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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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geschnitzter Sessel, der wohl der Königin vorbehalten war. Die Plä t ze zu ihrer Rechten waren nun von Raigo und seinen Gefährten besetzt.
    Da verkündete der Haushofmeister die Ankunft der Königin. Alle erhoben sich von ihren Si t zen und schauten erwartungsvoll zur Tür.
    Eja trat ein, und die Gefährten konnten nicht vermeiden, daß ihnen bei ihrem A n blick ein Seufzer entfloh. In der Tat glich Eja einer Göttin, die geradewegs von i h rem Wolkenthron herabgestiegen war. Sie trug eine Robe von tiefem Grün. Der we i te Ausschnitt zeigte zur Hälfte ihren festen Busen und erhob sich dann zu einem hohen Kragen, dessen Ecken sich nach außen bogen und aus dem der schlanke Hals wie der Stiel einer Blüte emporstieg. Wie das Oberteil schmiegte sich auch der Rock eng an ihren Körper. Ein Schlitz teilte ihn bis übers Knie und ließ beim Gehen ihre wundervollen, langen Beine sehen. Das reiche Haar war mit funkelnden Edelsteinen aufgesteckt und erhob sich wie eine Krone über ihrem fei n geschnitt e nen Gesicht. Wie sie nun auf ihren Platz zuschritt, drückte sie Erhabenheit und Majestät aus - und doch ließ das Spiel ihrer Glieder die animalische Wildheit ahnen, die in ihr wohnte.
    Sie ließ sich am Kopf der Tafel nieder und bat auch die anderen mit einer Handb e wegung, Platz zu nehmen.
    Ihr Blick traf Raigos Augen, und gegen seinen Willen wurde er länger gefesselt, als ihm recht war. Ein eigenartiger Schauer rieselte über sein Rückgrat, und warnend meldete sich das Amulett. Raigo wandte den Blick ab, und Eja runzelte leicht die Stirn.
    Werigan hatte dieses Zwischenspiel bemerkt und stieß Raigo unbemerkt in die Se i te.
     
    „Nimm dich zusammen“, raunte er, „und verdirb nicht alles!“
     
    Doch Eja schien nicht länger über Raigos Ausweichen nachzudenken.
     
    „Wir haben heute Gäste aus fernen Ländern bei uns“, sagte sie laut. „Ich hoffe, daß die He r ren zu unserer Unterhaltung einige Neuigkeiten berichten werden. Wir leben hier recht a b geschieden, und so sind wir stets begierig zu hören, was in anderen Ländern geschieht.“
     
    Sie blickte dabei einen der Gefährten nach dem anderen an, und der junge Gilian senkte errötend die Lider, als ihn das Feuer dieser Augen traf. Eja lachte.
     
    „Habt Erbarmen mit unserem Freund, erhabene Königin!“ feixte Findir, der Gilians Erröten gesehen hatte. „Er ist noch jung und erträgt kaum den Blick seiner Amme, geschweige denn den einer so sch ö nen Frau, wie Ihr es seid.“
     
    Wütend fuhr Gilian zu ihm herum und wollte ihn zurechtweisen, doch Eja bremste seinen Zorn.
     
    „Seid nur ruhig, junger Freund!“ lächelte sie verächtlich und sah Raigo dabei an. „Ich habe ältere und erfahrenere Männer, als Ihr es seid, meinem Blick ausweichen sehen. Man kön n te denken, daß sich wirklich mancher Mann vor einer Frau fürc h tet.“
     
    In Raigo stieg ein heftiger, dem winzigen Anlaß in keiner Form gerechter Zorn auf. Schon hatte er eine scharfe Entgegnung auf der Zunge, als ihn Werigans Fußtritt zur Besinnung brachte. So bezähmte er sich und antwortete nur leichthin:
     
    „Vielleicht ist es nur die Furcht, zu viel von den Gedanken erraten zu lassen, die ihn bei E u rem Anblick bewegen, die einen Mann dazu bringt, vor der Glut Eurer Augen den Blick zu senken, edle Königin.“
     
    „Gut gekontert, Randor!“ Das Lächeln Ejas wurde zusehends heiterer. „Doch nun wollen wir essen, und Ihr solltet uns dabei von Eurem Weg hierher berichten.“
     
    Daraufhin erzählte Raigo seine Geschichte, die er sich dafür zurechtgelegt hatte. Er flocht etliche Neuigkeiten ein, die er oder die Gefährten unterwegs gehört hatten - über Kriege und Schlachten, Heiraten zwischen Königs- und Fürstenhäusern und was sonst noch von allg e meinem Interesse war. Auch die Moradin fügten ihren Teil bei, und so verlief das Mahl in angenehmer Unterhaltung. Immer wieder suchte Eja Raigos Blick, und diesmal wich er ihr nicht mehr aus. Als das Mahl seinem Ende zuging, erhob sich Eja. Als alle aufstehen wol l ten, sagte sie:
     
    „Bleibt ruhig sitzen und genießt noch ein wenig dieses fröhliche Beisammensein. Laßt euch durch meinen frühen Aufbruch nicht stören, denn leider bin ich die K ö nigin und habe noch einige Pflichten. Aber besonders unseren Gästen wünsche ich eine angenehme Nachtruhe. Morgen sehen wir uns wieder, um über unsere G e schäfte zu reden.“
     
    Sie warf Raigo noch einen langen Blick zu, dann schritt sie hinaus. Doch bereits

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