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Der Goldene Kompass

Der Goldene Kompass

Titel: Der Goldene Kompass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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Scoresby Erdgas zum Füllen des kleineren Ballons finden würde — offenbar hatte er zwei Ballons — und aufsteigen konnte, um die Gegend zu erkunden. Der Aeronaut, der das Wetter so sorgfältig wie ein Seemann beobachtete, prophezeite allerdings Nebel, und tatsächlich, kaum hatten sie angehalten, senkte sich dichter Nebel herab. Lee Scoresby wußte, daß er aus der Luft nichts sehen würde, er begnügte sich deshalb damit, seine Ausrüstung noch einmal durchzusehen, obwohl alles bereits in penibler Ordnung war. Dann, ohne jede Warnung, flog aus der Dunkelheit ein Hagel von Pfeilen.
    Drei Gypter wurden getroffen und starben so lautlos, daß niemand etwas hörte. Erst als sie über den Hundegeschirren zusammensackten und sich nicht mehr bewegten, merkten die Männer in ihrer Nähe, was geschah, doch da war es bereits zu spät, schon kamen weitere Pfeile angeflogen. Verwirrt sahen einige auf, als ringsum mit einem schnellen, unregelmäßigen Trommeln Pfeile auf Holz und gefrorenes Leinen prallten.
    Als erster kam John Faa wieder zu sich und brüllte den umstehenden Männern Befehle zu. Mit kalten Händen und starren Gliedern gehorchten sie, während die Pfeile wie ein tödlicher Platzregen auf sie niederprasselten.
    Lyra war im Freien, als die Pfeile über ihren Kopf schwirrten. Pantalaimon hörte sie zuerst, verwandelte sich in einen Leoparden und stieß Lyra um, damit sie kein so leichtes Ziel abgab. Sie wischte sich den Schnee aus den Augen, rollte auf den Bauch und versuchte zu erkennen, was geschah. Das Halbdunkel um sie drohte in Chaos und Lärm zu versinken. Sie hörte ein gewaltiges Brüllen und das Scheppern und Rasseln von Iorek Byrnisons Rüstung und sah gerade noch, wie er in seinem Panzer über die Schlitten sprang und im Nebel verschwand. Im nächsten Moment zerrissen Schreie die Luft, begleitet von Knurren und Fauchen, dumpfen Schlägen und knirschenden und reißenden Geräuschen. Angstschreie gellten auf, während der Bär im Nebel wütete.
    Aber wer waren ihre Gegner? Bis jetzt hatte Lyra noch keinen zu Gesicht bekommen. Die Gypter schwärmten umher, um die Schlitten zu verteidigen, gaben dadurch allerdings, wie sogar Lyra erkannte, noch bessere Zielscheiben ab. Handschuhe und Fäustlinge erschwerten es den Männern, die Gewehre abzufeuern; während der Pfeilhagel unausgesetzt anhielt, hatte Lyra erst vier oder fünf Schüsse gehört. Und ein Mann nach dem anderen fiel.
    Ach, John Faa! dachte sie angstvoll. Das hast du nicht vorhergesehen, und ich habe dir nicht geholfen!
    Sie hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da stieß Pantalaimon ein lautes Knurren aus, und schon stürzte sich etwas — ein fremder Dæmon — auf ihn und schlug ihn nieder, so daß auch Lyra um Atem ringen mußte. Sie spürte, wie Hände an ihr zerrten und sie hochgerissen wurde; jemand preßte ihr einen stinkenden Handschuh auf den Mund und warf sie durch die Luft in die Arme eines anderen, die sie der Länge nach wieder in den Schnee stießen, so daß ihr zugleich schwindlig wurde, die Luft wegblieb und alles weh tat. Ihre Arme wurden nach hinten gezerrt, bis es in den Schultern knackte, dann wurde ihr eine Kapuze über den Kopf gestülpt, um ihre Schreie zu ersticken, denn jetzt schrie sie aus vollem Halse.
    »Iorek! Iorek Byrnison! Hilf mir!«
    Ob er sie überhaupt hörte? Sie wußte es nicht. Sie wurde hin und her geworfen und schließlich auf etwas Hartes gedrückt, das sofort schlingernd und holpernd wie ein Schlitten losfuhr. Wilder Lärm drang an ihr Ohr. Sie bildete sich ein, das Brüllen von Iorek Byrnison zu hören, aber es klang weit entfernt, und weiter ging die Fahrt über den holprigen Boden, mit auf dem Rücken gefesselten Armen und geknebeltem Mund. Lyra begann vor lauter Wut und Angst zu schluchzen. Sie hörte fremde Stimmen.
    »Pan!« japste sie.
    »Ich bin hier, pst! Ich helfe dir, damit du wieder Luft bekommst. Sei still…«
    Mit Mäusepfoten zerrte er an der Kapuze über ihrem Mund, bis sie wieder besser atmen konnte. Gierig schnappte sie nach der eisigen Luft.
    »Wer ist das?« flüsterte sie.
    »Sie sehen aus wie Tataren. Ich glaube, John Faa ist getroffen worden.«
    »Nein…«
    »Ich habe gesehen, wie er hinfiel. Er hätte doch mit so einem Angriff rechnen müssen. Das war doch klar.«
    »Aber wir hätten ihm helfen müssen! Wir hätten das Alethiometer befragen sollen!«
    »Pst! Tu so, als wärst du bewußtlos.«
    Eine Peitsche knallte, und die Schlittenhunde jaul ten. So wie Lyra hin und

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