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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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sie:
    ›Trocknet diese unzeitigen Tränen, stellet diese Klagen ein; sie entehren meinen Mut! Ich habe mich gerächt an dem Meuchelmörder meines Gemahls, habe meinen schandbaren Freier gestraft. Jetzt ist es Zeit, daß dies Schwert mir den Weg zu meinem Tlepolem bahne!‹
    Als sie darauf alles nach der Ordnung erzählt, was ihr Gemahl ihr im Traume entdeckt hatte, und wie sie den Thrasyll durch List gefangen, stieß sie sich das Eisen durch die rechte Brust, sank zur Erde und hauchte, sich in ihrem Blute wälzend und unvernehmliche Worte stammelnd, ihre männliche, edle Seele aus.
    Die Freunde nahmen alsbald den Leichnam der Unglücklichen auf, wuschen ihn ab und legten ihn zu dem Tlepolem ins Grab. Beide Gatten sind also auf ewig vereint.
    Wie dies Thrasyll vernahm, wußte er nicht, wie er genugsam für alles angerichtete Unglück büßen sollte. Mit dem Schwerte sich das Leben nehmen, dünkte ihm ein viel zu leichter Tod. Er ließ sich in Tlepolems und Charitens Gruft bringen. Allda schrie er zu wiederholten Malen überlaut:
    ›Empfangt hier, Ihr Geister, die ich beleidigt, empfangt Euer freiwilliges Opfer!‹
    Darauf schloß er fest die Türen des Grabmals hinter sich zu und ließ sich, nach eigenmächtig über sich gefälltem Urteile, Hungers sterben.«
    Also erzählte der Bediente aus der Stadt unter langen Seufzern und öfteren Tränen den Stutereiknechten, die ihm insgesamt mit der größten Rührung zuhörten. Sie beklagten sehr das Unglück ihrer gewesenen Herrschaft, beschlossen aber endlich, aus Furcht vor der zukünftigen davonzulaufen.
    Der Gestütmeister, dem meine Pflege so eifrig war anbefohlen worden, stahl alles rein weg, was nur von einigem Werte im Hause war, packte es mir und noch anderen Tieren auf, und so wanderte er fort aus der alten Herberge. Wir trugen Weiber und kleine Kinder, trugen Hühner und Gänse, junge Ziegen und junge Hunde. Kurz alles, was nicht geschwind genug fortgekonnt und also die Flucht verweilt hätte, mußte mit unseren Füßen laufen. So überschwer auch die Last war, die mir zuteil geworden, so fühlt' ich sie doch kaum, weil ich mit Freuden vor dem grausamen Räuber meiner Mannheit floh.
    Wir hatten einen rauhen, waldigen Berg überstiegen und schon ein ganz Stück Wegs in der Ebene zurückgelegt, als es dämmerig ward und wir zu einer volkreichen, wohlhabenden Burg kamen. Die Einwohner warnten uns, weder in der Nacht noch des Morgens in der Frühe weiterzugehen. Sie sagten, es gäbe in der Gegend eine abscheuliche Menge großer, starker, reißender Wölfe, die alles anfielen und sogar wie Räuber den Reisenden an der Straße auflauerten; ja, jetzt triebe sie der Hunger schon so weit, daß sie in die benachbarten Dörfer einbrächen und der Menschen so wenig als des Viehes schonten. Auf dem Wege, den wir zu passieren hätten, läge mancher halbverzehrte Leichnam, manches abgenagte Gerippe. Wir sollten uns also ja vorsehen! Das Beste, was wir tun könnten, wäre, daß wir uns erst am hellen lichten Tage, wenn die Sonne schon hoch stünde, wieder auf den Weg begäben, denn das Licht mache die Tiere doch etwas schüchtern. Inzwischen müßten wir immer vor unvermuteten Überfällen auf der Hut sein und nicht einzeln zerstreut, sondern in einem dichten Haufen beisammen marschieren, sonst könne es uns dennoch übel gehen.
    Allein unsere Führer kümmerten sich viel um diese heilsame Warnung! Die Schelme fürchteten weiter nichts als das Nachsetzen und suchten nur ihre heimliche Flucht bestens zu beschleunigen. Sie warteten nicht einmal, bis es hell ward, sondern gleich nach Mitternacht trieben sie uns mit unserer Ladung wieder aus.
    Ich, der ich mir die bedrohte Gefahr fein hinter die Ohren geschrieben, ich stieß und drängte, was ich wußt' und konnte, damit ich nur mitten unter den anderen Eseln und Pferden zu gehen kam und meinen Hintern vor den Anfällen der reißenden Wölfe deckte. Wie frisch konnte ich nicht laufen! Um nicht hinten zu bleiben, schritt ich dermaßen zu, daß sich jedermann über meine Schnelligkeit verwunderte. Furcht beflügelte mich wie einst den Pegasus, denn der ehrliche Gaul hat zuverlässig seine Flügel auch nur der Feigheit zu danken. Er fürchtete sich vor den Bissen der feuerspeienden Chimära und tat Sätze bis an den Himmel, da sagte man, er sei beschwingt!
    Indessen waren unsere Treiber wie zum Treffen gerüstet. Der eine schwang eine Lanze, der andere einen Jagd-, der dritte einen Wurfspieß, der vierte einen Knüttel. Andere trugen

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