Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
Vom Netzwerk:
Ehrgeizling eine Herausforderung aussprechen.«
    Aluteyn hatte sich von seinem Thron erhoben und schritt vorwärts, bis er imstande war, vom Rand der Estrade auf Mercy hinabzublicken.
    »Ich nehme deine Herausforderung an, kreative Schwester -vorausgesetzt, du füllst unsern heiligen Kessel hier und jetzt und beweist damit dein Recht, so zu tun. Und als erstes sollst du das Ding entfernen, das ich hineinstecke!«
    Es folgte eine Explosion, begleitet von einem Gestank nach Ammoniak. Die Frau sprang zurück, als sich eine schleimige Erscheinung aus dem goldenen Kessel materialisierte. Ihr Körper war schlangenhaft, trug jedoch keine Schuppen. Übelriechender Schleim tropfte von ihm ab. Entlang den wogenden Flanken zogen sich Poren wie kleine Bullaugen. Tastende Fühler von der Größe verlängerter menschlicher Finger umgaben den Kopf. Das Wesen ähnelte einem monströsen Aal, vielleicht acht Meter lang und fast einen Meter dick. Er wand sich aus dem Kessel auf Mercy zu, während Aluteyn ihn mit untergeschlagenen Armen und einem sauren Lächeln beobachtete. Das Geschöpf hatte kein richtiges Maul. Sein Kopf endete in einer Art Trichter mit Fleischauswüchsen. Darin schimmerten Reihe auf Reihe scharfer dreieckiger Zähne. Aus dem Schlund des Ungeheuers drang ein zungenähnliches Glied hervor, so dick wie ein menschlicher Unterarm, dessen Oberseite wie eine Feile war.
    »Guter Gott, was ist das?« rief Bryan.
    »Eine Lamprete, würde ich sagen - beziehungsweise eher das Simulakrum einer solchen, falls er den Burschen nicht versteckt hielt und vergrößerte. Keine besonders einfallsreiche Bemühung. Vielleicht dachte Aluteyn, der Dame werde vor der Scheußlichkeit des Ungetüms grausen. Aber sie läßt sich nicht einschüchtem ... Ha! Sehen Sie!«
    Mercy wich nicht von der Stelle, als das Ding Über ihr hing. Seine gräßlichen Lippen bebten, seine Zunge suchte nach Beute.
    »der Handwerksmeister hat euch einen Fisch gegeben!« rief sie mit lauter Stimme. »Von mir bekommt ihr das Beigericht!«
    Es gab eine zweite Detonation zusammen mit einer großen Dampfwolke, die Mercy und die Über dem Kessel schwankende riesige Lamprete einhüllte. Plötzlich verschwand der Gestank aus der Luft. Was die Zuschauer jetzt rochen, war nicht nur angenehm, sondern ließ ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen - und Bryan als früherer Londoner

 
     
    kannte den Duft sehr gut. Die Dämpfe teilten sich, und da stand die rothaarige Zauberin mit ihrem Kessel. Er war bis zum Rand mit kleinen Dingern gefüllt, goldbraun und brutzelnd, und sie verströmten zusammen mit diesem köstlichen Aroma den Geruch nach gebratenen Kartoffeln.
    Mercy begann, den Kesselinhalt an die Zuschauer zu verteilen.
    Erleichterung ebenso wie andere Emotionen ließen Bryan lachend gegen die Wand des Alkovens sinken. »Himmel! Damit hat sie's ihm aber gezeigt!«
    Ogmol sagte: »Ich vermute, das ist ein Insider-Witz für Menschen.«
    Die Gildenmitglieder und Adligen fingen die Bissen auf, die Mercy ihnen zuwarf, und aßen sie unter munteren Jubelrufen. Aluteyn wandte der Szene den Rücken.
    Lady Eadone erklärte: »Lady Mercy-Rosmar, die Herausforderin, hat hiermit ihr Recht bewiesen, Lord Aluteyn Handwerksmeister in der Manifestation der Kräfte gegenüberzutreten. Bis zu diesem Zeitpunkt sollt ihr beiden in Frieden und nach den Regeln unserer Gilde leben. Die außerordentliche Versammlung ist geschlossen.«
    »Lady Mercy-Rosmar nimmt in der Fernsprache durch mich Kontakt mit Ihnen auf«, sagte Ogmol zu Bryan. »Sie hat unsere Anwesenheit hinter dem Vorhang wahrgenommen, weil Sie ... äh ... diesen cri de cœur ausstießen, als Ihnen klar wurde, daß sie sich durch die Herausforderung selbst in Gefahr begab. Sie möchte Sie beruhigen. Außerdem bittet sie Sie, daß Sie sie heute abend im Vorhof der Kreatoren treffen. Sie wird um einundzwanzighundert Uhr dort in ihrer Kalesche eintreffen. Sie möchte wichtige Angelegenheiten mit Ihnen besprechen.«
    »Versichern Sie ihr, daß ich warten werde.«
    Der Mischling verbeugte sich auf merkwürdige formelle Art. »Ich muß Sie jetzt verlassen und die Ergebnisse unserer Untersuchung meinem Ehrfurchtgebietenden Vater vorlegen.«
    »Ja, natürlich. Ich könnte mich eigentlich in meinen Räumen ein bißchen ausruhen - und dann schwimmen gehen. Wollen Sie sich mir später anschließen?«
    »Ich fürchte, das geht nicht, Bryan. Die Unterredung mit dem König mag einige Zeit dauern.«
    »Nun, empfehlen Sie mich ihm«, sagte der

Weitere Kostenlose Bücher