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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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aufs Sorgfältigste vor unseren Freunden verborgen bleiben!‹
    Dieser trügerische Vorschlag verfing. Thrasyll willigte mit tausend Freuden in das geheime Verständnis und hätte gewünscht, es wäre schon Nacht, damit nichts mehr seinem Glücke entgegenstände.
    ›So komm denn, Geliebter,‹ sprach Charite, ›komm mit einbrechender Nacht leise an meine Haustüre, aber wohlvermummt und sonder Begleitung! Du darfst einmal nur pfeifen; meine Amme soll Dein mit dem Ohre am Schlüsselloche warten. Sie wird unverzüglich Dich einlassen und im Dunkeln nach meiner Kammer führen, daß Dich niemand sieht.‹
    Thrasyll war entzückt über diese Anordnung der Hochzeit, die, ach! so schrecklich ablaufen sollte. Kein Verdacht kam ihm in den Sinn. Von Ungeduld gequält, seufzt er nur über des Tages trägen Gang, über den tödlichen Verzug der Nacht.
    Als endlich seinem sehnlichen Verlangen die Sonne untergegangen war und die nächtlichen Schatten herrschten, da vermummt er sich, wie es ihn Charite geheißen, stellt an der Tür sich ein, folgt der Amme, die bereits auf ihn mit Schadenfreude lauschte, stillschweigend mit leisem Tritte nach und schlüpft, voll der süßesten Hoffnung, in Charitens Schlafgemach.
    Den Befehlen ihrer Gebieterin treu, tut die Alte mit ihm sehr freundlich und heftet ihm auf, ihre Frau sei nur noch bei ihrem kranken Vater, sie werde aber augenblicklich kommen. Unterdessen reicht sie ihm ein Glas Wein nach dem andern, worin sie heimlich einen Schlaftrunk gemischt hatte. Thrasyll, nichts Böses gewärtig, trinkt, seine Ungeduld zu täuschen, so hastig hinein, daß er nur allzu bald im härtesten Schlafe begraben, jeglicher Schmach bloßgegeben, daliegt. Nun wird Charite gerufen.
    In wilder Hitze stürzt sie herbei, hängt mit männlichem Trotz über den Meuchelmörder hin und ruft: ›Ha! bist Du da, Du treuer Gefährte meines Gemahls! Du trefflicher Weidmann! Du zärtlicher Liebhaber! Ist das die Faust, die das Blut meines Herzens verspritzt hat? Sind das die Augen, denen ich zu meinem Unglück gefallen habe? Ha, sie ahnen schon die Finsternis, die hinfort sie decken wird, und kommen der Strafe zuvor! Ruhe sanft! Träume süß! Kein Dolch, kein Schwert soll Dich verletzen! Fern sei's von mir, durch ähnliche Todesart Dich meinem Gemahle gleichzustellen! Leben sollst Du, aber Deine Augen sollen ersterben, und nur im Schlafe sollst Du künftighin sehen. Ich will machen, daß Du den Tod Deines Feindes glückseliger preisen sollst als Dein Leben. Wenigstens wirst Du das Licht nicht wieder schauen und nur an fremder Hand hinfort Dich leiten. Du wirst Chariten nicht umfangen, nicht mit ihr der hochzeitlichen Freuden genießen! Wirst weder die Ruhe des Todes noch die Wonne des Lebens schmecken! Als ein elendes Scheusal wirst Du zwischen Himmel und Hölle umherwanken, wirst lange nach der Hand forschen, die Dich des Gesichts beraubt hat, und zum Übermaß des Unglücks nicht einmal wissen, über wen Du zu klagen hast, unterdessen ich am Grabe meines Tlepolem stehen und das Blut Deiner Augen ausgießen werde; ein Opfer seinem seligen Geiste! Aber was zögere ich? was verweile ich Deine Strafe einen Augenblick, in dem Du Dich vielleicht noch glücklich in meinen Armen träumst? So erwache denn aus den Finsternissen des Schlafs zu anderen ewigen Finsternissen! Schlage Deine leeren Augenlider auf, erkenne meine Rache, fühle Dein Unglück und überdenke Dein Elend! Siehe, also gefallen Deine Augen einem tugendhaften Weibe, also erleuchten die Hochzeitsfackeln Deine Brautkammer! Merk auf! Die Furien sind Brautführerinnen, Blindheit ist Dein Geleite, und ewig nagendes Gewissen breitet Dir die Arme entgegen!‹
    Nachdem sie also in wütender Begeisterung dem Thrasyll sein künftiges Schicksal geweissagt, nimmt sie eine Haarnadel vom Kopfe und sticht ihm die Augen aus.
    Schier entfliegen diesem Schlaf und Rausch vor dem unbekannten Schmerz.
    Sie aber reißt das Schwert aus der Scheide, womit ihr Tlepolem sich zu umgürten pflegte, und mit dem Vorsatz irgendeiner schrecklichen Tat läuft sie wild mitten durch die Stadt, geradenwegs zu dem Grabmale ihres Gemahls hin.
    Wir anderen und das ganze Volk lassen die Häuser leer stehen, und in vollem Lauf hinter ihr her, und einer den andern ermahnt, das Schwert ihr aus den Händen zu winden!
    Neben der Gruft des Tlepolem blieb sie stehen, mit dem blanken Schwerte einen jeglichen von sich abhaltend, und wie sie sah, daß alles um sie weinte und lamentierte, sprach

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