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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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Schwerter blitzen. Indessen niemand raubt, niemand mordet. In geschlossenem Zuge dringen die Räuber unaufhaltsam bis in unser Gemach vor, und da – ohne daß ein einziger unserer Leute sich widersetzt, ohne daß einer auch nur einen Augenblick Widerstand tut – entreißen sie mich Arme, ohnmächtig vor übermäßigem Schrecken, aus den Armen, rauben sie mich aus dem Schoße meiner teuren, zitternden und zagenden Mutter, und zerstört und zernichtet ist meine Hochzeit wie vormals die Hochzeit der Tochter des Athrax mit dem Pirithous!
    Jetzt nun, erneuert, häuft mein Unglück noch ein entsetzlicher Traum. Ich träumte: ich sähe mich mit Gewalt aus dem Hause, aus der Brautkammer, ja selbst aus dem Brautbette hinweg durch abgelegene Einöden schleppen. Ich rief den Namen meines unglücklichen Bräutigams. Bald, so erblickt' ich ihn selbst. Sowie er mich nur vermißt, hatte er, triefend von Salben und mit Kränzen geschmückt, wie er war, mir, die ich ihn so wider meinen Willen floh, auf der Spur nachgesetzt. Mit lautem Geschrei klagt er die Entführung seiner Braut, fleht alle Leute um Hilfe an. Da raffte endlich einer von den Räubern, aus Verdruß über sein ungestümes Verfolgen, einen großen Stein auf, der ihm vor den Füßen lag, und warf damit den armen Jungen, meines Herzens Geliebten, meinen Bräutigam, tot zur Erde nieder. Über diesen entsetzlichen Anblick erschrak ich so sehr, daß ich außer mir aus dem Schlafe auffuhr.«
    Die Alte seufzte zu den Tränen des Mädchens und hub darauf an:
    »Seid getrost, gutes Kind, und laßt Euch nicht durch eitle Träumereien in Schrecken setzen. Denn Traumgesichter bei Tage werden ja allgemein für falsch gehalten, und die nächtlichen Träume bedeuten noch dazu oft das Gegenteil von dem, was sie verkündigen. Wer da träumt zum Beispiel, er weine, bekomme Schläge, werde erwürgt, dem steht zuweilen just ein großer Gewinn oder sonst ein Glück bevor. Hingegen Lachen, Schmausen, Genuß der Liebe und dergleichen deuten meistenteils nur Betrübnis, Krankheit und Verlust von allerlei Art an. Ich will Euch lieber durch kurzweilige Märchen und Erzählungen zu zerstreuen suchen!«
    Sie begann sogleich:
    »In einem gewissen Lande lebten einst ein König und eine Königin, welche drei Töchter hatten. Reiz und Anmut schmückten die beiden ältesten in sehr hohem Grade. Doch verschwanden beide wie im Schatten neben dem strahlenden Glanze ihrer jüngern Schwester.
    Die Natur schien an dieser all ihren Reichtum erschöpft zu haben, ihre Schönheit war weit über das Menschliche, kein Lob konnte sie erreichen; ja, jede Sprache war zu arm, sie nur zu beschreiben.
    Auch zogen Eingeborene sowohl als Fremdlinge, durch den Ruf von dieser Wunderschönheit neugierig gemacht, in Menge dahin. Alle wurden so vor Bewunderung darüber außer sich, daß sie die Prinzessin, nicht anders als ob sie die Göttin Venus selbst wäre, in aller Förmlichkeit anbeteten.
    Hierdurch entstand in allen umliegenden Städten und Ländern die Sage: Die Göttin, welche aus des Meeres blauer Tiefe geboren und von dem Taue schäumender Wellen ernährt worden, verstatte jetzt ihrer Gottheit Anblick und wandle sichtbarlich in den Versammlungen des Volks einher; oder es habe gar durch einen neuen Einfluß der himmlischen Gestirne jetzt die Erde, wie ehemals das Meer, eine neue jungfräuliche Venus hervorgebracht.
    Dieses Gerücht verbreitete sich mit jedem Tage weiter und weiter. In kurzem war es in den entferntesten Inseln und Landen erschollen.
    Nun kamen von nahe und von ferne, über Berge und über Täler und über die Schlünde des Meeres unzählige Scharen, diese glorreiche Seltenheit ihres Jahrhunderts zu schauen. Niemand schiffte mehr nach Paphos zur Göttin Venus, niemand nach Knidos, noch selbst nach Cythera. Die Heiligtümer der Göttin werden vernachlässigt, die Tempel verfallen, ihre Kissen werden mit Füßen getreten, unbekränzt stehen ihre Bildsäulen, und die verwaisten Altäre sind mit kalter Asche bedeckt. Jedermann betet zur Prinzessin. In ihr wird jene große Gottheit verehrt. Des Morgens bei ihrem Erscheinen dampften der Sterblichen Opfer, um der abwesenden Göttin Gunst zu erhalten. Man feiert ihr Fest. Wandelt sie auf den Straßen, so begleitet sie in Gepränge das Volk, wirft sie mit Sträußen und Kränzen und streuet ihr Blumen.
    So unmäßig ward die Ehre der Himmlischen einem sterblichen Mädchen zugewandt. Venus Aphrodite entbrannte darüber in Zorn. Im bittersten Unwillen

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