Gewäsche dachten sie des Mädchens Schmerz zu mildern, aber vergebens. Mit auf die Knie gelegtem Haupte saß sie und weinte immerfort.
    Die Räuber riefen darauf die Alte und befahlen ihr, sich zu dem Mädchen zu setzen und ihr so gut, als sie nur wüßte und könnte, zuzureden; sie selbst aber gingen wieder ihren Geschäften nach.
    Indessen, keine Reden der Alten vermochten das Mädchen, daß sie mit Weinen aufhörte; vielmehr heulte und schluchzte sie nur immer ärger, so daß sie mir endlich selbst Tränen auspreßte.
    »Wie soll ich nicht weinen,« schrie sie, »wie kann ich nur leben, da ich Unglückliche einem so ansehnlichen Hause, so zahlreichem, so teurem Gesinde entrissen bin? Ach! verwaist bin der besten Eltern und ein Raub geworden sträflicher Hände, meine Freiheit verloren habe und wie eine Sklavin mich hier eingekerkert sehe in diesen Felsen, jeglicher Gemächlichkeit, jeglicher Freude beraubt, worin ich geboren und erzogen bin, und in augenblicklicher Gefahr meines Lebens und meiner Ehre, unter dieser Menge abscheulicher Straßenräuber und Banditen?«
    Also wehklagte sie, bis endlich vor Betrübnis der Seele, vor Heulen und Schreien und Abmattung des Körpers ihr die Augen zufielen und sie entschlief.
    Kaum hatte sie eine Weile geruht, als sie mit einmal wie wahnsinnig aus dem Schlafe aufschreckte und weit heftiger als vorher sich zu beklagen anfing, um sich den Busen mit wütenden Händen zu schlagen und ihr allerliebstes Gesicht zu verletzen.
    Die Alte drang lebhaft in sie, ihr die Ursache ihrer neuen verstärkten Betrübnis zu entdecken, aber sie seufzte immer nur tief er auf und schrie:
    »Ach, nun, nun ist's vollends mit mir aus! Nun ist auch der letzte Schimmer von Hoffnung für mich dahin, und nichts als Strick, Dolch oder Abgrund bleibt mir zur Rettung übrig!«
    Endlich ward die Alte böse und befahl ihr ganz ernstlich, zu sagen, welch neues Unglück sie denn beweine und was ihren Jammer wieder so lebhaft aus dem Schlummer erwecke?
    »Ei, wollt Ihr denn mit aller Gewalt durch Euer übermäßiges Gehärme meine Herren um Euer ansehnliches Lösegeld bringen?« sprach sie. »Wo Ihr nicht gleich Euch zufrieden gebt, so werden wir uns viel um Eure Tränen scheren (die rühren Straßenräuber so niemals!) und werden Euch bei lebendigem Leibe verbrennen!«
    Diese Drohung jagte dem Mädchen großen Schreck ein. Sie küßte dem alten Tiere mit Inbrunst die Hände und sprach in der äußersten Bewegung:
    »Mütterchen, liebes Mütterchen, schonet mein! Tragt aus Menschlichkeit Erbarmen mit meinem harten Schicksal, denn das graue Alter, das Euch ehrwürdig macht, wird ja nicht in Eurer Brust alles Mitleid erstickt haben. Seht nun hier das Gemälde meines unaussprechlichen Elends!
    Ein Jüngling, schön von Gestalt, der Vornehmste seiner Stadt, den jedermann wie sein eigen Kind liebt, mein leiblicher Vetter, nur etwa drei Jahr älter als ich, mit mir erzogen, mit mir von Kindesgebein an in solcher Vertraulichkeit und unschuldigen gegenseitigen Liebe aufgewachsen, daß wir fast beständig nur ein Haus, eine Kammer, ein Bett selbander gehabt, mir seit geraumer Zeit ehelich verlobt – dieser wird nun endlich nach errichteter Ehestiftung von unsern beiderseitigen Eltern einstimmig zur Hochzeitsfeier aufgefordert und geht mit zahlreichem Gefolge naher Anverwandter in allen Kapellen und Tempeln der Stadt umher, den Göttern Freuden- und Dankopfer zu bringen. Das ganze Haus ist mit Blumen und Lorbeeren ausgeschmückt, die Hochzeitsfackeln glänzen. Der Hymenäus erschallt. Meine unglückliche Mutter, mich in ihrem Schoß haltend, legt mir freudig den Brautputz an, umarmt mich mit herzlicher Zärtlichkeit und verstärkt meine nahe Hoffnung künftiger Kinder durch die wärmsten eifrigsten Wünsche.
    Siehe, indem so fällt plötzlich eine Räuberbande ein. Alles gewinnt das Ansehen des Krieges, Waffen klirren, gezückte

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