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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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schaden. Ich habe gesündigt, und das nicht zu knapp! Ob mir der Herr wohl vergibt? Gegen eine großzügige Spende freilich«, lachte er. »Die Türen zum Paradies möchte ich wohl offen wissen, wenn ich eines Tages den letzten Atemzug tue. Auf nach Köln also!«, drängte er sich auf und beschloss, ohne Guillaumes Zustimmung abzuwarten, ihn zu begleiten.Drei Wochen waren sie unterwegs, bis sie Köln erreichten. Obwohl Guillaume lieber allein gereist wäre, war Jacques d’Avesnes doch ein angenehmer Begleiter gewesen. Die meiste Zeit hatte er damit verbracht zu scherzen, um Guillaume aufzuheitern, und manchmal war ihm das sogar gelungen. Nun aber, da Köln ganz nah lag, wurde Guillaume erneut nachdenklich und wortkarg.
    »So viel Geld für diese verdreckte Kammer, das ist Wucher!«, knurrte Jacques, nahm den dunklen Umhang und den breitkrempigen Hut ab, die ihn als Pilger auswiesen, und warf beides auf die zerwühlte Bettstatt des einfachen Gasthofes.
    Die letzten Nächte hatten sie in strömendem Regen in einem völlig durchnässten Zelt verbracht. Ihre Kleider waren seit Tagen nicht mehr richtig trocken geworden und klebten feucht an ihren ausgekühlten Leibern. Guillaume fühlte ein Kribbeln in der Nase und nieste. Immerhin war der muffige, dunkle Raum einigermaßen warm. Die Decke auf der Bettstatt allerdings sah nicht so aus, als wäre sie je gewaschen worden. Wie viele Pilger wohl schon die Nacht darin verbracht hatten und wie viele Flöhe und Wanzen darin zu Hause sein mochten?
    »Ob der Wirt einmal im Jahr nach Köln pilgert und um Vergebung für seine Sünden bittet?«, unterbrach Jacques mit einem schiefen Grinsen seine Gedanken. »Wobei sich die Frage stellt, ob ein einziges Mal im Jahr ausreicht«, brummte er und schüttelte die Decke aus. »Gehört Wucher nicht zu den Todsünden?«
    Guillaume zuckte mit den Schultern. Vielleicht gehörte ja nicht nur der für den nächsten Tag vorgesehene Fußmarsch, sondern auch die Übernachtung in dieser Herberge zu ihrer Buße.
    »Ein Tag zu Fuß sollte reichen«, hatte Jacques lachend gesagt, nachdem sie sich mit der nötigen Pilgerausrüstung versorgt hatten. »Immerhin sind wir Ritter, was von ›reiten‹ kommt! Was in aller Welt soll es dem Herrn bringen, wenn wir uns die Sohlen unserer feinen Stiefel durchlaufen? Wichtig für die Vergebung der Sünden, so hört man allenthalben, ist neben ehrlicher Reue und innigen Gebeten vor allem eine nicht zu knapp bemessene Opfergabe, und die habe ich vor, auf dem Schrein zurückzulassen!«
    Ehrliche Reue und innige Gebete … Guillaume war in den vergangenen Tagen immer wieder in sich gegangen. Was genau bereute er? Ellen geliebt zu haben? Nein. Einen Sohn mit ihr gezeugt zu haben? Auch das konnte er nicht bereuen, dazu liebte er William zu sehr. Wie sollte er vor den Herrn treten und ihn um ein Wunder für William bitten, wenn er nichts bereute? Guillaume rang nach Atem. Gewiss, manchmal hatte er sich der Sünde der Eitelkeit schuldig gemacht. Vermutlich verdiente er darum auch den Zorn seines Königs. Doch Gott hatte William lange vorher bestraft. Warum nur? Weil Guillaume Ellen geliebt hatte, ohne den Bund der Ehe mit ihr einzugehen?
    »Komm, lass uns etwas essen gehen, ich sterbe vor Hunger!«, unterbrach Jacques seine Grübeleien und schlug ihm auf die Schulter, als er nicht reagierte.
    Obwohl er weder Hunger noch Durst verspürte, begleitete Guillaume seinen Freund nach unten.
    »Wie es aussieht, sind wir nicht die Einzigen, die auf den Gedanken gekommen sind, hier Pferde und Diener unterzubringen. Kein Wunder, dass der Wirt nahezu jeden Preis verlangen kann«, sagte Jacques, als sie an einem der überfüllten Tische im Schankraum Platz nahmen, und bestellte Bier und Braten.
    »Wenn Ihr etwas Wohlfeileres sucht, müsst Ihr Euch wieder von der Stadt entfernen«, raunte ihnen ein junger Mann in feinstem Französisch zu. Seiner Kleidung nach musste er ein wohlhabender Kaufmann sein. »Je näher Ihr dem Dom kommt, desto mehr verlangen die Gastwirte.«
    Guillaume saß schweigend vor dem schalen Bier, das man ihnen vorgesetzt hatte. Lustlos kaute er auf dem zähen Braten herum, der mehr an derbes Leder denn an Fleisch erinnerte und ein weiterer Teil ihrer Buße sein musste, als sich der Kaufmann erneut zu ihm vorbeugte.
    »Immerhin ist dieser Wirt kein allzu großer Lump. Das Essen ist zwar fürchterlich, wie Ihr vermutlich bereits bemerkt habt, aber zumindest um die Pferde müsst Ihr Euch nicht sorgen, die sind hier in

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