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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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wurden ruhiger, und nun war er imstande, ihr von den Sternen erhelltes Gesicht zu betrachten und sich ganz genau daran zu erinnern, was die Erfüllung (wieder) gewesen war.
    »Es ist eine Verzauberung, Mercy«, sagte er. »Du hast mich verhext. Wirst du mich auch töten?«
    »Kommt es darauf an?« lachte sie und zog seinen Kopf in ihren Schoß. Eine Stoffalte wischte seine Augen, und sie küßte ihn auf die Lider.
    »Es kann nicht andauern, nicht wahr?« fragte er. »Nach dem Wettstreit wird er dich mit sich zurück nach Goriah nehmen. Oder wirst du bleiben, wenn du Lady-Kreatorin wirst? Gibt es eine Möglichkeit, daß du bleibst, Mercy?«
    »Still.«
    »Liebst du ihn?« fragte er nach einer Weile.
    »Natürlich«, antwortete sie lebhaft.
    »Liebst du mich?« Er sprach leise, mit dem Mund in ihrem Gewand.
    »Wäre ich hier bei dir, wenn ich es nicht täte? Ah, mein Lieber. Warum mußt du immer von Liebe und Bleiben reden, statt von der Freude? Bist du nicht glücklich gewesen? Habe ich dir nicht alles gegeben, was ich geben konnte, alles, was du ertragen konntest? Willst du das Ganze? Wird dich nichts anderes zufriedenstellen?«
    »Ich kann dich nicht verlassen. Oh, Mercy.«
    Ihre Mundwinkel bogen sich nach oben. »Und du würdest alles für mich tun, ja?«
    Er sah ihr Lächeln und vermochte nicht zu sprechen. Sie begann zu summen, und die Worte des bekannten Liebeslieds bildeten sich durch die Kraft ihrer Gedanken in seinem Gehirn:
    Kupido fliegt von Land zu Land,
    Drum hat die Liebe nicht Bestand.
    Bestand hat Himmel nicht und Erde,
    Doch ewig ich sie lieben werde.
    »Und jetzt wollen wir es noch einmal tun, süßer Bryan, und danach gehen wir hinunter in die Stadt. Und du wirst mir als Geschenk das kleine Buch geben, das du geschrieben hast, dies Buch, das so Schreckliches für mein Tanu-Volk prophezeit, wenn es wie bisher mit den Menschen und all dem weitermacht. Aber es war nie deine Absicht, dein Buch auf mich anzuwenden, nicht wahr, Bryan?«
    »O nein. Dich betrifft es nicht.«
    »Ich bin schließlich eine von ihnen und bin es immer gewesen. Er weiß es, und du weißt es auch.«
    »Ja ... wir wissen beide, was du bist.«
    »Aber es ist wirklich ein sehr bestürzendes Buch, das du geschrieben hast, Schatz, besonders wenn die falschen Leute wie Culluket oder Imidol es lesen und mißverstehen sollten. Nicht einmal Nodonn kann die gesamte Heerschar kontrollieren. Und sie glauben, jeder einzelne Mensch schade ihnen. Sogar ich. Sogar die lieben loyalen Mischlinge. Das ist dir gar nicht klar geworden, nicht wahr? daß dein Büchlein für uns alle den Tod bedeuten könnte. Eine solche Interpretation kannst du dir gar nicht vorstellen ... - so ernst, so zivilisiert und vernünftig, wie du bist, mein Lieber.«
    Bryan, verloren in seine Träumereien, war verwirrt. Die Studie? Das war nur seine Arbeit. »Das hat Überhaupt nichts mit uns zu tun, Mercy. Nichts mit dir zu tun. ZaÜberin.«
    »Dann gib mir dein Exemplar. Gib es mir und verrate niemals, daß ich es habe.«
    Natürlich gab er es ihr. Und sie hob lachend seinen Kopf aus ihrem Schoß, und dann beugte sie sich Über ihn und küßte ihn und Übernahm die Führung. Als sie dorthin gegangen und (wieder) zurückgekehrt waren, befahl sie Wagen und Kutscher, und sie fuhren den Berg hinab. Vor dem Redaktionshaus warteten, womit Mercy gerechnet hatte, Nodonn und Culluket, der Inquisitor des Königs.
    »Er schläft«, meldete sie ihnen. »Die einzigen anderen Kopien der Untersuchung sind im Besitz Ogmols und Thagdals - und natürlich ist sie im Computer gespeichert.«
    »Ogmol kann warten«, sagte Nodonn zu seinem jüngeren Bruder. »Und der König hat seine eigenen Gründe dafür, die Sache geheimzuhalten. Doch er wird diesem Mann, dem ahnungslosen Kronzeugen, nach dem Leben trachten. Du mußt ihn bis zum Höhepunkt des Wettstreits verstecken, redigierender Bruder. Er ist wichtig für unsere Sache. Sieh zu, daß er glücklich und unwissend bleibt!«
    Der Inquisitor nickte. »Ich verstehe vollkommen, Bruder Schlachtenmeister. Unsere Gesellschaft muß einfach beeindruckt sein, wenn das menschliche Krebsgeschwür seine eigene Existenz bestätigt.« Er lächelte Mercy zu.
    Zwei in Rot und Weiß gekleidete Diener erschienen und hoben den bewußtlosen Anthropologen aus der Kalesche. Nodonn stieg ein -und setzte sich auf den Platz neben seiner Frau.
    »Dann bis später, Bruder! Wir beide werden zum Kreatorenhaus gehen und uns selbst um den Computer kümmern.«
    Culluket neigte

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