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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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die er nun nicht erfüllen kon n te.
    Coriane hatte zu weinen begonnen. Tröstend legte Scharin seinen Arm um die b e benden Schultern des Mädchens.
     
    „Weine nicht, kleine Schwester!“ sagte er sanft. „Vielleicht finden wir ja noch einen Ausweg aus dieser verfahrenen Situation. Wir wollen auf die Götter vertrauen.“
     
    Tamantes sah den Kummer des Mädchens und auch die Trauer und Resignation in Raigos Blick. Sein großmütiges Herz begann, Mitleid mit den beiden zu fühlen.
     
    „Ja, wir wollen auf die Götter vertrauen!“ murmelte er. „Es mag sich alles noch zum Guten wenden.“ Doch dann wandte er sich wieder an Raigo. „Du solltest dich auf den Kampf vorb e reiten“, sagte er. „In zwei Stunden ist es so weit. Auch wir haben noch Vorbereitungen zu treffen, denn es gilt, die Regeln eines solchen Kampfes einzuhalten. -  Sei deiner nicht zu sicher“, mahnte er dann. „Lardar mag zwar ein Feigling sein, aber Konias ließ ihn von den besten Schwertkämpfern seines Reiches ausbilden, auch wenn Lardar das nie schmeckte. Also, sei auf der Hut, er könnte dennoch mehr gelernt haben, als dir lieb ist. - Und du, Cori a ne, gehst jetzt bitte schnell wieder zurück in deine Gemächer! Es war sowieso schon leich t sinnig von dir hierherzukommen. Wie leicht hätte dich jemand sehen und es Lardar beric h ten können! Und du darfst auch dem Kampf nicht beiwohnen. Sieh ihn dir von deinen Fen s tern aus an, denn sonst verlangt Lardar zu Recht noch eine Entscheidung von dir.“
     
    „Habt keine Sorge, Herr!“ antwortete Coriane. „Nur meine vertraute Zofe weiß, daß ich nicht in meinem Bett liege, und diese ist verschwiegen. Alle anderen glauben, ein heftiges Ne r venfieber habe mich befallen und ich sei nicht fähig, mich zu rü h ren. So wird es niemanden verwundern, daß ich dem Kampf nicht beiwohne und ihn somit auch nicht durch eine En t scheidung für einen der Rivalen verhi n dern kann.“
     
    Coriane hatte sich wieder gefangen. Mit einem scheuen Seitenblick auf Raigo huschte sie aus der Tür. Dann gingen auch Tamantes und Scharin, und Raigo blieb allein zurück. Er ging zu Argin, der auf seiner Stange saß und ihn mit seinen klugen Augen unverwandt a n sah.
     
    „Ach, Argin“, seufzte Raigo, „ich habe einen großen Fehler gemacht! Ich habe übe r stürzt gehandelt, wo ich kluge Vorsicht hätte walten lassen sollen. Ich habe mich durch Lardars Spott herausfordern lassen. Wo war in diesem Augenblick die ruhige Überlegenheit von Neskon, dem Moradin? Doch wer hätte gedacht, daß der feige Lardar so viel Mut aufbri n gen würde? Ich darf ihn nicht töten, denn das würde T a mantes in große Bedrängnis bringen - Brauch hin oder Brauch her! Außerdem ist Lardar ja nicht schuld an den Vergehen seines Vaters und soll nicht für dessen U n tat büßen. - Und dann Tamantes schroffe Ablehnung! Ich gebe ja zu, daß er Recht hat, aber es schmerzt mich doch, daß er mich so hart abwies. - Coriane! Ob sie mich wirklich mag, Argin, oder ob sie nur den Helden Neskon dem furch t samen, eitlen Lardar vorzieht? Scharin sagt, sie allein hätte stets an meine Rückkehr g e glaubt. Sollte sie damals schon etwas für mich empfunden haben, als sie in meinen Augen noch ein kleines Mädchen war? Mir schien es so, als sähe ich sie auf jener Wiese das erste Mal, und doch hat ihr Anblick sofort mein Herz gefangen. Sie ist so wunderschön, Argin, daß es fast schmerzt, sie anzusehen. Sogar Lardar hat für sie seine Angst überwunden. - Ach, Argin, ich hätte wissen müssen, daß sich für mich die Probleme nicht so einfach lösen wü r den. Du schaust mich mit deinen Goldaugen an, als verstündest du alles, was ich dir erzä h le. Vie l leicht verstehst du es ja wirklich. Wenn du nur reden könntest! Wie sehr brauchte ich jetzt den Rat und den Trost eines Freundes!“
     
    Raigo drückte seine glühende Stirn gegen das glatte Gefieder des Adlers.
     
    ,Du bist nicht allein, Freund!’ hörte er plötzlich eine Stimme wie aus weiter Ferne zu sich dri n gen.
     
    „Phägor!“ rief Raigo voll Freude und hob den Kopf. „Wo bist du?“
     
    ,Weit entfernt von dir und doch dir immer nah, auch wenn du es nicht merkst!’ antwortete Phägors Stimme. ,Mein Geist hat dich all die Jahre begleitet, und oft hast du meinen Rat in deinem Inneren gehört und ihn befolgt. So höre auch heute me i nen Rat und finde Trost in dem, was ich dir jetzt sage. Wie du selbst schon erkannt hast, darfst du Lardar nicht töten, denn es würde

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