Der goldene Esel
verschiedene seiner Freunde zum Geschenk gemacht hatten.
Indessen, ungeachtet Demochares diesen Tieren es weder an hinlänglichem Futter noch an der sorgfältigsten Wartung fehlen ließ, so konnte er sie dennoch nicht vor dem Tode in Sicherheit stellen. Bei der langwierigen Gefangenschaft, der übermäßigen Sonnenhitze und dem beständigen faulen Daliegen zehrten sie sich ab, wurden krank, und ehe man es sich versah, war das Sterben unter ihnen. In sehr kurzer Zeit war fast nichts davon mehr übrig.
Das Volk, anstatt sich an der Hetze dieser stattlichen Tiere zu erlustigen, sah sie nun jämmerlich verreckend hin und wieder auf den Straßen liegen, und arme Elende, welche Mangel und nagender Hunger selbst nach widrigem Aase lüstern macht – kamen und holten sie sich zur Speise.
Dieser Umstand gab mir und dem Babulus folgenden listigen Anschlag ein:
Wir tragen uns den größten, feistesten von diesen Bären nach unsrer Herberge und stellen uns, als wollten wir uns damit recht was zugute tun. Wir ziehen ihm das Fell ab, lassen aber die Tatzen unversehrt, sowie den Kopf bis ans Genick. Darauf schaben wir die Haut sorgfältig aus, streuen brav Asche hinein und lassen sie an der Sonne trocknen. Derweilen diese durch die Hitze ihrer Strahlen sie gar macht, erlaben wir uns mit unsern Kameraden an dem fetten Fleische und verabredeten zum bevorstehenden Unternehmen diesen Plan:
Einer aus unserer Mitte, der alle übrigen noch weit mehr an Herz als an Leibesstärke überträfe, solle sich freiwillig in die Haut stecken und den Bären spielen, sich als solcher in Demochares' Wohnung bringen lassen und dann bei nächtlicher Weile wenn alles schliefe, den andern die Haustür eröffnen.
Wie viele unsrer unerschrocknen Gesellschaft waren nicht gleich zu dieser glänzenden Tat bereit! Doch einstimmig wurde vor allen andern Thrasileon erwählt, und mit Freuden unterzog er sich dem gefährlichen Wagnis. Er fährt heitern Angesichts in das geschmeidige wohlgegerbte Fell hinein. Wir nähen es mit einer feinen Naht zu, die wir bestmöglichst unter den langen dichten Zotten verbergen. Seinen Kopf stecken wir in des Tieres Hals, und zum Atemholen und Sehen machen wir ihm um die Gegend der Nasenlöcher und der Augen kleine Öffnungen. Und nachdem wir also unsern tapfern Kameraden zu einem fürchterlichen Bären umgeschaffen, kaufen wir für ein Geringes einen Käfig, in den er stracks von selbst mit dem standhaftesten Mute hineinkroch.
Nach diesen Vorbereitungen schreiten wir folgendermaßen zur weiteren Ausführung unsres listigen Anschlags.
Wir hatten auskundschaftet, daß ein gewisser Nikanor aus Thrazien ein sehr genauer Freund des Demochares sei. In seinem Namen schmieden wir einen Brief, daß er dem Demochares hiermit die Erstlinge seiner Jagd überschicke, um von seiner Seite auch etwas zur Pracht der Spiele seines Freundes beizutragen.
Nun war der Abend herangekommen. Unter dem Schleier der Finsternis tragen wir unsern Thrasileon in dem Käfig samt dem falschen Sendschreiben zum Demochares.
Er erstaunte über die Größe der Bestie und freute sich außerordentlich, daß ihn sein Freund just so zur gelegenen Zeit beschenkte. Er zog den Beutel heraus und gab uns zehn Dukaten Trinkgeld, daß wir ihm ein Geschenk überbracht, das ihm so viele Freude machte.
Unterdessen zog die Neugier viele Leute herbei. Sie standen alle voller Bewunderung um unsern Bären herum. Thrasileon war aber immer wohl auf seiner Hut. Sobald sich jemand zu nahe an ihn wagte, so fuhr er grimmig auf ihn los und wies den Vorwitzigen ab.
Man pries einhellig den Demochares glücklich, daß er fast dem Schicksale zum Trotz den großen Abgang der Tiere gleich wieder durch einen so guten Zuwachs ersetzen könnte.
Er gab Befehl, den Bären sofort nach einem seiner Landgüter zu bringen und desselben allda aufs Beste zu warten. Allein das gab ich nicht zu! – ›Gnädiger Herr!‹ fing ich an, ›ich weiß nicht, ob Sie gut tun, daß Sie ihn jetzt, da er von der Sonnenhitze und der Reise abgemattet ist, zu einem Haufen anderer Bären tun wollen, die sich obendrein, wie ich höre, nicht so recht wohlbefinden sollen. Wäre es unmaßgeblich nicht besser, wenn Euer Gnaden ihn hier im Hause an einen schattigen, luftigen Ort hinbringen ließen, wo auch allenfalls ein Teich in der Nähe wäre, damit er sich abkühlen könnte? Denn Euer Gnaden wissen wohl, daß dergleichen Tiere sich gern in dichten Hainen, feuchten Höhlen oder auf anmutigen Hügeln und an kühlen
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