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Der goldene Kelch

Der goldene Kelch

Titel: Der goldene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloise Jarvis McGraw
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anzuglotzen, und macht eure Arbeit!“ Die Jungen beugten sich erschrocken über die Werkbank. Eine Weile lang arbeiteten sie schweigend und schnell, bis Sata in den Schuppen zurückging. Heqet hatte vor dem Ofen gehockt. Nun richtete er sich auf und streckte sich. „Du kannst es Rekh ruhig sagen. Er glaubt bestimmt nicht, dass du ihn bestehlen wolltest.“
    „Vielleicht hast du Recht. Aber es geht nicht um Rekh – ich habe Angst vor Gebu.“
    „Gebu? Was könnte er dir tun?“
    „Was man eben mit einem Werkzeug tut, das nicht mehr funktioniert… Da, schau, deine Legierung schmilzt.“ Heqet beugte sich schnell über die Form, während Ranofer weiterschnipselte und auf ihn einredete: „Was würdest du denn mit einem Hammer machen, der nicht mehr schlägt, oder mit einem Messer, das nicht mehr schneidet? Du würdest es wütend zerbrechen und ein neues kaufen.“
    „Aber Gebu wird eingesperrt, wenn er ein Dieb ist.“
    „Gebu? Niemals! Ibni wird eingesperrt. Oder ich.“ Heqet dachte nach. „Gestern hast du dich doch geweigert, Gebu den Weinschlauch zu bringen.“
    „Ja, ha!“ Ranofer bekam unweigerlich eine Gänsehaut. „Das nächste Mal werde ich mich nicht mehr weigern, da kannst du dich drauf verlassen! Gebu ist ein richtiger Teufel! Ich habe keine Wahl, ich muss ihm bei seinen üblen Geschäften helfen, bis Rekh Bescheid weiß.“
    „Also musst du doch mit Rekh sprechen.“
    „Ja, schon, aber ich kann nicht. Begreif doch, Heqet! Deshalb – “
    „Deshalb – was?“
    „Deshalb möchte ich, dass du mit ihm sprichst.“
    „Ich?“ Heqet starrte ihn entsetzt an. „Ja. Dir wird Rekh glauben. Heqet, du musst es tun. Ich bitte dich darum!“
    „Aber ich habe doch keine Ahnung, wie sie das Gold stehlen.“
    „Das erkläre ich dir alles. Ich bin sicher, es gibt nur eine Möglichkeit, wie sie es stehlen.“ Ranofer erzählte ihm von Ibni und den großen Bottichen. Als Ranofer geendet hatte, nickte Heqet langsam und nachdenklich. „Das mit den Bottichen wäre mir nie in den Sinn gekommen. Und ich wette, Rekh auch nicht.“
    „Um den Beweis zu haben, muss Rekh nur herausfinden, wo Ibni den Weinschlauch versteckt. Wahrscheinlich irgendwo im Lager. Er lässt das Gold Stück für Stück im Schlauch verschwinden, immer nur ein Körnchen am Tag, denn es vergehen manchmal zehn oder vierzehn Tage, bis er mich wieder bittet, Gebu ,ein kleines Geschenk’ zu bringen.“ Ranofer spie wütend aus. Er warf einen Blick zum Schuppen und nahm wieder seine Zange zur Hand.
    „Ja, so könnte es sein. Ganz schön schlau! Da kommt so leicht keiner drauf“, sagte Heqet. „Sprichst du mit Rekh?“
    „Ja, ich mach’s.“
    Erleichtert atmete Ranofer auf. „Danke. Ich wusste, du würdest mir helfen. Aber… aber du darfst zu niemandem sagen, dass der Tipp von mir kommt – wenn Gebu das erfährt…!“
    „Ich werde dich nicht erwähnen. Überlass das ruhig mir. Vielleicht sollte ich besser erst morgen zu Rekh gehen, wir haben heute schließlich zusammen gearbeitet und man hat uns reden sehen.“
    „Ja, das ist eine gute Idee. Ich werde die nächsten Tage nicht in deine Nähe kommen.“
    „Pst! Da kommt Sata!“
    Die Jungen besiegelten ihre Abmachung mit einem schnellen, festen Blick und machten sich wieder eifrig an die Arbeit. Sie konnten nicht mehr miteinander sprechen, Ranofer konnte sich nicht einmal bedanken, denn Sata blieb den Rest des Vormittags in ihrer Nähe, und nach der Mittagspause bekamen Ranofer und Heqet unterschiedliche Arbeiten aufgetragen, aber Ranofer dachte den ganzen Tag über immer nur: Danke, Heqet. Danke, danke, danke!
    Als er am Abend gerade die Werkstatt verlassen wollte, sah er Ibni, der mit dem Weinschlauch in der Hand auf ihn wartete. Er erstarrte. Das hatte er ganz vergessen! Am liebsten wäre er umgekehrt, hätte sich in eine Gasse geschlichen oder in Luft aufgelöst, aber dieses Mal gab es kein Entrinnen. Der Babylonier ging auf Ranofer zu und versperrte ihm den Weg. Er säuselte wie immer, aber heute lag etwas Bedrohliches in seinem Blick. „Ah, sei gegrüßt, mein Kleiner! Ich hatte schon befürchtet, ich hätte dich verpasst. Gestern gab es ein kleines Missverständnis, nicht wahr? Du hattest deinen verehrten Halbbruder wohl falsch verstanden. Er nimmt mein kleines Geschenk gerne entgegen, Wein aus eigenen Datteln…“
    „Gib her und verschwinde!“, zischte Ranofer. Er schnappte den Weinschlauch und rauschte an Ibni vorbei, wobei er es sich nicht entgehen ließ, ihm mit

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