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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Mitte genommen und bremsten so seinen Fall.
    Wirklich war es schon dunkel, als sie zu den Höhlen zurückkamen. Als sie die große Halle betraten, verwundete es Raigo, sie völlig leer zu finden. Hatte Huvran nicht gesagt, daß he u te ein großes Fest gefeiert werden würde? Wo steckten sie alle?
    Doch seine Führer geleiteten ihn zielsicher durch die Halle hindurch. Nachdem sie durch einige Gänge gekommen waren, hob Leadir einen Vorhang. Und dann standen sie am Ra n de des Tales.
    Doch welch ein Anblick bot sich Raigos staunenden Augen! Rings um die Ränder des Tales funkelten die Lichter von hunderten von Lampen. Auf den Wiesen rund um den See bran n ten zahllose Feuer, und auf dem Wasser selbst schwammen kleine Kerzenboote, deren Lichter den See mit einem Heer von glitzernden Sternenfunken überzogen. Der märchenha f te A n blick des in weichen Glanz getauchten Tales ließ Raigo stumm und atemlos schauen.
    Und dann erhoben sich Stimmen zu einem Lied - erst leise und summend wie die Melodie eines ruhig fließenden Wassers. Doch dann schwang sich eine einzelne Stimme empor. Klar und rein schwebte ein heller Tenor über der gesummten Mel o die, dessen überwältigende Schönheit Raigo mit süßem Schmerz erfüllte und ihm die Tränen in die Augen trieb. Ergri f fen lauschte er diesem fast überirdischen Gesang, der ihn wie in einem Zauberbann gefa n gen hielt.
    Raigo war so vertieft, daß er noch träumend dastand, als das Lied bereits verklu n gen war. So schrak er regelrecht zusammen, als Huvran, der mit Bearnir herangetreten war, nun sa g te:
     
    „Sei willkommen in unserer Mitte und feiere mit uns dieses Fest zu Ehren Mynthars, des Herrn der Gö t ter!“
     
    „Oh Huvran, welch’ eine Stimme!“ sagte Raigo, noch ganz erfüllt von dem zauberhaften Klang. „Sag, können alle Wyranen so herrlich singen? Wenn ja, so ist das die größte Gabe, die euch Mynthar durch seine Tochter Linara, die Göttin der Künste, verliehen hat.“
     
    „Nicht alle singen so gut“, antwortete Huvran, „aber die meisten. Doch diese besondere Stimme gehört Londir, und nie gab es eine schönere als die seine in unserem Volk.“
     
    „Und nicht nur in eurem Volk!“ ergänzte Raigo. „Viele Sänger und Barden habe ich gehört an den Höfen der Fürsten, doch keinen, der sich mit Londir messen könnte. Glücklich das Volk, das solch ein Kleinod besitzt!“
     
    „Du wirst noch viele unserer Lieder heute Nacht hören“, sagte Bearnir, „und gern wird auch Londir noch einmal für dich singen, denn dein Lob wird ihn mit Stolz erfüllen. Doch nun komm zum Feuer, iß und trink und erzähle uns, was das Orakel dir verkündete.“
     
    Raigo ging mit den beiden ins Tal hinab, und der Duft der blühenden Wiesen ve r mischte sich mit dem herzhaften Geruch von gebratenem Fleisch. Bald saßen sie alle am Feuer, und Ra i go berichtete Huvran und Bearnir, was er im Heiligtum Mynthars erlebt hatte.
    Die laue Nacht mit ihrem Duft, dem wunderbaren Gesang der Wyranen und das G e fühl, von Freunden umgeben zu sein, versetzte Raigo in eine fast euphorische Stimmung. Trotz der schweren Aufgabe, die vor ihm lag, ließ dieses herrliche Fest in ihm keine sorgenvollen G e danken aufkommen. Die Begegnung mit Phägor, das Versprechen des Orakels und die Aussicht auf ein Wiedersehen mit den Moradin erfüllten sein Herz mit einer Zuversicht, die stärker war als alle Ängste.
    Bis tief in die Nacht hinein saß er mit den Wyranen am Feuer, lauschte ihren Liedern und trat sogar in den Kreis ihrer Tänzer. Als die Feuer eines nach dem anderen e r loschen und die niedergebrannten Kerzenboote wieder den dunklen Spiegel des Sees freigaben, ging auch Raigo zu seiner Höhle. Lange noch lag er wach, und die süßen Melodien klangen in ihm wieder. Nie im Leben würde er diese Nacht und die Stimmen der Wyranen vergessen!
     
    Am nächsten Morgen leisteten Huvran und Bearnir Raigo beim Frühstück Gesel l schaft. Der alte Priester zog aus seiner Tasche eine kleine Holzkapsel und einen Streifen hauchdünnes, weißgegerbtes Leder.
     
    „Leider haben wir kein Pergament, auf das du deine Botschaft an Vangor schreiben kön n test“, sagte er. „Doch ich denke, daß auch ein solches Stück Leder seinen Zweck erfüllt. Wir benützen es stets, wenn wir etwas aufschreiben wollen.“
     
    Raigo nahm das Leder entgegen und staunte über seine Zartheit, die doch von ungewöhnl i cher Festi g keit war. Auf seine Frage, wie dieses Leder gewonnen würde, antwortete

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