Der Goldene Kompass
Einkäufe, von der Verpflegung bis zur warmen Kleidung. Simon Hartmann, du bist Schatzmeister und verantwortlich dafür, daß unser Gold vernünftig eingesetzt wird. Benjamin de Ruyter, du bist für Spionage zuständig. Wir brauchen viele Informationen, die du herausfinden sollst; du wirst Farder Coram Bericht erstatten. Michael Canzona, du bist für die Koordination der Arbeit der vier Befehlshaber verantwortlich, und wenn ich ums Leben komme, wirst du als mein Stellvertreter das Kommando übernehmen.
Nachdem ich nun dem Brauch gemäß meine Vorkehrungen getroffen habe, mögen alle Männer und Frauen, die nicht mit mir übereinstimmen, ihre Meinung äußern.«
Eine Frau stand auf.
»Lord Faa, wollt Ihr bei dieser Expedition keine Frau mitnehmen, die sich um die Kinder kümmert, wenn ihr sie gefunden habt?«
»Nein, Nell. Wie es aussieht, haben wir wenig Platz. Und die Kinder, die wir befreien, sind bei uns in jedem Fall besser aufgehoben als dort, wo sie jetzt sind.«
»Aber angenommen, ihr braucht Frauen, die sich als Wächterinnen oder Kinderpflegerinnen oder was immer verkleiden, um sie zu retten?«
»Darüber habe ich nicht nachgedacht«, gab John Faa zu. »Wir überlegen uns das gründlich, wenn wir uns ins Beratungszimmer zurückziehen, ich verspreche es dir.«
Die Frau setzte sich, und ein Mann stand auf.
»Lord Faa, ich hörte Euch sagen, Lord Asriel befinde sich in Gefangenschaft. Plant Ihr auch, ihn zu befreien? Denn wenn das stimmt und er, wenn ich das richtig verstanden habe, in der Gewalt der Bären ist, brauchte man dazu mehr als hundertsiebzig Mann. Und auch wenn Lord Asriel ein guter Freund von uns ist, weiß ich nicht, ob wir so weit gehen sollten.«
»Du hast nicht unrecht, Adriaan Braks. Was ich vorhatte, war, Augen und Ohren offenzuhalten und zu sehen, was wir in Erfahrung bringen können, solange wir im Norden sind. Vielleicht können wir ihm helfen, vielleicht nicht, aber du kannst dich darauf verlassen, daß ich nichts von dem, was ihr mir an Männern und Gold gegeben habt, zu einem anderen Zweck verwenden werde als dem, unsere Kinder zu finden und nach Hause zu bringen.«
Eine weitere Frau stand auf.
»Lord Faa, wir wissen nicht, was die Gobbler unseren Kindern angetan haben. Wir haben alle schreckliche Gerüchte und Geschichten von Kindern ohne Köpfe gehört, von Kindern, die in zwei Hälften geschnitten und wieder zusammengenäht wurden, und von Dingen, die zu furchtbar sind, um sie auszusprechen. Ich möchte wirklich niemanden unglücklich machen, aber wir haben alle von derartigen Dingen gehört, und ich will, daß sie offen ausgesprochen werden. Falls Ihr auf solche Greuel stoßt, Lord Faa, hoffe ich, daß Ihr furchtbare Rache üben werdet, daß Euch nicht Gnade und Milde daran hindern zurückzuschlagen, und zwar hart zurückzuschlagen und diese teuflische Niedertracht ins Herz zu treffen. Ich bin sicher, daß ich im Namen aller Mütter spreche, die Kinder an die Gobbler verlo ren haben.«
Als sie sich setzte, wurde zustimmendes Murmeln laut, und im ganzen Zaal wurde genickt.
John Faa wartete, bis wieder Ruhe einkehrte.
»Nichts wird meine Hand aufhalten, Margaret, als das nüchterne Urteil. Wenn ich mich im Norden zurückhalte, dann nur, um im Süden um so heftiger zuzuschlagen. Einen Tag zu früh anzugreifen wäre genauso verkehrt, wie an der falschen Stelle anzugreifen. Sicher, aus deinen Worten spricht der Zorn der Gerechten. Aber wenn ihr euch diesem Zorn überlaßt, Freunde, macht ihr genau das, wovor ich euch stets gewarnt habe: Ihr stellt eure Rachsucht über die Aufgabe, die zu tun ist. Und unsere Aufgabe ist zuallererst die Befreiung der Kinder, erst dann die Bestrafung der Übeltäter. Es geht nicht um die Befriedigung verletzter Gefühle; unsere Gefühle spielen keine Rolle. Wenn wir die Kinder retten, ohne die Gobbler bestrafen zu können, haben wir unsere wichtigste Aufgabe erfüllt. Wenn wir aber danach trachten, zuerst die Gobbler zu bestrafen, und dadurch die Chance verspielen, die Kinder zu befreien, sind wir gescheitert.
Aber verlaß dich darauf, Margaret, wenn die Zeit der Bestrafung gekommen ist, werden wir ihnen einen Schlag versetzen, der ihre Herzen verzagen läßt und sie mit Angst erfüllt. Wir werden ihnen all ihre Kraft rauben. Wir werden sie vernichten und zugrunde richten, zerbrechen und zerschmettern, in tausend Stücke reißen und in alle Winde zerstreuen. Mein Hammer dürstet nach Blut,
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