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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring
Autoren: Julian May
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hervor. Nodonn erwies seinen Eltern mit gewohnter Gelassenheit seine Ehrerbietung und führte Bryan dann an eine gut sichtbare Stelle vor der Hohen Tafel. Der Wissenschaftler machte einen benommenen Eindruck. Ein merkwürdiges Lächeln lag auf seinen Lippen, und von Zeit zu Zeit verirrte sich eine seiner Hände zu seinem offenen Kragen, aus dem es verräterisch golden schimmerte.
    »Edle Kampfgesellschaft!« hub die sturmlaute Stimme an. Die Kette des Schweigens wurde nicht benötigt. »Wir haben Niederlagen in diesem Großen Wettstreit erlitten ... und Siege errungen!«
    Beifall und Stöhnen und nicht wenige betrunkene Flüche.
    »Die erste Runde des Hohen Mêlée brachte uns an den Rand einer Katastrophe, als unsere Grauring-Kavallerie und die Wagenlenker angesichts neuer Taktiken des Feindes ins Schwanken gerieten. Das Unglück wurde noch dadurch verschlimmert, daß die Befehlshaber der grauen Kämpfer -Mischlinge und Goldene, wie wir wissen -, es versäumten, ihre Truppen entsprechend den Vorschriften unserer altehrwürdigen Kriegsreligion zusammenzuhalten.«
    Miauen und entrüstete Proteste, gemischt mit Hohnrufen und einem schmetternden »Schande!«
    Der Schlachtenmeister hob die gepanzerte Faust. »Soll das leugnen, wer will! Die Reihen der Menschen wurden erschüttert. Und als Folge davon mußten wir schwere Punktverluste hinnehmen. Doch die Schuld trifft nicht die menschlichen Mitkrieger der Tanu, sondern uns selbst!«
    Der Tumult, der bis dahin ständig weiter angeschwollen war, verstummte plötzlich.
    »Wir haben uns angewöhnt, uns in unserm Großen Wettstreit zu sehr auf die Menschheit zu verlassen. Wir sind lasch und dekadent geworden, seit wir zuerst ihre domestizierten Chalikos als Reittiere adoptierten und dann sie selbst. Ja ... wir haben die Menschen adoptiert. Sie kämpfen unsere Schlachten, sie bestellen unsere Felder, sie betreiben unsere Bergwerke und Fabriken, sie leiten unsern Handel, sie infiltrieren unsere heiligen Gilden, sie mischen sogar ihr Blut und ihre Gene mit den unseren! Und das ist noch nicht alles. Wir stehen vor der endgültigen Demütigung - und ich wiederhole, wir selbst haben sie auf uns herabbeschworen! Denn jetzt greift ein Mensch nach unserer Königskrone!«
    In dem ganzen großen Zelt war kein Laut zu hören. Und dann kam das gewaltige Brüllen von Celadeyr, dem Lord von Afaliah: »Und gereicht uns diese zur Schande, Schlachtenmeister? Wenn Aiken Drum selbst dem Feind entgegentritt, ohne Waffen und ohne Furcht, während gewisse erhabene Persönlichkeiten sicher hinter undurchdringlichen Schirmen bleiben und Über veraltete Taktiken schwatzen, die die Firvulag nicht mehr schrecken - und erst recht nicht mehr besiegen?«
    Ein Donner aus mentalen und vokalen Rufen bejubelte diese Attacke. Celadeyr setzte hinzu: »der Feind hat sich mit Menschen verbündet. So ist Finiah gefallen. So haben ihre Pikenträger gelernt, unsere Kavallerie zu vernichten. Sollen wir nun zu den von dir hochgehaltenen alten Bräuchen zurückkehren und alle die Köpfe verlieren - mit dem schönen Gefühl, daß wenigstens unsere Ehre heil geblieben ist? Oder sollen wir diesem goldenen Jüngling, dem Erwählten Mayvars, folgen und den Sieg erringen?«
    Diesmal blähte der Aufschrei die Wände und die Decke des Pavillons und ließ die Teller und Becher auf den Tischen tanzen. Das Gesicht Apollos blieb unbewegt, aber er glühte jetzt so wütend, daß diejenigen, die der Hohen Tafel am nächsten waren, zurückwichen und ihre Augen vor dem rosig-goldenen Gleißen schützten.
    »Ich möchte euch nur zeigen«, sagte der Schlachtenmeister, und dabei war seine Stimme in der von neuem eingetretenen Stille sehr leise, »was der Preis für einen solchen Sieg sein muß. Ihr werdet von den Lippen und durch die Gedanken dieses menschlichen Wissenschaftlers, der sich in seinem eigenen Galaktischen Milieu des besten Rufes erfreute, sehen und hören, welche Zukunft vor uns liegt. Seine Untersuchung unserer Beziehungen zu der Menschheit und die daraus entstandenen Spannungen wurde vom Thagdal selbst in der Hoffnung angeordnet, dadurch werde meine ständige Opposition gegen unsere Vermischung mit den Menschen gegenstandslos gemacht. Dieser Wissenschaftler erstellte seine Analyse ohne Zwang und ohne Vorurteil. Viele von euch sind von ihm oder seinem Mitarbeiter, unserm verstorbenen kreativen Bruder Ogmol befragt worden.«
    Nodonn hielt jetzt die Buchplatte hoch, die Bryans Liebesgeschenk an Mercy gewesen war.
    »Hier ist
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