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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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deinen Freunden Unheil bringen. Und du darfst nach dem Kampf nicht la n ge mehr dort verweilen. Brich schnell auf und suche das Orakel des Gottes Mynthar, wie Tamantes es dir geraten hat. Er ist ein weiser Mann und hat genau erkannt, daß du nur dort den Schlüssel zu deinem Schicksal finden kannst. Geh guten Muts, denn ich werde über dich w a chen, soweit es in meiner Macht steht. Und was das Mädchen betrifft - wisse, auch der Weg zu ihr führt nur über das Orakel im großen Felsengebirge! Die Götter haben B e sonderes mit dir vor, sonst hätten sich unsere Wege nie gekreuzt. Doch was sie dir verhe i ßen haben, kann nur das Orakel dir verkünden. Auch für mich sind deine Wege noch du n kel. Aber nun, leb’ wohl! Die Verbindung mit dir kostet mich viel Kraft, und das ist auch der Grund, warum ich noch nie aus der Ferne mit dir sprach. Doch ich fühle, daß wir uns bald wiedersehen werden. Viel Glück, Raigo!’
     
    Phägors Stimme verklang. Während er sprach, war vor Raigos geistigem Auge das Bild des Greifen entstanden, und er erinnerte sich der wilden Schönheit dieses rä t selhaften Tieres. Der Strom von Freundschaft und Liebe, der ihn dabei eingehüllt hatte, erfüllte Raigo mit R u he und Zuversicht. Irgendwie würde er sein Schicksal schon meistern. Er mußte ihm nur die Stirn bieten.
    Entschlossen gürtete Raigo sein Schwert. Er rief Argin zu sich und verließ sein Zimmer. Er begab sich zu des Königs Waffenkammer, um sich einen leichten Helm für den bevorst e henden Kampf zu erbitten. Der seine war ihm bei einem Angriff von räuberischem Gesindel auf dem Herweg zerschlagen worden. Einen anderen Kampfschutz brauchte er nicht. Sein mit schwarzen, mattschimmernden Metallplättchen wie mit Fischschuppen besetztes Lede r hemd genügte ihm. Er belächelte die Männer, die sich neuerdings in schwere Kettenpanzer oder gar starre Brustharnische zwängten. Gut, diese Dinge boten zwar Schutz vor ma n chem Hieb, aber sie engten ihren Träger ein, brachten zusätzliches Gewicht und nahmen viel B e wegungsfreiheit.
    Raigo verließ sich lieber auf seine Schnelligkeit. Konnte er einen Hieb nicht mit der Klinge abwehren, so fing er ihn mit dem handlichen Schild auf, den er zu tragen pflegte. Gewiß, oft war ihm ein Schild zerschlagen worden, und er hatte auch gelegentlich Wunden davong e tragen, doch seine Gewandtheit und Argins wachsames Auge hatten ihn stets vor schw e rem Schaden bewahrt.
    Als Raigo die Waffenkammer verließ, erklangen auf dem Turnierplatz die Fanfaren und ri e fen die be i den Rivalen zum Kampf.
    Lauter Beifall brandete auf, als er die Schranken durchschritt und sein Pferd b e stieg, das einer der Knappen für ihn bereithielt. Lardar wartete schon auf seinem Platz vor der Tribüne und versuchte, sein nervös tänzelndes Pferd zu beruhigen.
    Raigo lächelte verächtlich, als er seines Vetters angesichtig wurde. Wie konnte man nur ein so schreckhaftes Tier als Kampfroß nehmen! Und dann hätte Raigo fast laut aufgelacht: Lardar trug tatsächlich ein eisernes Kettenhemd und hatte darüber noch einen Brustha r nisch g e schnallt! Dies und der gewaltige, nickende Federbusch auf seinem Helm gaben ihm ein höchst grimmiges Aussehen.
    Während Raigo auf die Tribüne zuritt, auf der Tamantes und Scharin inmitten ihres Gefo l ges saßen, sah er sich staunend um. Der Hofstaat hatte die willkommene Gelegenheit g e nutzt, sich in seine festlichsten Gewänder zu hüllen, und besonders die Damen betracht e ten mit kaum verhohlener Neugier den fremden Ritter, der so viel Aufregung an den zwar prächt i gen, aber etwas langweiligen Hof von Imaran g e bracht hatte. Da entrang sich wohl der eine oder andere Seufzer aus der zarten Brust so mancher Jungfrau, daß dieser gu t aussehende Kämpe nicht um ihretwillen in die Schranken trat. Und nur sehr wenige der Damen versta n den wohl, warum sich Coriane nicht sofort für diesen Neskon en t schieden hatte.
    Trotz der kurzfristigen Anberaumung des Kampfes hatte sich eine Menge Volk ve r sammelt, und überall hörte Raigo den Namen Neskon rufen. Die Nachricht von se i ner Ankunft mußte sich mit Windeseile verbreitet haben. Über dem Turnierplatz wehten die Fahnen von Imaran und Ruwarad, und der Turniermeister hatte sogar das Wunder vollbracht, zwei Flaggen mit dem Wappen von Ubiranien und der L o sung der Vangoran Moradin „Für König und Ehre von Ubiranien bis in den Tod“ aufz u tun.
    Nun hielt Raigo neben Lardar, der ihn böse musterte, vor dem Sitz von

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