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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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muß mir armen Unglückseligen an einem Manne genügen, der Alters wegen weit eher mein Vater sein könnte, kahler ist als meine Hand, ohnmächtiger denn ein Kind und dabei so geizig, daß er das ganze Haus verschlossen und verriegelt hält.‹
    ›Bin ich besser daran?‹ nimmt die andere das Wort. ›Der Meinige ist gar ein Krüppel, ganz krumm zusammen von der Gicht gezogen und so an allen Gliedern gelähmt, daß mir leider wenig Freude bei ihm zuteil wird. Beständig muß ich seine versteinerten Finger reiben und die ekelhaftesten, scheußlichsten Umschläge machen und meine zarten Hände dabei gänzlich verwahrlosen; statt seiner geliebkosten Frau bin ich seine geplagte Krankenwärterin. Aber Schwester, Du magst nun dies alles so demütig (um Dir's frei herauszusagen, wie ich's eigentlich meine), so sklavisch erdulden, wie es Dir nur immer beliebt! Ich für mein Teil werde das nie. Ich kann gegen diese so schreiende Ungerechtigkeit, so übel angebrachte Gunst des Glückes nicht einen Augenblick gleichgültig bleiben. Erinnerst Du Dich, wie hoffärtig und aufgeblasen sie sich gegen uns betrug? Ihre Prahlerei nahm gar kein Ende, ihr Stolz ward je länger je mehr unausstehlich. Merktest Du, wie sie nur erst nach großem Kampfe uns von ihren grenzenlosen Reichtümern diese Kleinigkeiten hinwarf und gleich auch unserer Gegenwart überdrüssig war und uns von ihren Winden wieder fortbringen ließ? Aber ich will nicht Weib heißen, will jetzt zum letzten Male Odem geschöpft haben oder sie muß mir dafür büßen! Sie muß hinab, muß mir zum Boden hinab von ihrer stolzen Höhe! Ich hoffe doch, wie's wohl billig wäre, daß unsere Schmach Dich eben so rührt als mich. So laß uns denn gemeinschaftlich auf einen kräftigen Anschlag bedacht sein! Laß uns für's erste gleich diese ihre Geschenke weder unseren Eltern noch sonst jemand zeigen. Stellen wir uns lieber, als ob wir gar nichts von ihr gehört hätten! Genug, daß wir selbst mehr erfahren haben, als wir wünschen! Was sollen wir noch hingehen, um ihr Glück bei unseren Eltern und bei allen Völkern auszuposaunen. Nein, ein unbekanntes Glück ist kein Glück. Sie soll es schon inne werden, daß wir nicht ihre Mägde, sondern ihre älteren Schwestern sind. So wollen wir uns denn vor der Hand nur wieder zu unseren Männern, in unsere freilich ärmlichen, doch bescheidenen Wohnungen begeben. Aber da bei Muße, nach den reiflichsten Überlegungen, laß uns die untrüglichsten Maßregeln ergreifen und, damit ausgerüstet, endlich ihren Stolz zu demütigen, wieder hierher kehren.‹
    Dieser böse Anschlag findet bei den zwei Elenden mehr Beifall denn irgendein guter, den ihnen die Dankbarkeit hätte eingeben mögen.
    Sie verbergen also alle die kostbaren Geschenke, die sie von ihrer Schwester empfangen haben; zerraufen das Haar, zerkratzen sich ihr schändliches Angesicht, und durch ihr neues Gewinsel und Wehklagen reißen sie ihren armen Eltern alle Wunden des Herzens von neuem auf.
    Bald, so verlassen sie diese auch wieder und eilen heim, sich ganz wie wahnsinnig in ihrer verstellten Betrübnis gebärdend, und brüten allda ruchlose, ja endlich meuchelmörderische Anschläge gegen ihre arme, unschuldige Schwester.
    Mittlerweile warnt der unbekannte Gemahl Psychen in nächtlichen Gesprächen wiederum.
    ›Das Schicksal,‹ sagt er, ›ist gegen Dich in feindlichem Anzuge, o Psyche! Sieh Dich ja aufs sorgsamste vor; sonst kommt es mit seiner Wut über Dich. Wie tückische Wölfe kommen Deine Schwestern wieder, Dich zu beschleichen. Meine Gestalt auszuspähen, wollen sie Dich bereden. Du weißt aber, was ich gesagt habe: hast Du mich einmal gesehen, so siehst Du mich nimmermehr wieder! Kommt also die verruchte Brut mit ihrem giftigen Anschlage zu Dir (und kommen wird sie gewiß, das weiß ich!), so ist das Beste für Dich, sie gar nicht zu sprechen; aber kannst Du dies aus zu großer Zärtlichkeit nicht über Dich erlangen, so mußt Du, ich bitte Dich, wenigstens nicht das Geringste, was mich betrifft, weder von ihnen anhören noch selber reden. Denn Du wirst mir, o Psyche! ein Kind gebären, das schon unter Deinem Herzen lebt und das, je nachdem Du mein Geheimnis bewahrst oder entweihst, unsterblich oder sterblich sein wird.‹
    Bei dieser Nachricht schoß Psychen vor Freuden das Blut ins Angesicht. Das Herz wallte ihr auf. Sie genoß in dem Augenblick all den Trost, all die Wollust, all die Glorie, die nur der Gedanke, Mutter eines Götterkindes zu werden, geben

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