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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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einem Dorfe eine glühende Kohle und versteckt sie in meiner Ladung. Es dauerte keinen Augenblick, siehe, so war der ganze Praß entzündet und brannte heller lichter Lohe, und da stand ich mitten in Flammen. Vor Schreck war ich aus aller Fassung; ich wußte meinem Leibe keinen Rat, je schärfer das Feuer auf meinem Rücken brannte, je verwirrter ward ich. Ich gab mich für verloren.
    Allein hold lächelte mir das Glück in dieser dringenden Not und rettete mich von dem mir bereiteten gegenwärtigen Verderben, um vielleicht mich zu neuen größeren Gefahren aufzusparen. Es zeigte sich mir in der Nähe eine vom gestrigen Regen zusammengelaufene Pfütze; mit einem Satze saß ich darin bis über die Ohren und stracks war ich von Feuer, Last und Tod befreit.
    Allein, sollte man's denken? diese seine Schandtat schob der Bösewicht gar noch auf mich. Er hatte die Unverschämtheit, gegen die anderen Stallknechte auszusagen: von freien Stücken sei ich im Vorübergehen bei den Feuern der Nachbarn gestolpert und gefallen und habe meine Bürde recht mit Willen angesteckt. Hohnlächelnd nach mir hinblickend, setzte er hinzu: »Wie lange werden wir doch noch den Feuerwurm da für nichts und wieder nichts ernähren?«
    Wenige Tage darauf spielte er mir noch einen weit ärgeren Streich.
    Er verkaufte in der nächsten Hütte das Holz, das ich hatte holen müssen, und trieb mich ledig nach Hause; lamentierte aber ganz erbärmlich und fluchte und schwur: er wolle eher ich weiß nicht was sein als mein Treiber! Ich wäre so voller Untugenden, daß mit mir nicht auszukommen sei.
    »Seht nur,« schrie er, »was das erzfaule, träge Luder, das nicht wert ist, daß man es anspeit, für gefährliche Händel anrichtet! Wer ließe sich wohl einfallen, daß, sowie er nur irgendeine hübsche Frau oder ein artiges Mädchen oder einen niedlichen Jungen auf seinem Wege antrifft, er gleich mit der Bürde herunter ist, auch wohl mit dem Zaume dazu, verbuhlt auf sie zuläuft und trotz seiner Eselhaftigkeit den Liebhaber bei ihnen zu spielen sich unterfängt? Er schmeißt sie ohne Umstände zu Boden und ist rasch darüberher, sein Lüstchen auf irgendeine Art an ihnen zu kühlen. Er versucht's auch wohl, sie zu küssen; doch was kann er anders mit seiner unflätigen Schnauze als blaue Flecken stoßen oder beißen? Dabei ziehen wir den kürzeren. Das kann uns Zank und Streit zuziehen, und wir werden gewiß noch einmal deshalb in die Tinte kommen! Eben erst ward er noch eines jungen Fräuleins ansichtig. Wohin flog das Holz, das er trug? Und bei ihr stand er in wilder Liebesglut! Behend hatt er sie schon am schmutzigen Boden hingestreckt und angesichts aller Welt wollte er darauf. Wären nicht flugs auf ihr Heulen und Zetergeschrei eine Menge Leute ihr zu Hilfe geeilt und hätten sie ihm aus den Klauen gerissen, das arme erschrockene Kind wäre auf die allerjämmerlichste Art um ihr Leben gekommen, und wir hätten davon die Verantwortung!«
    Durch diese und ähnliche Lügen und Schandreden, die mich innerlich um so mehr krampften, da ich sie stumm und gleichsam beschämt mitanhören mußte, wiegelte der Bube die Gemüter seiner Kameraden dermaßen zu meinem Verderben auf, daß endlich einer darunter anfing:
    »Ei, so laßt uns doch den Allerweltshurer, den Erzhörnermacher da nach Verdienst belohnen! Weißt Du was, Bruder, schlachte Du ihn ab! Seine Eingeweide gib den Hunden, das andere Fleisch laß für die Tagelöhner kochen; damit hat er seiner Sünden Sold! Die Haut wollen wir mit Asche austrocknen, sie der Herrschaft hineintragen und der weismachen, ein Wolf habe ihn erwürgt.«
    Diese Sentenz war, was mein gottloser Kläger wünschte. Ungesäumt rüstete er sich zur Exekution und lief und wetzte sein großes Messer. Die Schadenfreude lachte ihm zu den Augen heraus, als er dachte, daß er sich nun für meine Hufschläge rächen könne, die leider zu meinem größten Leidwesen ihre Absicht so schlecht erfüllt hatten.
    Indessen ein anderer aus der ehrbaren Knechteversammlung nahm das Wort und sprach:
    »Nein, Brüder! das wäre unverantwortlich, wenn wir den schönen Esel da totmachen und seiner notwendigen Dienste uns darum berauben wollten, weil ihn bisweilen der Kitzel sticht! Was Henker! wir dürfen ihn ja nur wallachen, so sind wir sicher genug, daß ihm ferner kein Lüstchen mehr anwandele und wir von ihm künftig nicht das Geringste mehr zu fürchten haben. Er wird obenein dadurch noch ansehnlicher und fetter. O, ich weiß die Menge nicht

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