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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring
Autoren: Julian May
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den verlassenen Korridor tief in dem geheimen Flügel des Redaktionshauses entlang. Sie waren frei von ihren grauen Ringen, trugen frische Kleidung und hatten keine Ahnung, wer sie war oder was sie von ihnen wollte.
    »Meine Identität ist unwichtig«, sagte die maskierte Fremde und blieb vor einer geschlossenen Tür stehen. »Die einzige, auf die es ankommt, liegt hier drin, verloren in einem Traum von sich selbst. Doch vielleicht wird sie bald erwachen.«
    Bredes braune Augen richteten sich auf Basil. »Du bist ein Mann der Tat und der praktischen Einfälle. In wenigen Stunden wirst du deine Fähigkeiten brauchen. Wenn die Zeit kommt, wirst du wissen, was zu tun ist. Alle Dinge, die du brauchst - auch Landkarten und viele komplizierte Geräte, die aus dem Gepäck von Zeitreisenden konfisziert wurden -sind in den Schränken dieses Raums zu finden.«
    Der Kopfputz der Schiffsgattin kippte weit zurück, als sie Häuptling Burke ansprach, und um ihre Augen bildeten sich Lachfältchen, weil der große Indianer einen so argwöhnischen Gesichtsausdruck zeigte. »Du wirst die Überlebenden organisieren und leiten. Es wird schwierig sein, denn da sind die Haut-Patienten, die der Fürsorge bedürfen, und die Gesunden werden einem bloßhalsigen Menschen ungern folgen. Dessen ungeachtet wirst du sie führen.«
    Bredes Hand ruhte jetzt auf der Türklinke. Sie sagte zu Amerie: »Deine Aufgabe ist die schwerste von allen, denn du wirst ihr in der schrecklichen Zeit der Anpassung helfen müssen. Aber du warst ihre Freundin - und du bist das einzige übriggebliebene Mitglied der ursprünglichen Gruppe, an das sich Elizabeth halten kann. Du wirst sie verstehen, obwohl du keine Metapsychikerin bist. Sie braucht jetzt keinen Meta-Gefährten. Sie braucht eine Freundin ... und einen Beichtiger.«
    Die Tür öffnete sich. Dahinter war ein großer, schwach beleuchteter Raum, drei seiner Wände aus dem gewachsenen Fels gehauen. In der hinteren Wand war ein langer, waagerechter Schlitz, mit Glas bedeckt, der den Blick auf das spät-Nachmittägliche Panorama Muriahs und der Salzebenen im Süden freigab. Vorratsschränke säumten die Seitenwände, und in der Mitte des Raums stand eine niedrige Bettstelle, auf der eine Gestalt in rotem Denim lag.
    »Bleibt hier bis morgen früh! Verlaßt diesen Ort nicht vor Sonnenaufgang, ganz gleich, was geschieht! Ihr werdet mich nicht Wiedersehen, denn ich muß in der Stunde, die ich vorhergesehen habe, bei meinem Volk sein. Wenn Elizabeth erwacht, sagt ihr dies: Jetzt bist du frei, deine eigene Wahl zu treffen! Behütet sie gut, denn sie wird bald die wichtigste Person auf der Welt sein!«
    Brede löste sich vor ihren Augen auf, rätselhaft bis zuletzt. Die drei tauschten Blicke und zuckten die Achseln, und dann machte sich Amerie daran, Elizabeth zu untersuchen, während die Männer die Schränke öffneten.
    Der fünfte Tag näherte sich den letzten Stunden der Hohen Mêlée, und beide Armeen waren voll Feuer und Siegeshoffnung, obwohl die Firvulag ganz genau wußten, daß das Blatt sich zu ihren Ungunsten zu wenden begann.
    König Yeochee verbrachte den größten Teil des Nachmittags im verdunkelten Zelt der Seherinnen, wo begabte Alte Fernwahrnehmende Kräfte benutzten, um besonders interessante Einzelheiten für die Nichtkombattanten unter den Kleinen Leuten zu projizieren. Spannend war vor allem das Duell zwischen dem alten Leyr und Imidol von der Heerschar gewesen ... und gleichzeitig schmerzlich, denn Yeochee erinnerte sich gut, welch ein Feueratmer der alte Lord-Koerzierer vor seiner Verbannung durch Gomnol gewesen war. Auch wenn Leyr einer der Feinde war, das hatte er nicht verdient - langsam wie eine Salami aufgeschnitten und dann von der Überlegenen Metafähigkeit des jungen Koerzierers gezwungen zu werden, seinen Ringkragen zu öffnen und sich selbst die Kehle aufzuschlitzen. Na ja. Die Jugend wollte ihr Recht.
    Yeochee verließ die Seherinnen und spazierte zum Feldlazarett, wo die Verwundeten erste Hilfe erhielten, damit sie die Heimreise anzutreten vermochten. Schon verließen die ersten Boote Aven, und viele weitere würden absegeln, bevor der Wettstreit bei Sonnenaufgang sein offizielles Ende fand.
    Der Waffenstillstand dauerte vor und nach dem Kampf nur einen Monat - und eine Reise Über Land ging mit den Verwundeten langsam, zumal dabei die Benutzung von Flußbooten nicht möglich war.
    Yeochee wanderte die Reihen zusammengeschlagener und blutiger Gnome auf und ab. Ein aufmunterndes
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