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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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Mitbewerbern der Vornehmste von Geburt, suchte er noch durch sehr ansehnliche Geschenke die Eltern für sich einzunehmen; doch umsonst! Seine schlechte Aufführung überwog, und er hatte den Schimpf, einen Korb zu bekommen.
    Charite ward dem Tlepolem zugestanden.
    Thrasyll ließ darum seine Leidenschaft für sie, so hoffnungslos sie auch war, nicht fahren, sondern nährte dieselbe zugleich mit dem Unwillen über die erlittene Verschmähung und suchte nur durch eine blutige Tat seine Rache und Liebe zu vergnügen. Eine günstige Gelegenheit bot sich ihm dazu dar, und er ließ sie nicht ungenutzt vorbeigehen.
    An dem Tage, als Charite durch die List und Tapferkeit ihres Bräutigams glücklich aus den Händen der Räuber befreit worden war, kam er, unter die Menge der Gratulanten gemischt, und tat außer sich vor Freuden über ihre gegenwärtige Erhaltung und über das darauffolgende Beilager, aus dem, wie er sagte, notwendig die allerglänzendste Nachkommenschaft ersprießen müßte.
    Er ward von der Zeit an, besonders um seiner Familie willen, unter die vorzüglichsten Gastfreunde unseres Hauses aufgenommen. Weislich verbarg er seine heimliche Tücke und spielte den Herzensfreund in größter Vollkommenheit. Durch seine Gespräche, durch häufige Besuche, durch kurzweilige Gesellschaft bei der Mahlzeit, beim Weine, wußt er sich täglich mehr und mehr beliebt zu machen. Jedoch versank er darüber unversehens selbst in den tiefsten Abgrund der Liebe, und ganz natürlich! Denn der erste Funke der Liebe ist klein und erwärmt angenehm das Herz; aber wenn er durch den Umgang angefacht wird, so lodert er in Flammen auf, die endlich in wilder Glut unser ganzes Wesen verzehren.
    Thrasyll dachte also lange bei sich selbst nach, wie er sich Chariten heimlich entdecken könnte. Allein, wie ihr anzukommen, da sie beständig von Leuten umgeben und bewacht war? Wie es zu wagen, ihr von seiner Liebe vorzureden, da ihre Neigung zu ihrem Gemahle im ersten Wachstume war und mit jedem Tage stärker wurde? Ja, fänd' er, welches doch im mindesten nicht wahrscheinlich, fänd' er auch Gehör bei Charite; ihre jungfräuliche Unerfahrenheit würde dem Manne sogleich ihre verstohlene Liebe verraten.
    Doch alle diese unüberwindlichen Schwierigkeiten schreckten ihn nicht ab. Einer so heftigen Leidenschaft als der seinigen, dünkte nichts unmöglich. Hört, ich bitte Euch! hört mit bekümmertem Herzen, welch einen entsetzlichen Weg seine rasende Liebe einschlug!
    Eines Tages nahm ihn Tlepolem mit sich, als er Wild zu jagen ausging, wofern man anders Rehe Wild nennen kann; denn andere, mit Hauern oder Hörnern bewehrte Tiere ließ Charite aus Besorgnis ihren Gemahl nicht aufsuchen. Schon war der Hang eines dicht mit Wald bewachsenen Hügels mit Netzen umstellt, und die Jäger gingen auf den Anstand; man ließ die Spürhunde los, das im Lager liegende Wildpret aufzutreiben. Stracks verteilten sich dieselben allenthalben durch das Dickicht, und wohl abgerichtet, wie sie waren, jagten sie mit heimlichem Gekläff, bis sie Witterung aufnahmen. Nun wurden sie laut, daß weit umher der ganze Forst vom heftigsten Gebell erscholl.
    Kein flüchtiges Reh stand vor ihnen auf, kein schüchtern Damtier, keine vor anderen Tieren zahme Hindin; aber ein gewaltiger Keiler, den man noch nie da gesehen hatte. Seine hangende Wamme, dick mit Kot gepanzert, gleich einem Bären über und über zottig; hoch die Borsten des Rückens gesträubt, schäumt' er vor Wut, fletschte die Zähne und drohte Gefahr aus feuerflammenden Augen. Wie ein Blitzstrahl fährt er unter die Hunde, die sich ihm am kühnsten genaht, haut rechts, links um sich her mit seinen gekrümmten Gewehren, und sie liegen tot am Boden gestreckt. Nun rennt er gerade gegen das Zeug an, stürzt es im ersten Anlauf nieder, und davon, ins Freie!
    Wir alle waren schier verscheucht. Keiner anderen als gefahrloser Jagden gewohnt und noch dazu ohne Waffen, ohne Schutz, stoben wir auseinander und verkrochen uns, so gut wir nur konnten, hinter Gesträuchen und Bäumen; allein dem Thrasyll dünkte dies die schönste Gelegenheit zur Ausübung hinterlistiger Anschläge.
    ›Ei!‹ rief er dem Tlepolem zu, ›wir werden uns doch nicht die Schande antun und, gleich den feigen Memmen da, vor Furcht und Schreck eine so fette Beute uns entwischen lassen? Unsere Pferde her! Wir müssen nach! Nimm Du einen Jagdspieß, ich nehme eine Lanze!‹
    Gesagt, getan. Sie sitzen zu Pferde und sprengen hinter dem Eber her; dieser,

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