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Der goldene Kelch

Der goldene Kelch

Titel: Der goldene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloise Jarvis McGraw
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Trödelschnecke? Keine Ausreden! Hier, zeig diesem Anfänger, wie man harte Lötlegierung macht – so viel, dass es für vier Tage reicht. Wenn Ras Barke da oben steht“, gereizt streckte er den Arm aus und deutete auf den Himmel über dem Hof, „ist das Zeug fertig!“ Er drehte er sich um und stapfte davon. Heqet steckte einen Finger ins Ohr und schüttelte den Kopf. „Habe ich nicht eine Stimme gehört? – sagte die Kuh, als sie dem Leoparden auf den Schwanz trat.“ Ranofer musste wie immer über Heqets Scherz lachen. „Sata ist gar nicht so übel, wie er tut. Aber komm jetzt, wir müssen uns beeilen, wir haben nicht mehr viel Zeit.“ So ein Glück!, dachte er, während er Heqet voraus zur Waage ging. Wir können uns bei der Arbeit unterhalten, ohne dass jemand misstrauisch wird. Wenn ich doch nur sicher wüsste, dass Heqet für sich behält, was ich ihm anvertraue! Ich muss mehr über den Jungen wissen. Ich werde ihn einfach ausfragen, so, wie er es immer bei mir macht! In den letzten zwei Tagen hat er genug über mich erfahren.
    Während sie warteten, bis die Metalle abgewogen waren, versuchte Ranofer sich die Fragen zurechtzulegen, die er Heqet stellen wollte, aber ihm fiel nicht eine einzige ein. Dabei musste er dauernd Dutzende von Fragen beantworten, die ihm Heqet ohne groß nachzudenken stellte. „Mischen wir Kupfer mit Gold?“, fragte Heqet erstaunt.
    „Natürlich. Man kann Gold nicht mit Gold löten.“
    „Warum denn nicht?“
    „Weil deine Arbeit dann zusammen mit der Lötlegierung schmelzen würde, du Esel! Die Legierung muss vorher schmelzen.“
    „Aha. Und das Silber?“
    „Kommt auch da rein.“
    „In die Legierung?“
    „Ja. Ich erklär’s dir gleich. Holst du schon mal die Gussformen?“
    „Klar. Welche denn?“
    „Na, die flache und – “
    „Solche, die du immer für die Barren nimmst?“
    „Nein, nein, lass nur, ich hol sie schon“, sagte Ranofer schnell. „Nimm du die Metalle und warte da drüben am Ofen auf mich.“
    Kurz darauf legte Ranofer alles, was er brauchte, auf der Werkbank neben dem Ofen bereit. Zufällig arbeitete heute niemand in der Nähe dieses Ofens, deshalb hatte er ihn ausgesucht. Bevor Heqet wieder Fragen stellen konnte, sagte er leise: „Ich muss dich etwas fragen. Es ist wichtig.“
    Heqet warf erst einen aufmerksamen Blick auf Ranofer, dann auf den Hof. „Frag nur, Ranofer! Hier kann uns niemand hören.“
    Ranofer öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder. Er fand einfach nicht den Mut. „Ja, gleich… Wir müssen erst mit der Arbeit beginnen.“ Er wich Heqets neugierigem Blick aus und griff nach einer Kneifzange. „Nimm die andere Zange! Wir knipsen die breiten Späne und die langen Drähte in kleine Stücke.“ Er machte es Heqet vor. „So, siehst du? Kupfer in diese Schale, Silber in diese und Gold in diese.“ Während er die Stücke abknipste, zerbrach er sich den Kopf, wie er am besten herausfinden konnte, was er von Heqet wissen wollte. „Wo lebst du eigentlich?“, platzte er schließlich heraus. Er wurde rot. Von allen Fragen, die er stellen konnte, war das die dümmste und die unwichtigste! Er ärgerte sich maßlos über sich selbst.
    „Das weißt du doch“, antwortete Heqet leicht erstaunt. „Im Lehrlingshaus.“
    „Ja, ja – ich meinte, wo kommst du her? Wo leben deine Eltern?“
    „Ach so. Flussaufwärts, in Hermonthis. Wunderst du dich, dass ich nicht zu Hause wohne?“
    „Nein, nein, ich wollte nur… Es ist mir eigentlich egal, wo du wohnst.“
    „Meinen Eltern ist das aber ganz und gar nicht egal“, sagte Heqet lachend. „Wir haben nur ein kleines Haus und ich habe sechs jüngere Geschwister. Es wurde ein bisschen eng – sagte der Maulwurf und kroch aus dem Termitenhügel.“
    Ranofer lächelte ihm verlegen zu; er musste gleich die nächste Frage stellen: „Ist dein Vater Handwerker?“ Es wurde einen Moment lang still. Ranofer sah auf und begegnete Heqets Blick. Heqet betrachtete ihn aufmerksam; scharfer Verstand stand ihm in sein freundliches, gutmütiges Gesicht geschrieben.
    „Nein. Mein Vater ist Oberdomänenverwalter bei Fürst Mahotep. Eine Vertrauensposition. Ich weiß, was das bedeutet. Ich habe meinem Vater oft geholfen, den Schrank der Fürstin zu kontrollieren und all die edlen Schmuckstücke zu verzeichnen, Goldschatullen, Halsketten, Kelche mit Silbergriffen… Ich glaube, damals entstand in mir der Wunsch, so schöne Dinge selbst zu machen. Vater hat mich auch oft geschickt, den

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