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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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anmutigen Lustwalde, wo unzählige Geschlechter der herrlichsten Bäume ihren Schatten ausbreiten. Eine Quelle, glänzender als Kristall, windet in mannigfaltigen Krümmungen sich mitten hindurch, und da, wo sie sanftrauschend vom Felsen herabstürzt und über sich leichten Silbernebel bildet, steigt auf grünem Ufer ein Palast empor, nicht von Menschenhand und Kunst erbaut. Gleich beim ersten Eintritt in denselben erkennt man ihn für eines Gottes Lustwohnung. Die Decke ist künstlich gewölbt, mit Elfenbein und Zitronenholz eingelegt und von goldenen Säulen unterstützt. Getriebene Arbeit von Silber überdeckt alle Wände, wilde und andere Tiere springen wie lebendig den Hereintretenden entgegen; eine Vollkommenheit der Kunst, die niemand erreicht, ohne ein Zauberer, wo nicht ein Halbgott oder ganz ein Gott zu sein! Der Fußboden prangt mit den köstlichsten Steinen, kleingeschnitten und von verschiedenen Farben, so meisterlich zusammengestellt, daß sie die vortrefflichsten Gemälde bilden. O, zwei und mehrmals glücklich diejenigen, die da Gold und Edelgesteine mit Füßen treten!
    Gleicher unaussprechlicher Reichtum herrscht in allen anderen Teilen dieses weitläufigen Gebäudes. Die Mauern sind mit gediegenem Golde über und über bekleidet; von allem Glanze werden die Augen geblendet. Ja, wollte auch die Sonne diesem Palaste ihr Licht entziehen, es würden in demselben die Zimmer, die Gänge, die Türen durch ihren Schimmer einen eigenen Tag hervorbringen.
    Auch die Gerätschaft stimmt allenthalben mit der übrigen Pracht überein. Kurz, alles und jedes erweckt hier den Gedanken: der große Jupiter habe sich diese himmlische Wohnung zum Umgange mit den Menschen zubereitet.
    Die Schönheit dieses Aufenthaltes zog Psychen an. Sie ging näher hinzu. Bald schon dreister geworden, wagt sie sich in eine Tür hinein; Neugierde und Bewunderung leiteten sie dann immer weiter und weiter, bis sie endlich, vom Größten bis zum Kleinsten, alles besehen hatte.
    Nun besucht sie auch die Vorratsgebäude, die, bei der edelsten Bauart, mit den allergrößten Schätzen angefüllt sind. Was hier sich nicht findet, ist nirgendwo in der Welt.
    Psyche war über so unermeßlichen Reichtum erstaunt. Doch ihre höchste Verwunderung war, daß sie zur Verwahrung dieses Schatzes aller Schätze weder eines Riegels noch eines Schlosses noch sonst eines Hüters gewahr ward.
    Wie sie dieses alles mit staunender Wonne noch immer betrachtete, wurde sie auf einmal erweckt. Eine Stimme sprach zu ihr, ohne daß sich ein Körper dazu sehen läßt:
    ›Wie kannst Du, o Gebieterin, so lange bewunderungsvoll diese Kostbarkeiten anstarren? Sie sind ja alle Dein. Gehe lieber in das Schlafzimmer, um Dich auszuruhen, und begib Dich, wenn es Dir ansteht, in das Bad. Ich, deren Stimme Du vernimmst, und noch viele unsichtbare Mädchen mehr sind Deinem Dienste gewidmet. Unsere Emsigkeit wird es Dir an nichts fehlen lassen; jegliche Bequemlichkeit und die köstlichste Tafel erwarten nur Deinen Wunsch.‹
    Psyche merkt jetzt, daß sich irgendeine Gottheit ihrer annimmt, sie folgt dem Rat der Stimme und erquickt sich durch einen leichten Schlummer und dann durch ein Bad, nimmt darauf an einer Tafel Platz, die für sie zubereitet dazustehen schien. Sogleich ist diese mit einer Menge der lieblichsten Weine und der auserlesensten Gerichte bedeckt. Niemand trägt sie auf, sie scheinen wie von der Luft getragen von selbst herbeizuschweben. Auch ist niemand von denen, die aufwarten, zu sehen. Psyche hört nur zuweilen einzelne Laute.
    Nachdem sie abgespeist hat, tritt jemand auf und singt und ein anderer begleitet den Gesang mit der Zither; der Sänger ist so wenig als der Zitherspieler noch die Zither selbst sichtbar.
    Darauf läßt sich ein volltöniges Konzert von den lieblichsten Stimmen hören und ergötzt die Ohren Psychens, ohne daß wiederum ihre Augen die Kehlen zu entdecken vermögen, welche diese süße Harmonie hervorbringen.
    Nach allen diesen Ergötzlichkeiten geht Psyche auf Anmahnen der anbrechenden Nacht endlich schlafen.
    Schon tief in der Nacht weckt sie ein leises Geräusch. Da schaudert es ihr durch alle Glieder. In der großen Einsamkeit ist ihr für ihre Unschuld bange. Zwar weiß sie nicht, was sie befürchtet, aber sie fürchtet es mehr als den Tod.
    Siehe, es ist ihr unbekannter Gemahl. Er besteigt das Brautbett, macht Psychen zu seiner Gattin und eilt noch vor Anbruch des Tages von ihr.
    Kaum hat er sie verlassen, so sind auch schon die

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