Der goldene Greif
Feindschaft mit Tamantes, wenn er auch nicht gerade sein bester Freund ist. Die S o meder sind ein z u rückhaltendes Volk, das nicht viel Umgang mit seinen Nachbarn pflegt. So wird es Konias Zeit, viele Geschenke und eine Menge Überredungskunst kosten, Barlug die Erlaubnis abz u ringen, mit einem Heer durch sein Land ziehen zu dürfen. Und es ist fraglich, ob Barlug nicht Angst hat, daß dieses Heer auf seinem Weg nicht gleich sein Land miter o bert. Zutrauen würde er es Konias, und darum glaube ich noch nicht, dass Barlug es erla u ben wird. Konias wird auch bald erfahren, daß die Randonen, die wilden Bewohner der nör d lichen Graslande, sich zu einem Einfall in Ruwarad sammeln, da sie Konias’ Aufmerksamkeit abgelenkt glauben. So wird diesem nichts anderes übrig bleiben, als seine Grenzen im No r den abzusichern und seine Kriegspläne mit Imaran aufzuschieben. Du siehst, die Stimmen haben zwar nicht gelogen, aber sie haben auch nicht ganz die Wahrheit g e sagt.’
Raigo war es, als habe jemand eine erdrückende Last von seinen Schultern geno m men. Zum ersten Mal seit seinem Abschied von Imaran atmete er erleichtert auf. Doch nun wollte er genaueres über seine Aufgabe wissen. Die guten Nachrichten Phägors und das Verspr e chen des Orakels hatten seinen Unternehmungsgeist wieder entfacht. Nun brannte er d a rauf, sich seiner Pflicht zu entledigen, um so bald als möglich in den Genuß der verheißenen Belohnung zu kommen. Doch nach dem er Phägor den Wortlaut des Orakels mitgeteilt ha t te, setzte dieser seinem Ungestüm einen Dämpfer auf.
,Das ist ein gefährliches Abenteuer, zu dem Mynthar dich da ausersehen hat’, war n te der Greif. ,Nicht umsonst hat er dich all die Jahre immer wieder erprobt und dich zuletzt den strengsten Prüfungen unterzogen. Seit langer Zeit wartet er auf einen Menschen, der sich der Aufgabe gewachsen erweisen könnte. Viele hat er geprüft, doch erst du scheinst die Voraussetzungen zu erfüllen. Denn deine Gegner sind ein mächtiger Dämon, Mynthars größter Feind, und dessen Dienerin, die sch ö ne, aber bösartige Eja. Mynthar mußte deinen Mut und die Widerstandskraft deines Geistes erproben, da er weiß, wie groß die Macht Th o rakors, des Dämonenfürsten ist. Und er mußte prüfen, ob du deinem Ziel treu bleibst, welche Gefahren sich dir auch in den Weg stellen. Doch nun höre, was du tun mußt, wenn du die Chance h a ben willst, dein Ziel zu erreichen und - vor allem - auch heil zurückzukehren!
Zuerst einmal: Du kannst nicht allein gehen! Du brauchst tapfere Gefährten, die dir auf de i nem Weg beistehen und die dir in Not und Gefahr treu ergeben sind. Bitte König Vangor, dir einige seiner Moradin zur Seite zu stellen. Ich bin gewiß, er wird dir deinen Wunsch nicht abschlagen.’
,Wie soll ich Vangor um die Hilfe der Moradin bitten? Es kostet mich Monate, ihn aufzus u chen. Und danach noch der lange Weg nach Norden!’ Raigo war entmutigt. Er hatte sich vorgestellt, sofort zu den Cygonen aufbrechen zu können.
,Wer hat gesagt, daß du selbst zu Vangor reisen sollst?’ fragte Phägor, und es schien, als lache er leise. ,Hast du nicht Freunde, die alles für dich tun würden?’
,Du? Du willst zu Vangor gehen?’ fragte Raigo verblüfft.
,Nein, nicht ich!’ antwortete Phägor. ,Du weißt, daß mich die Pflicht hier festhält und ich mich nicht lange von hier entfernen darf. Doch hast du nicht noch einen anderen geflügelten Freund, der mit dem Wind um die Wette fliegt? Sende Argin aus mit einer Botschaft. Mein kleiner Bruder ist klug und wird seinen Weg wohl zu finden wissen. Vangor kennt Argin, und so wird er der Botschaft Folge leisten. Auf deinem Weg nach Norden kannst du mit den M o radin zusammen treffen. So ve r lierst du keine Zeit und bekommst trotzdem die Hilfe, die du brauchst. Einige Ken vor der Grenze zu Ejas Reich gibt es eine Furt über den Than, der dort einen Bogen macht und genau von Ost nach West fließt. Erst später ändert er seinen Lauf und fließt nach Cygon hinein. Viele Ken vorher und auch noch weit nach der Grenze gibt es keinen anderen Übergang. Dies soll der Ort sein, an dem du mit den Moradin zusamme n treffen wirst. Ihr könnt ihn nicht verfehlen.
Doch höre weiter: Die Cygonen sind ein grausames Volk, schnell mit der Waffe zur Hand, dabei verschlagen und heimtückisch. Nur wenige von ihnen leben an befe s tigten Orten. Die meisten sind räuberische Nomaden, die sich oft gegenseitig b e stehlen und
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